Anteilnahme

Als vor einigen Wochen das Königsblog nach Hause ging, war das ein harter Schlag für die Sportblog-“Szene”, keine Frage. Doch auch wenn Trainer Baade für die Ruhrbarone einen veritablen Nachruf schrieb, tat er sich mit eben diesem Begriff schwer: Nachruf. Schließlich hatte lediglich ein Blogger beschlossen, den Betrieb einzustellen, mehr war nicht geschehen. Ich schrieb damals ebenfalls einen Text zu Torsten Wielands Entscheidung, und auch wenn ich dort mit dem Begriff “Nachruf” hantierte, hoffe ich doch, dem geneigten Leser vermittelt zu haben, dass ich das (vermeintliche, wie wir heute wissen) Ableben eines Blogs durchaus einzuordnen weiß.

Ich bin begeistert von Blogs. Lese viel zu viele, beteilige mich an Diskussionen, bringe mitunter, wenn auch noch immer zu selten, meine Freude über einzelne Beiträge zum Ausdruck, und glaube irgendwann, den Autor oder die Autorin zu kennen, was in manchen Fällen sogar stimmt. Ich interessiere mich für sie, nehme an einem kleinen Ausschnitt, vielleicht auch einer Illusion ihres Lebens teil, freue mich mit ihnen, wenn sie von Erfolgserlebnissen berichten, und sorge mich um sie, wenn sie – was nach meiner Wahrnehmung tendenziell seltener geschieht – die Leser an ihren Nöten teilhaben lassen. Bin beunruhigt, wenn sie plötzlich verstummen.

So wie im Vorjahr der Zeitverschwender, bei dem sich die Sorge leider als begründet herausstellte (und von dem ich nur hoffen kann, dass es ihm nach seiner Erkrankung gut geht, zumal er schon wieder sehr lange schweigt). Welche Gedanken mir durch den Kopf gingen, als Trainer Baade sich im Verlauf der Causa Jako einige Zeit sehr still verhielt, will ich lieber nicht ausführen. Vor einigen Wochen war ich nicht der einzige, der sich nach dem Verbleib von Rasenschach-Blogger @gses erkundigte, und nach wie vor frage ich mich in regelmäßigen Abständen, weshalb @droitaubut so plötzlich von der Bildfläche verschwand. Dass ich mit derlei Gedanken nicht alleine bin, verrieten mir einige vorsichtige Nachfragen zu meiner eigenen Abwesenheit in der vergangenen Woche. Man kennt sich, schätzt sich, sorgt sich.

Ronny Schmelzer kannte ich kaum. Persönlich kannte ich ihn überhaupt nicht, sein Blog besuchte ich nur unregelmäßig, kommentiert habe ich meines Wissens nie, er bei mir auch nicht, bei Twitter folgten wir einander nicht. Ich weiß nicht, ob wir viel gemeinsam hatten, kann nur einen minimalen Bruchteil seiner Persönlichkeit ein wenig einschätzen, und wäre gewiss nicht in der Lage, einen Nachruf zu verfassen, der ihm auch nur annähernd gerecht würde. Und doch war ich erschüttert, als ich gestern von seinem Tod erfuhr. Vielleicht, weil er so jung war. Vielleicht, weil er Bestandteil einer Gruppe war, zu der ich mich auch zähle. Er bloggte über Fußball, mehr hat uns nicht verbunden. Und doch geht es mir sehr nah.

Ein junger Mann, der allem Anschein nach völlig überraschend verstarb. Ein Schock für diejenigen, die in irgendeiner Form mit ihm zu tun hatten, und sei es nur, dass sie gelegentlich lasen, was er über Fußball zu sagen hatte.

Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden.