Raus!

Advent. Also fast. Ein paar Tage dauert es noch, aber Hand aufs Herz: Sie haben doch auch schon am Weihnachtsgebäck geschnuppert? Marzipan geschmeckt? Teigfinger abgeschleckt? Dominosteine geges…, ok, das dann vielleicht doch nicht, hat ja alles seine Grenzen. Aber Spritzgebäck, oder? Rumkugeln. Zimtsterne. Hildabrötchen. Kokosmakronen. Springerle. Butterkekse.

Butterkekse? Wieso Butterkekse? Die haben ja wohl überhaupt keinen Bezug zum Advent! Nun, wie soll ich sagen, das stimmt. Historisch gesehen. Ganz aktuell und punktuell indes lässt sich ein solcher Bezug durchaus herstellen. Gerade wenn man, wie der Hausherr, in den vergangenen Wochen aus Recherchegründen gar nicht mal so wenige Folgen von “Die Bären sind los” angesehen hat. Bad News Bears, wie man in einschlägigen Zirkeln, die schon damals die Originalität des Originals zu schätzen wussten, sagen würde.

Wie auch immer: Engelberg! Ogilvie! Amanda! Regi! Der in meinem Kopf ein und dieselbe Person ist wie der junge Frederick Lau, viele Jahre später im Fliegenden Klassenzimmer. Lupus, Dr. Rappant, und natürlich Tanner, mit all seinen Kosenamen für – Tusch! – Butterkeks. Butterblume. Buttermaker.

Wie klein die alle waren. Wie kokett ich Amanda in Erinnerung hatte, dabei war sie so ein Steppke (dennoch kokett). Eine Steppkin? Gibt’s den Typus “Steppke”, unabhängig von der Namensgebung, in männlicher und weiblicher Ausprägung, oder auch darüber hinaus? Es ist kompliziert.

Und dann war da ja noch der Mensch, der die Fehlschläge gezählt hat. Vermutlich ein Schiedsrichter, womöglich sagt man Umpire? Na, haben Sie es auch im Ohr, genau jetzt, dieses “Erster Fehlschlag”? Haben auch Sie im Grunde alles, was Sie über Baseball wissen, bei den Bären gelernt? Nein? Ok, ich schon. Also fast. “The Art of Fielding”, Sie erinnern sich, das Original und seine Originalität, hat dann nochmal eine neue Seite aufgeschlagen.

Wie auch immer: Dieser Mensch zählte also: Erster Fehlschlag … zweiter Fehlschlag … dritter Fehlschlag, Du bist – an dieser Stelle kommt eine kleine dramaturgische Pause, kaum länger als ein Glottisschlag – raus!

Und genau darum geht es heuer. Darum, “raus” zu sein. Sportler*innen, kleine und große Teams, vielleicht Pferde, Trainer*innen, Funktionär*innen, natürliche und juristische Personen, die raus sind. Zur Sicherheit ergänze ich mal noch Gegenstände und was weiß ich.

Wie jetzt, raus? So wie beim Baseball? Nun, eher nicht. Ich weiß ja nicht viel über Baseball, aber die beschriebenen Rauswürfe scheinen selbst mir nicht sonderlich bemerkenswert zu sein. Kein Baseball-Raus, ebenso wenig ein Auswechslungs-Raus, in der Regel auch eher kein Platzverweis-Raus, kein Raus nach Roter Kelle beim Gehen. Wahrscheinlich wartet auch nicht der Strafbankkönig der DEL hinter einem Türchen, oder eine Slalomfahrerin, die ein ums andere Mal ausscheidet, nicht einmal Jack Sock aus dem Jahr 2019.

Wer sich leider auch mehr oder weniger selbst von der Kandidatenliste genommen hat, indem er sich bereits in einem der letzten Adventskalender präsentierte, ist Colin Kaepernick, der bittererweise noch immer sowas von raus ist. Ähnliches gilt weiterhin für Caster Semenya, oder denken wir an Monica Seles, damals, Günter Parche geschuldet. Wahrlich kein verletzungsbedingtes “Raus” im klassischen Sinne (wie man es in den nächsten 24 Tagen eher nicht finden dürfte), aber sie war eben schon hier zu Gast. Was kein Ausschlusskriterium ist, die Wahrscheinlichkeit jedoch zweifellos reduziert.

