Handwerkszeug

Fredi Bobic hatte etwa 88 Minuten ziemlich guten Fußballs gesehen. Würde zwar hernach keinen interessieren, aber es war so. Besuschkow war der Souverän auf dem Platz gewesen, Grbic hatte wieder einmal dreifach getroffen, Ferati vieles versucht, nicht immer erfolgreich, die Abwehr sich weitgehend abgeklärt gezeigt, der Gast war chancenlos gewesen: Stuttgart fünf, Frankfurt eins.

Kurz vor Schluss musste Bobic das Schlienz verlassen und ins große Stadion wechseln, von der U19 zu den Erwachsenen. Möglicherweise tat er dies ähnlich zuversichtlich wie ich selbst kurz darauf, nach dem Abpfiff, und in der Gewissheit, dass die katastrophalen Auftritte gegen Köln der Vergangenheit angehörten.

Leider kam alles ganz anders, und ich kann es nur schwer in Worte fassen. (Daniel Schwaab ist da weniger auf den Mund gefallen.)

Könnte ich singen, wäre das Ganze schnell durch. “Ich hatte keine Tränen mehr, als Ujah und Osako trafen”, sänge ich maffayesk, die Silben ein bisschen beugend, ginge noch auf meinen leeren Blick und das Zittern ein, lüde es hoch, das Blog wäre befüllt und meine Stimmung transportiert. Bliebe bloß noch zu hoffen, dass mich jemand von der Straße zöge. Freundin Ayşe, zum Beispiel, die eher selten ins Stadion geht, am Samstag aber mit ihrer ganzen Familie vor Ort war und hernach nicht umhin kam, mir zu bestätigen, was ich ohnehin zu wissen glaubte, dass nämlich das Spiel auch äußerlich Spuren hinterlassen habe: “Du siehst echt scheiße aus, Heini!”

Nun will ich nicht sagen, dass das “noch geprahlt”, will sagen: eine euphemistische Umschreibung gewesen sei, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich nach dem Spiel geneigt war und im Grunde noch immer wäre, negative Superlative einzustreuen, so ich denn noch welche hätte. Vermutlich habe ich Herrn Völler hier schon des Öfteren zitiert, Sie wissen schon “… einfach die Sache mit dem Tiefpunkt und nochmal ‘n Tiefpunkt und noch mal ‘nen niedrigeren Tiefpunkt.”

Verzeihung. Mir ist gar nicht nach Scherzen zumute. Wirklich so gar nicht. Die Ernüchterung ist kaum in Worte zu fassen. Hatte sich das Déjà-vu in der Vorwoche noch lediglich auf den späten Gegentreffer bezogen, ist es nun ein grundsätzlicheres, beängstigenderes: die Spielweise. Konkreter: die Vorwärtsbewegung.

Kürzlich hatte ich bei n-tv noch vollmundig behauptet, der VfB verfüge in der Offensive “insbesondere mit Maxim und Didavi über ein in den letzten Jahren selten gekanntes Kreativpotenzial” und zudem bedauert, “dass Veh nur schwerlich Platz für beide in seiner Mannschaft finden” werde. Nun, ich wurde Lügen gestraft: er fand. Schön, eigentlich.

Weniger schön, dass ich mich bereits im ersten Schritt geirrt haben könnte. Oder etwas verwechselt habe: technische Begabung mit Kreativität, möglicherweise. Sowohl Maxim als auch Didavi verstehen es, mit dem Ball umzugehen. Sie behandeln ihn liebevoll, er gehorcht ihnen, und sie verstehen auch, ihn zu treten. Freistöße, Ecken, auch Flanken, Pässe: sie können all das. Es ist ihr Handwerkszeug, ein gutes Handwerkszeug, und sie wissen es zu verwenden.

Kreativ ist das allerdings noch nicht. Kreativität erfordert nach meinem Verständnis Überraschungsmomente, Unerwartetes, mit oder ohne Schnörkel, die Fähigkeit, neue Situationen zu schaffen, etwas, das die Abwehr im Idealfall unvorbereitet trifft und ihr deshalb Schwierigkeiten bereitet. Von den beiden Technikern habe ich derlei am Samstag nicht gesehen. Der kreativste Pass kam von Oriol Romeu – schnörkellos, überraschend, doch leider war Timo Werner bereits ins Abseits gelaufen.

