Eine Frage der Erziehung?

Seit einigen Jahren bin ich (irgendwann hatte ich es wohl schon mal angedeutet) im “engeren Vorstand” eines Mehrsparten-Sportvereins aktiv. Die Schwierigkeiten, denen man sich in so einer Funktion gegenüber sieht, sind jedem, der sich dafür interessiert, hinlänglich bekannt und sollen hier auch nicht weiter zum Thema gemacht werden.

Wenn man sich also mit einer gewissen Portion Herzblut engagiert, kann man “seinem” Verein nicht so leicht etwas abschlagen und lässt sich dann, wie in meinem Fall, halt auch mal breitschlagen, im fortgeschrittenen Alter den aktiven Fußballern auszuhelfen, die sich im Abstiegskampf befinden. So fand ich mich also vor ein paar Tagen auf einem Fußballplatz wieder, um nach einer knappen halben Stunde so ausgehebelt zu werden, dass ich bereits im Fallen wusste: es würde nicht gut enden.

So ein Sturz auf Rücken und Hinterkopf ist kein reines Vergnügen, sodass ich meiner Mischung aus Schmerz und Angst deutlich Luft machte. Dass der beteiligte Gegenspieler zunächst dachte, mein Schreien erfolge mit dem Zweck, einen Elfmeter zu erhalten (tatsächlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, es könne einer sein, wohingegen einige meiner Mitspieler es wohl tatsächlich so sahen), ist durchaus nachvollziehbar; daher verstehe ich auch seine anfängliche “Was will der denn, der soll nicht so rumbrüllen”-Haltung.

Ich kann auch akzeptieren, dass er, als ich wie ein alter Mann vom Platz schlich, noch skeptisch war. Als ich dann nach mehrminütiger Behandlungspause wieder auf den Platz kam und es gleich wieder mit ihm zu tun hatte, hätte ich mir eine Entschuldigung eine Nachfrage zumindest vorstellen können. Als ich zwei Minuten später wegen der Schmerzen den Platz endgültig verlassen musste und dabei erneut an ihm vorbei ging, wäre auch ein guter Zeitpunkt gewesen. Selbiges gilt für unsere kurzen Begegnungen in der Pause und unmittelbar nach Spielschluss.

Aber vielleicht setze ich einfach zu viel Anstand voraus.

Da hätte ich wohl aus der Erfahrung lernen müssen, als ich vor ein paar Jahren von einem Gegenspieler unglücklich im Gesicht getroffen worden war, ziemlich übel aussah und mit dem Krankenwagen abgeholt werden musste. Auf eine Kontaktaufnahme seitens des ungewollten Übeltäters wartete ich auch damals vergeblich. Ich weiß nicht, ob er Sorge hatte, in Versicherungsfragen hineingezogen zu werden, ob er sich aufgrund eines schlechten Gewissens nicht traute, Kontakt mit mir aufzunehmen, oder ob es ihm schlicht egal war.

Übrigens: im Rücken ist wohl nichts kaputt, der Schmerz ist betäubt, morgen geht’s wieder zur Arbeit.