Wen wir schätzungsweise auch nicht hinter einem Türchen finden, primär mangels Bekanntheit: Hans-Gunnar Liljenwall, Eingeweihten als Moderner Fünfkämpfer aus Schweden geläufig, der als erste Person bei Olympischen Spielen wegen eines Dopingvergehens disqualifiziert wurde und damit, genau, raus war. 1968 musste er seine Bronzemedaille zurückgeben, weil er mit 0,81 Promille Alkohol gedopt gewesen war. Überhaupt, die Doper*innen. Sind natürlich allzu oft “raus”, manche auch regelmäßig, sollen hier aber auch eher nicht im Zentrum der Betrachtung stehen. #ullewarsauber

Bei Gehnäll Persson könnte man das Wort “Titel” ganz hübsch im Gedicht (ach ja, es wird wieder Gedichte geben, in case you wondered) verstecken. Persson gewann 1948 in London mit dem (schon wieder!) schwedischen Team in der Mannschaftsdressur Gold, war aber einige Monate später disqualifiziert raus. Er war kurz vor Olympia zum Fähnrich befördert und zweieinhalb Wochen danach zurück zum Sergeanten degradiert worden. Damals waren nur Offiziere und „Herrenreiter“ teilnahmeberechtigt, nicht aber Unteroffiziere, und natürlich wurden solche Tricks von den (vermutlich männlichen) olympischen Regelhütern nicht hingenommen.

Raus ist aktuell auch, irgendwie, Markus Eisenbichler, und ja, sowas ist vorstellbar. So ganz grundsätzlich. Oder irgendwas, das mit den Herren Daum, Simanić, Rehhagel, Ramzy, Trapattoni, Hamann et al zusammenhängt. Der 12. Mann des FC Bayern gegen Freiburg kommt indes nicht in Frage, der war ja regelkonform, irgendwie, anscheinend.

Also, nochmal auf den Punkt: In den nächsten dreieinhalb Wochen finden sich hier in der Regel Sporttreibende (oder Sportgetriebenhabende), die “raus” waren oder sind, aus den unterschiedlichsten Gründen. Selten jene ganz banalen, der Sportart innewohnenden Gründe wie persönliche Sanktionen oder Schutzmaßnahmen (wie ein Head Injury Assessment) im laufenden Spiel, auch eher keine verletzungsbedingten Ausfälle, aber wer weiß!?

Die Wahrscheinlichkeit, dass einzelne Sportarten überproportional häufig vorkommen werden, ist wie immer gegeben. Das Bemühen, es in Grenzen zu halten, ebenfalls.

Was nicht hilft, da wiederhole ich mich gern: Ihre Vorbildung. Sie vermuten überall Hinweise, dabei ist dem Verfasser womöglich nur kein anderes Wort eingefallen. Eben deshalb haben wir es auch in diesem Jahr gefühlt mit etwas weniger derartigen Hinweisen auf die Sportart zu tun:

Wer einen Titel errungen hat, tat das nicht zwangsläufig auf einer Matte, wer sich bei einer Sache verhob, hatte es ebenso wenig zwingend mit Gewichten zu tun wie in den Fällen, in denen ihr jemand gewogen war. Nicht jeder, der eine tolle Laufbahn hat, betreibt seinen Sport auf einer solchen. Manchmal ist sie schlicht aus metrischen Gründen der Karriere vorzuziehen. Und wer auf einem Podest oder sonst wo landet, ist deshalb nicht gleich Skispringerin oder Eiskunstläufer. Aber natürlich kann all das dennoch genau so sein.

Genug. Der Erklärungen, Hinweise, Rechtfertigungen und Beispiele. Gleichwohl sind wir mit dem Kleingedruckten noch nicht durch: In den letzten beiden Jahren bemühten wir uns gemeinsam, uns auf das zu beschränken, was wir, was Sie irgendwo da oben abgespeichert haben und mit etwas Glück herauskramen können, ohne Google-Exzess. Das können wir doch so beibehalten.

Will sagen: Es wäre schon schön, wenn es im Regelfall ohne Suchmaschinenunterstützung vonstatten ginge. Dass das im Einzelfall ein schwieriges Unterfangen sein kann, ist mir klar.

Die Ratefüchs*innen. Also diejenigen, die das Ganze hier am Laufen halten. Auf die freue ich mich. Also auf Sie, Dich, Euch, die Ihr sehr verlässlich Jahr für Jahr hier auftaucht, unabhängig davon, ob wir ohnehin immer wieder miteinander kommunizieren, häufig via Twitter, X, Mastodon oder BlueSky, aber auch auf anderen Kanälen, oder ob Ihre Namen einfach nur urplötzlich ab dem 30. November in der Kommentarspalte auftauchen.