Natürlich geht es nicht darum, Didavi und Maxim die Schuld zuzuweisen. Sie führten mir nur in besonderem Maße vor Augen, dass ich mich einer Illusion hingegeben hatte, als ich auf ein überzeugenderes Offensivspiel gehofft hatte. Ein Offensivspiel, das natürlich auch gern von den Sechsern bestimmt werden dürfte. Oder von den Außenspielern. Ich bin da nicht wählerisch.

Auch nicht bei den Mitteln: ob wir nun Tempodribblings zu sehen bekommen wie phasenweise bei Traoré, oder öffnende Pässe, wie Leitner sie nachweislich spielen kann, manchmal, ob auch mal einer mit dem Kopf durch die Wand geht wie Cacau, oder ob Sakai und Klein auf den Außenpositionen ein ums andere Mal mit hohem Tempo Unruhe schaffen, Verwirrung stiften, so wie, manchmal, der 2012er Sakai und, lassen Sie mich nachdenken, Andi Hinkel 2004.

Meinetwegen können sie sich auch per tiqui-taca bis auf die Torlinie kombinieren, also ungefähr so, wie es Maxim und Didavi zu Spielbeginn kurzzeitig außerhalb der Gefahrenzone versuchten oder wie es die Ballkontaktrekordhalter Schwaab und Rüdiger gemeinsam mit Romeu hinter der Mittellinie taten. Nur schneller. Und woanders. Und irgendwie zielgerichtet.

Da ich bis dato so gut wie keine Spielszenen gesehen hatte, wusste ich nicht, was ich von den Neuzugängen zu erwarten hatte. Romeus kreativen Moment und seine zahlreichen Ballkontakte hatte ich schon genannt, ansonsten hat er mich noch nicht überzeugt, was der einen oder anderen seltsamen Aktion und – zugegeben, kein sehr valides Argument – dem Eindruck geschuldet ist, dass ich schon elegantere, in ihren Bewegungen behändere Spieler aus La Masia gesehen habe. Dafür erinnert er mich an Daniel Morales aus “Taxi”, was immerhin ein ähnlich gutes Argument für ihn ist. Ach, und wieso lese ich in den Aufstellungen immer wieder “Oriol Romeu” neben, zum Beispiel “Gentner” oder “Didavi”? Ist er der neue Lucatoni?

Filip Kostić hinterließ insofern einen ganz guten Eindruck, als er für Belebung im Angriff sorgte (was angesichts des Ausgangsniveaus nicht schwer war), ins Dribbling ging und den Abschluss suchte. Dumm nur, dass es keine zehn Minuten dauerte, bis er mich an Danijel Ljuboja erinnerte: die erste Schwalbe ließ nicht lange auf sich warten, bei Auseinandersetzungen mit Gegner und Schiedsrichter war er gleich vorne dabei. Muss ich nicht haben, echt nicht. Aber vielleicht sagt’s ihm ja mal jemand.

Florian Klein: solide. Eine schöne Offensivaktion hatte er, mit schöner Flugannahme und anschließender Hereingabe. Darf er öfter machen; man hätte ihm einen stärkeren Partner auf seiner Seite gewünscht, und Mitspieler, die ihn einzusetzen versuchen. Gerne kreativ, aber auch handwerklich sauber hätte gereicht.

Köln spielte übrigens auch mit. Kevin Vogt gefiel mir ganz gut, Anthony Ujah sowieso, für Daniel Halfar habe ich seit langem ein Faible, das am Samstag aber nicht stärker ausgeprägt wurde. Der VfB spielte ihnen ein bisschen in die Karten, und sie spielten ihr Blatt sauber aus. Gute Leistung.

Insgesamt war es schön, die Bundesliga wieder intensiver verfolgen zu können – selbst das Abendspiel sah ich mir in irgendeiner Kneipe an, war sehr beeindruckt von der Münchner Anfangsphase und völlig überfordert, die weitere Entwicklung des Spiels zu begreifen. Vermutlich hatte ich mich schon fast so sehr mit dem Kräfteverhältnis abgefunden wie die Schalker, die nach dem Spiel in kollektiven Jubel ausbrachen, weil sie ein Heimspiel gegen einen unmittelbaren Mitbewerber nicht verloren hatten, was Marcus Bark bei sportschau.de bereits sehr treffend ausgeführt hat.

