Vielleicht steigere ich mich in was rein

Vielleicht übertreibe ich einfach. Vermutlich ist Bernd Leno schlichtweg nicht so gut, wie er mancherorts geschrieben wird. Bin ich einem Hype aufgesessen. Muss ja wirklich nichts heißen, was man im und rund um den Neckarpark herum so von ihm hält. Hat er nicht neulich schon einmal eine unglückliche Figur abgegeben? Und an der Stamford Bridge hatte er nun wirklich nichts zu verlieren, da kann er nur gut aussehen. Ok, dass ein Champions-League-Teilnehmer nicht zögert, einen 19-jährigen Drittligatorhüter als Nummer Eins zu holen, wenn gleichzeitig erfahrene und zweifellos gute Torhüter auf dem Markt sind, ist sicherlich bemerkenswert und zumindest, nun ja, ein Indiz. Aber wer weiß, unter Umständen bereuen sie’s ja noch – die erste Krise kommt gewiss. Im Übrigen könnte ich es auch mal ein wenig kritischer sehen, wenn ein 19-Jähriger, dem ein Verein ungewöhnlich viel Vertrauen schenkte, sich dort wohl fühlt und darüber nachdenkt, weiter dort bleiben zu wollen, ungeachtet der anderswo genossenen Ausbildung.

Vielleicht unterschätze ich Sven Ulreich nach wie vor. Ganz bestimmt bin ich ihm gegenüber nicht uneingeschränkt objektiv. Möglicherweise hat er das Potenzial, mehr als ein ordentlicher Bundesligatorhüter zu werden, schließlich ist er schon jetzt in einigen Bereichen hervorragend, so in Eins-gegen-Eins-Situationen oder bei der Reaktionsgeschwindigkeit – zumindest aus meiner Laiensicht. Vermutlich bin ich ohnehin überkritisch und fühle mich bei jedem nach vorne abgewehrten Ball in eines VfB-Anhängers unwürdiger Weise bestätigt. Die Spieleröffnung fällt mir bestimmt immer nur dann auf, wenn sie mal nicht funktioniert. Wahrscheinlich ist auch der Eindruck, er habe kein Vertrauen in seine technischen Fähigkeiten, wenn ihm der Ball zugespielt wird, Ausdruck meiner unbestreitbaren Voreingenommenheit.

Vielleicht ist es weltfremd, zu glauben, dass sich zwei Torhüter eine halbe Saison lang einem echten Konkurrenzkampf stellen könnten, ohne dass beide geschwächt daraus hervorgingen. Vermutlich wäre es klug, lieber kolportierte 4 Millionen in der Hand als einen möglicherweise herausragenden Torwart auf dem Dach zu nehmen, und betriebswirtschaftlich richtig, besagte 4 Millionen gleich zu kassieren und ein bisschen Gehalt zu sparen – wer weiß, ob ihn im Sommer überhaupt noch jemand will, und dann kriegt man ihn nicht mehr von der Payroll. Ganz bestimmt ist es unsachlich, den Theorien rund um die geschäftlichen Beziehungen zwischen Fredi Bobic und Ulreichs Berater Beachtung zu schenken.

Vielleicht Ohne jeden Zweifel habe ich keinerlei Ahnung von Abläufen und Entscheidungsprozessen in professionellen Fußballvereinen.

Ich sollte mich da nicht reinsteigern.