Apropos “Ratefüchs*innen”: Hinter den Türchen, mit dem ganzen Formalkram, dürfte die Sache mit den Sternchen nicht ganz so leicht fallen. Etwaige Verstöße gegen das Bemühen um geschlechtergerechte Sprache bitte ich dort großzügig als der Metrik zum Opfer gefallen zu betrachten.

Jetzt ist dann aber wirklich gut. Ich hätte da was zum Aufwärmen, vermutlich (auch wenn ich regelmäßig irre) überschaubar schwierig, unabhängig von der ausnahmsweise abweichenden Sprache:

 

His ban appears, let’s make this crystal clear,
as well-deserved as it will ever get.
But nonetheless, a lot of us revere
that man, don’t care about his non-regret.

I wonder what he did throughout his break –
for all we know it might involve some gulls.
Which, even with his whole career at stake,
seemed on his mind. Or was it for the lulz?

Unlike those cats, he wasn’t fast as lightning,
but made his game belong to the beaux-arts.
For some, he was a little bit – um – frightening,
and doubtless left the stage too soon – au revoir!

Sometimes, I simply wondered what he means
by using random words like, say, sardines.

 

Sehnse, geht doch.
Und ja, ich weiß, das Reimschema. Shakespeare hat die Briten da auf etwas andere Pfade geführt, als sie bei uns üblich sind.

Und dann noch dies, zum ersten Anschwitzen, schätzungsweise mit einem nicht klein zu redenden Googeleibedarf. War halt eine Auftragsarbeit:

 

Der Rätsel-Go-to-Guy, von dem wir wissen,
dass er in Sachen Sport (fast) alles schaut,
hat schon im Frühjahr einen rausgehaut
und klar gemacht: den wolle er erquizzen.

Na gut, entgegnet der Skribent beflissen,
auch wenn er sich kaum an die Sportart traut
und ihm vor dem gesuchten Mistkerl graut:
“Let’s go! Doch keiner wird den Namen wissen.”

Zwei EM-Titel brachte er nach Haus,
erreichte weit im Osten Profirang,
doch musste aus dem Gastland zügig raus.

Nachdem er sich an Frauen dort vergang-
en*, zog es ihn gen Afrika hinaus,
wo’r sich als Pionier und Coach verdang.

* Es versteht sich von selbst, dass der oben genannte Allesschauer keine Kenntnis davon hatte, als er die Berücksichtigung des besagten Herrn ausdrücklich einforderte.

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Abschließend ein weiterer wiederverwerteter Hinweis aus den Vorjahren:

Wer Probleme mit der Kommentarfunktion hat, ist herzlich eingeladen, mir seinen oder ihren Kommentar per Mail an blog at heinzkamke.de oder auch per Twitter-DM an @heinzkamke (Mastodon) zu schicken. Der Umstand, dass ein Kommentar nicht gleich angezeigt wird, ist indes kein relevantes Indiz für eine Fehlfunktion, es bedürfte schon einer Fehlermeldung. Denn wie immer werden die Kommentare erst im Lauf des Tages bzw. Abends en bloc veröffentlicht, um die Lösung nicht vorschnell zu offenbaren – ältere Häsinnen und Hasen wissen Bescheid, jüngere verstehen sicher, was ich meine.

Und dann noch ein neuer Hinweis aus diesem Jahr:

Die Zeit ist knapp. Gewiss nicht nur, auf jeden Fall aber auch bei mir. Knapper als in den Vorjahren. So ganz grundsätzlich, aus verschiedenen Gründen. Ich bin zuversichtlich, dass jede*r Interessierte jeden Morgen ein gefülltes Türchen vorfinden wird. Auch bin ich guter Dinge, dass schriftliche Lösungen veröffentlicht werden. Etwas zurückhaltender würde ich die Frage beantworten, an wie vielen Abenden es gelingen wird, diese Lösungen vor der allgemeinen Nachtruhe und einigermaßen nachvollziehbar zu präsentieren, von einer Bezugnahme auf die Antworten des Tages ganz zu schweigen. Wird alles ein bisschen schwieriger heuer. Also, nicht die Rätsel natürlich, die bleiben einfach.

Wie immer wünsche ich Euch und Ihnen allen eine schöne Adventszeit, mit Marzipan, Nüssen und Mandarinen; zudem ein bisschen Besinnlichkeit. Flöten- und sonstige vorweihnachtliche Konzerte mögen das Ganze untermalen, und wer adventlichen Sport im Fernsehen verfolgen möchte, möge dies nach bestem Wissen und Gewissen tun. Was bleibt: Drei Haselnüsse für Aschenbrödel. Und Butterkeks. Der sowas von nicht raus ist.

Hier geht’s dann zum Kalender.