Ach, und dann war da ja noch ein Handtor. Ich bin ein bisschen überrascht, dass sich Collinas Erben so klar auf die Seite von Benedikt Höwedes, bzw. von Marco Fritz, stellen. Zwar neige ich selbst auch zu der Sichtweise, dass ein solches Handspiel kein strafbares ist, wiewohl ich finde, dass man Höwedes mit guten Argumenten eine sehr bewusste Nutzung des Ellbogens unterstellen kann; vor allem aber frage ich mich, wieso Abwehrspieler, insbesondere in der Champions League, seit einiger Zeit dazu übergehen, sich dem ballführenden Angreifer mit hinter dem Rücken verschränkten Armen entgegenzustellen, um den Ball nur ja nicht aus kurzer Distanz an Hand oder Arm geschossen zu bekommen? Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sie dafür keine handfesten Gründe haben, vorzugsweise erfolgte Schiedsrichterentscheidungen.

Vermutlich werden die Erben das in den nächsten Tagen auch in ihrer nächsten Podcast-Ausgabe noch einmal aufrollen und in mir einen interessierten Zuhörer haben; ähnlich interessiert erwarte ich die zweite Ausgabe der “Schlusskonferenz” beim Rasenfunk, einem neuen Podcast, hinter dem zu meiner großen Freude just jene beiden Herren stecken, denen ich während der Weltmeisterschaft ganz besonders gerne zuhörte, wenn sie beim fast täglichen WM-Podcast von Herrn @fehlpass zu Gast waren: die Herren @GNetzer (der das jetzt wieder nicht so gerne hört) und @helmi.

Ob dort auch die zweite Liga besprochen wird, weiß ich nicht. Falls ja, dann höchstens deren sportliche Aspekte, vermute ich, nicht aber die Mattuschka-Posse. Die mich persönlich ein bisschen bestürzt. Hätte ich nicht erwartet. Nicht, dass mich Norbert Düwel gleichermaßen an Joachim Löw in der Causa Ballack und Michael Skibbe in Sachen Thomas Häßler denken lassen würde, und auch nicht, dass sich Mattuschka selbst nicht entblöden würde, sich auf das Glatteis der großen Buchstaben zu begeben.

Es überrascht mich naiven Romantiker komplett, dass so etwas so schnell gehen kann, und es gibt wenig, was ich aktuell weniger gern hören möchte als Sätze im Stil von “kein Spieler ist größer als der Verein”. Rein emotional und aus der Ferne. Aus der Nähe sieht man das vermutlich aus guten Gründen anders. Tja.

 

 

Drei Generationen, vier Silben

Ich will es mal so sagen: das größte Kopfzerbrechen während des Spiels bereitete mir die Frage, ob der Sky-Reporter tatsächlich Recht haben könnte mit seiner Überzeugung, dass man Kolašinac auf der dritten Silbe betont. Gefolgt von jener, wieso ich bei Muttern und Vatern so viel Kaffee getrunken hatte, aber das sollte ich vielleicht gar nicht weiter vertiefen.

Die Zuversicht, mit der ich auf Basis der Erfahrungswerte aus den letzten soundsoviel Jahren dem Spiel gegen Schalke entgegengesehen hatte, erfuhr nur in zwei (drei) Situationen eine seismisch nachweisbare Erschütterung: zum einen, als man in der Nachspielzeit der ersten Hälfte Goretzka zum Abschluss einlud, zum anderen in den drei Minuten nach dem 3:1, mit dem Kopfball des Prinzen und der effetvollen Ecke von Tim Hoogland, der seinem gebrauchten Tag in diesem Moment mit etwas Glück doch noch eine positive Wendung hätte geben können. Ansonsten lief es wie erwartet, irgendwie.

Klar kann man das hernach leicht sagen, noch dazu nach einem Wochenende, für das “wie gemalt” als eher vorsichtige Umschreibung durchgeht. Aber Schalke zuhause, so sagte ich mir in der Tat, das passt. Noch dazu, in der laufenden Saison, wenn ich selbst nicht vor Ort sein kann. Natürlich malte ich mir vor dem Spiel auch aus, was eine Niederlage bedeuten würde, und wenn ich ehrlich bin, war mir gar nicht so klar, wieso der VfB ausgerechnet in diesem Spiel zu seiner Schalke-Form finden bzw. wie die Schalke-Formation aussehen sollte; dennoch hatte ich wenig Zweifel daran, dass die Mannschaft als Sieger vom Platz gehen würde.

