Großmaul, des Nachdenkens unverdächtig?

Mag sein, dass ich die sportliche Führung des VfB missverstanden habe. Für mich klang es jedenfalls so, als hätte Fredi Bobic gesagt, er habe beim Elfmeter keine Angst gehabt, weil Timo Gebhart augenscheinlich vor Selbstvertrauen strotze (und damit, so meine freie Interpretation, nicht hinter dem Berg halte). Bruno Labbadia hatte seinerseits keine Bedenken, weil Timo Gebhart in aller Regel nicht nachdenke. Nun denn, ihre Zuversicht war berechtigt.

Ich selbst war übrigens noch viel entspannter als die beiden. Als nämlich Gebhart an meinem Bildschirm antrat, waren die Bilder bereits von Mönchengladbach über, was weiß ich, Unterföhring nach Dubai gewandert, mit Zwischenstopp in Russland oder so. Unterdessen hatte 90elf längst den Treffer gemeldet, die Bilder dazu konnte ich völlig gelassen abwarten.

Was in dieser Situation ein Vorteil war, hatte mich in den 86 Minuten zuvor nur bedingt begeistern können. Der Zeitverzug wäre sicherlich zu verschmerzen gewesen, wenn denn die Bilder verlässlich ins Haus gekommen wären. Und wenn sie kamen, war ich stets mit anderthalb Augen bei den jungen Leuten, die unsere Wohnung auf den Kopf zu stellen drohten. Ich kann also nicht seriös beurteilen, ob der VfB in der zweiten Halbzeit, wie von Bruno Labbadia in den Raum gestellt, tatsächlich “fast ein 4-3-3” spielte, oder ob es doch eher die etwas aus der Mode gekommene Raute war. Ich weiß nicht, ob Kuzmanovic dem Spiel so viel Struktur gegeben hat, wie zu lesen ist, und ob der vermeintliche Verzweiflungskauf Tamas Hajnal, dem ich das Zeug zum Königstransfer abgesprochen hatte, das Spiel so genial gelenkt hat, wie Sven Ulreich findet. Ich sah zunächst nur sehr verschwommen, dass man das Gladbacher 3:2 nicht wegen Handspiels abpfeifen musste, und dass man die Argumente gegen den Foulelfmeter für den VfB nicht von vornherein beiseite wischen konnte. Da ich jedoch die Fehlentscheidungen gegen den VfB im Lauf der bisherigen Saison nur rudimentär behandelte, werde ich dies bei der einen vom Samstag (der Elfmeter war meines Erachtens berechtigt) gewiss nicht anders handhaben.

In der ersten Hälfte war das Bild etwas besser. Technisch gesehen. Zur Pause stand die Überschrift für den Blogtext zum Spiel fest: “Keine Superlative!” Ich war fest entschlossen, nicht vom nächsten, noch tieferen tiefsten Tiefpunkt in einer an tiefen Tiefstpunkten nicht armen Saison zu sprechen. Wie ich eine solche Bewertung allerdings hätte umgehen können, hatte ich mir noch nicht überlegt ist jetzt vollkommen egal.

Gewonnen. Erster Auswärtssieg. Pogrebnyak war an drei Treffern maßgeblich beteiligt und traf wieder mit rechts, Harnik hält in der internen Torschützenliste Schritt. Träsch dürfte den hier bereits vor Wochenfrist zaghaft geforderten Schritt auf die Rechtsverteidigerposition machen und Boka ist wieder auf seiner Position angekommen. Wenn man nicht wüsste, wie die bisherige Saison gelaufen ist, könnte man fast zuversichtlich sein.

Schade, dass Gebhart nicht dabei ist. Ich schätze seine Spielweise sehr, abgesehen von seiner Fallsucht. Vielleicht regt ihn die Sperre ja mal zum Nachdenken über den Sinn und Unsinn von Schwalben an. Und hier beißt sich die Katze in den Schwanz.