Ok, ich gebe zu, dass die Erkenntnis, Cacau auch noch in den zweiten 45 Minuten auf dem Spielfeld zu sehen, meinen Puls unmittelbar nach der Pause ein bisschen in die Höhe trieb. Aus Sorge, ihn ohne Huub Stevens’ Zutun keine 45, sondern höchstens noch 15 Minuten spielen zu sehen. Er strafte mich eindrucksvoll Lügen, und ich nahm die Strafe, Anstand und Haltung bewahrend, gerne an.

Ach, und dass Gruezo raus musste, noch dazu just nach dem nicht gegebenen Anschlusstreffer, und dass Konstantin Rausch statt seiner die Mitte verdichten sollte, war emotional auch eher kein idealer Einstieg in die Schlussviertelstunde. Zumal mit meinem Vater ein stets furchtbarer Schwarzmaler neben mir saß. Dabei ist er noch nicht einmal VfB-Anhänger. War ihm aber egal, er malte. Sprach von Statistiken und der VfB-Viertelstunde. Die nichts mit ihrem Hütteldorfer Pendant gemein hat.

Etwas überraschend sprang mir der Wirt, ein KSC-Fan, zur Seite, und wie ich so über Belanglosigkeiten schreibe, fällt mir dann doch auf, wie sehr ich aller vorgegebenen Abgeklärtheit zum Trotz dankbar nach jeder Ablenkung griff, die mich vom Nägelkauen oder vom ständigen Umarmen meines Sohnes (ja, es war eine Dreigenerationenkneipenschau) abhielt. Sie wissen schon, jene Umarmungen, die betrunkene Männer einander gelegentlich angedeihen lassen (mein Trainer, damals, fragen Sie nicht!) und die sich in nichts von dem unterscheiden, was landläufig unter “Schwitzkasten” läuft. Ich kann das halt auch nüchtern.

Ja, Ulreich, wieder. Und ja, klar, Sakai – nachdem ich eine Viertelstunde zuvor noch bemängelt hatte, dass er “Nie!” ins Dribbling geht. Ja, Didavi, der Freistoßdistanzen direkt überwindet, bei denen Allgöwer zweimal nachgedacht hätte. Um dann doch zu treffen, aber das ist eine andere Geschichte. Ja, Harnik, mal wieder. Ja, Traoré, den mein Vater am liebsten adoptiert hätte, und ja, hatte ich schon implizit gesagt, Gruezo.

Und nein, Ibisevic. Die Lebensversicherung auf der Bank, und sie dürfte das nicht gerne mit sich machen lassen. Auch wenn es nicht ganz fern liegt, bei einem auf schnelle Gegenangriffe angelegten Spiel auf typischere Konterstürmer wie Werner oder eben auch Cacau zu setzen, würde es mich sehr interessieren, wie Stevens in diesen Tagen mit Ibisevic kommuniziert. Ob er es überhaupt explizit tut.

Nächster Halt: Hannover. Und meine Überzeugung ist wie weggeblasen. Klar hoffe ich, bin auch zuversichtlich, träume von einer dann doch überraschend frühen Rettung, aber von dieser österlichen Gewissheit, die natürlich keine war, sich aber im Rückblick so anfühlte, ist das doch noch ein ganzes Stück entfernt. Vielleicht kommt sie ja noch.

Und natürlich hab ich mich kundig zu machen versucht. Forvo muss noch passen, Wikipedia sagt [kɔ’laʃinats], es finden sich auch Videos mit k am Ende, zumindest aber haben die bisherigen Ergebnisse eines gemein: die Betonung auf der zweiten Silbe.

 

 

 

 

 

Stets pünktlich und bemüht

“Wenn ich sehe, dass jemand sehr akribisch arbeitet, sich aufopfert im Job und ambitioniert ist, dann decke ich ihm mit Überzeugung den Rücken.”

Das sagte Fredi Bobic vor dem letzten Bundesligaspieltag der Schwäbischen Zeitung, und er meinte Bruno Labbadia. Er sagte auch noch einiges mehr, zum Beispiel, dass Labbadia oftmals jungen Spielern “anhand von TV-Analysen zeigt, was sie besser machen können … das sind Dinge, die nicht mal der ein oder andere sogenannte Konzepttrainer macht.”

Nun weiß ich nicht genau, wen Bobic mit den sogenannten Konzepttrainern meint, und weiß demzufolge erst recht nicht, was diese in ihrer täglichen Arbeit so tun. Im Grunde würde es mich überraschen, wenn sie ihren Nachwuchsspielern nicht in Form von Videoanalysen den Spiegel vorhielten, aber Bobic wird schon wissen, was er sagt. Den obligatorischen Hinweis, dass ich noch immer hoffe, auch Bruno Labbadia orientiere sich an einem Konzept, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber.

Ein bisschen erinnert mich das Interview an einen Arbeitgeber, der einem scheidenden Mitarbeiter ein gutes Zeugnis mit auf den Weg geben möchte, sich dabei aber ein wenig verheddert. Bobics Wertschätzung für den Trainer klingt durch, er geht auf die Rahmenbedingungen und Labbadias unbestrittene Verdienste ein, und doch: akribische Arbeit? Opfert sich im Job auf? Ist ambitioniert? War er vielleicht sogar pünktlich? Stets bemüht?

Sicher, ich übertreibe. Gewiss, ich habe selektiv zitiert. Aber so’n bisschen mehr über relevante Qualitäten des Trainers hätte er schon sagen können, so er sie denn sieht. Verzeihung, relevant ist Akribie schon. Auch Pünktlichkeit ist relevant. Notwendig, sogar. Nur nicht hinreichend. Die Weiterentwicklung junger Spieler und eine eigene Handschrift (wenn es denn eine geeignete wäre) könnten indes hinreichend sein. Leider liefert jedoch das Interview keine hinreichende Erklärung der Handschrift. Dabei wäre sie notwendig. Im Gegensatz zu diesem verqueren Absatz.

Vermutlich würde auch Bruno Labbadia unterschreiben, dass er mit der Handschrift, die man am Samstag möglicherweise hätte erahnen können, nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Bei Thomas Tuchel, dessen Mannschaft einen Fußball spielte, der auf mich wesentlich strukturierter, vielleicht auch intelligenter, was immer das heißen mag, wirkte, könnte das anders sein. Er dürfte sich die durch das Mainzer Tun insbesondere zu Spielbeginn offenbarte Handschrift gerne – und zurecht – zuschreiben lassen. Dass den Mainzern die Stuttgarter Trägheit dabei wunderbar in die Karten spielte, ist unstrittig. Und dass Trägheit nicht unbedingt zu den Eigenheiten von Labbadias Handschrift zählt, will ich ihm hier gerne zugestehen. Die Mannschaft war einfach im Kopf nicht ganz da, und ich kann es ihr nicht einmal verdenken.

Dann bekommt man halt ein Tor, nachdem ein eigener Innenverteidiger zunächst noch an der Mittellinie protestierte, anstatt gegen den Ball zu spielen, ein Tor, bei dem 4 oder 5 Weiße den im Grund schon nicht mehr gefährlichen Angriff zu leichtfertig laufen lassen und zwei Blauen beim Torschießen zusehen. Dann bekommt man eben ein zweites Gegentor, bei dem einige keine gute und der Torwart eine, nun ja, lustige Figur abgeben. Jener Torwart, der zuvor schon Glück hatte, nicht vom Platz gestellt zu werden, als er einen Ball völlig falsch eingeschätzt und außerhalb des Strafraums mit der Hand gespielt hatte, und der sich kurz darauf einen hohen Ball selbst ins Netz statt über die Latte gelöffelt hätte, wäre ihm nicht ein Verteidiger zur Seite gesprungen. Wird bestimmt alles besser in Berlin.

Immerhin: man wehrte sich, spielte zwar noch immer verdammt viele Fehlpässe oder schaffte es, wie Gotoku Sakai, drei oder vier Bälle völlig unbedrängt bei der Annahme ins Aus springen zu lassen, zeigte aber auch, dass man das Spiel gelegentlich schnell machen und dann auch konsequent abschließen kann (Boka!). Faszinierend die zweite Hälfte, als man sich wünschte, dass wenigstens eine der beiden Mannschaften in der Lage wäre, mal einen schnellen Angriff – Räume waren im Überfluss vorhanden – konsequent zu Ende zu spielen. Kurz: ein typisches letztes Saisonspiel bei nahezu entsprechenden Temperaturen.

Typisch für einen letzten Spieltag war auch das Geschehen auf den anderen Plätzen. Tore im Minutentakt, speziell in der ersten Hälfte, entschädigten für vieles, was man im Neckarstadion an Aktivität und Attraktivität vermisste, und ein bisschen fühlte man sich wie in der guten (?) alten Radiokonferenz. Champions League, Europa League, Abstieg – es ging hin und her, die Spannung war groß, die Ereignisse zahlreich, die Präferenzen im Stadion deutlich vernehmbar. Bei Schalke und Freiburg schienen sich viele schwer zu tun, Frankfurt hatte wohl leichte Vorteile gegenüber dem HSV, nur bei Hoffenheim schien sich der Großteil der Zuschauer in seiner Aversion einig. Umso spannender, dass sich gerade dort die Ereignisse zum Ende hin überschlugen, sodass die Fans, die das Treiben ihres VfB über weite Strecken vergleichsweise teilnahmslos verfolgten, auf diesem Wege einige Aggressionen loswerden konnten.

Nach dem Spiel äußerte ich meine Begeisterung über das nachmittägliche Geschehen via Twitter:

– was, nicht nur aus Sicht der gerade Abgestiegenen oder anderweitig Gescheiterten verständlich, keine uneingeschränkte Zustimmung erfuhr. Gleichwohl: solche Geschehnisse, gerade die in Dortmund, sind es doch, die einen ganz erheblichen Teil dessen ausmachen, was uns am Fußball so fasziniert. Freiburger Fans werden ihren Enkeln dereinst davon erzählen, wie Julian Schusters kurioses Eigentor die erste Champions-League-Qualifikation ihres Vereins verhinderte (wobei: möglicherweise erzählen Freiburger Fans ihren Enkeln auch auf Jahrzehnte hinaus nur von Christian Streichs Pressekonferenzen), und den nächsten Generationen Hoffenheimer Anhänger (hier darf sich jeder, dem so etwas gefällt, gerne einen beliebigen Witz mit den Schlagworten Hoffenheim, Fans, Tradition und Hopp denken) könnten, ein erfolgreiches Bestreiten der Relegation vorausgesetzt, ob der Namen Gisdol, Schipplock, Salihovic und nicht zuletzt Großkreutz irgendwann die Ohren bluten.

Ich selbst bin, um damit nicht hinter dem Berg zu halten, recht zufrieden mit dem Ausgang des letzten Spieltags. Ich freue mich, dass Frankfurt und Armin Veh für ihre starke Saison belohnt wurden. Freiburg hätte ich Platz vier gegönnt, verhehle aber nicht, dass auch Jens Kellers Weg mit den Schalkern aller Ehren wert ist. Dass ich letztlich ohnehin jede Platzierung, die man nach 34 Spielen erreicht, für verdient halte, wissen diejenigen, die hier mit einer gewissen Regelmäßigkeit mitlesen, ohnehin.

Und so verneige ich mich ziemlich tief vor Markus Weinzierl und seinen Augsburgern, bedaure die Düsseldorfer Fans, deren Verein zu lange eine zu schlechte Figur abgegeben hat, um bei mir einen nennenswerten Abschiedsschmerz auszulösen, und beglückwünsche Hoffenheim, das nicht nur den Trend und möglicherweise ein wenig den Spielplan zum Freund hatte, das auch nicht nur die sich bietende Chance entschlossen beim Schopf packte, sondern das auch seit Wochen Anzeichen einer einkehrenden Vernunft und entsprechenden Neuorientierung aussendet. Dass mich ganz nebenbei auch die Bayern mit ihrer überragenden Saison beeindruckt haben, ergänze ich gerne, auf all die anderen will ich jetzt nicht weiter eingehen.

Kurz eingehen möchte ich aber noch auf die VfB-Spieler, die sich mit einem sehr gelungenen Video bei den Fans bedankten (wie mittlerweile wohl jeder weiß):

Interessant, wie sie sich am Spieltag nach der Ankündigung des Videos im Mittelkreis sammelten, in – wie ich meine – gespannter Erwartung der Reaktion derjenigen, die sie da porträtierten (der Umstand, dass mir kein passendes Verb aus der Wortfamilie der »Hommage« bekannt ist, ersparte mir die Entscheidung, ob ich das Porträt vielleicht gar zur eben genannten erheben solle), in gespannter Erwartung, wie sie Kindern eigen ist, die etwas für ihre Eltern gebastelt haben und eigentlich wissen, dass diese begeistert reagieren werden, die aber doch, wegen irgendeiner Kleinigkeit (Mamas gute Stoffreste verwendet?), einen Ticken © Nervosität verspüren. Was natürlich völlig unnötig ist.

Was mir tatsächlich am besten gefallen hat: die Trikotvielfalt. Cacau mit diesem furchtbaren goldstichigen Göttinger-Gruppe-Verbrechen, Röcker als Verlaat, dann natürlich Südmilch, selbst das weinrote Gazi, Ulreich im gelben debitel – fast wie im richtigen Leben, die einfache Variante mit aktuellen Trikots (und dem aktuellen Sponsor) vermeidend.

Und am allerbesten, einmal mehr: Martin Harnik. Ich hatte überlegt, diesen Text ganz anders zu schreiben, unter der Überschrift “Ode an Martin Harnik”. Allein: ich weiß nicht, wie man eine Ode schreibt. Sagte ich hier übrigens schon einmal, in anderem Zusammenhang. Irgendwann muss ich mich wohl doch mal daran versuchen. Bis dahin sammle ich einfach weiterhin öffentliche Auftritte von und mit Martin Harnik, mit dem Wunsch, dass sie jedem anderen Berufsfußballspieler zum Selbststudium ans Herz gelegt werden mögen. Könnte allerdings auch deprimierend werden.

Die Uerdingen-Uebertreibung

Die Bundesliga-Saison läuft noch, hörte ich. Es fallen tatsächlich auch noch einige relevante Entscheidungen, und ja, ich werde sie interessiert verfolgen. Ich werde auch ins Neckarstadion gehen, um dem VfB gegen irgendeinen Gegner, möglicherweise ist es Mainz, zuzuschauen. Ok, ich weiß, dass es Mainz ist, mir war nur grade nach einer billigen, Effekt heischenden (wohl aber nicht erzielenden) Illustration meines sehr überschaubaren Interesses an den verbleibenden (jenes in Gelsenkirchen zählte bereits dazu) Bundesligaspielen des VfB in dieser Saison. Vom Schalke-Spiel habe ich noch nicht einmal die Tore gesehen.

Nun könnte man einwenden, die Spiele seien allein deshalb interessant, weil es ja für alle Spieler darum gehe, so auch öffentlich von Trainer und Sportvorstand propagiert, sich für das Pokalfinale zu empfehlen. Was voraussetzen würde, dass es tatsächlich einen Konkurrenzkampf gibt. Tatsächlich suche ich gegenwärtig noch nach der Startelfposition, die nicht vergeben ist. Rechts hinten vielleicht?

Letztlich ist es ja ohnehin egal, wer gegen die übermächtigen Tripleaspiranten aus München aufläuft, hört man. Denkt man auch selbst. Manchmal. Meist. Aber gegen so ein bisschen Hoffnung ist ja nichts einzuwenden, kann und will man sich nicht einmal wehren, und Strohhalme sind schnell gefunden:

Tweets_Uerdingen_20130515

Der Reihe nach: Trainer Baade wünscht einigen VfB-Anhängern ein längeres Vergnügen als jenes, das er selbst (obschon Nicht-Vereinsanhänger, d. Red.) im Jahr 2011 mit Meiderich hatte. Er geht allerdings von einer geringen Eintrittswahrscheinlichkeit aus, was sich mit meiner Erwartungshaltung zu decken scheint. Martyn interveniert und verweist auf ein geschichtliches Vorbild: Bayer Uerdingen, vermutlich im Jahr 1985 (Sie wissen schon, wie auch in meiner Reaktion angedeutet: Wolfgang Schäfer, Pokal im Bett, undsoweiterundsofort).

Richtig interessant wird es in dem Moment, als Trainer Baade die Vergleichbarkeit bestätigt. Beinahe, fügt er fast ein wenig verschämt hinzu, und der gemeine Stuttgarter Anhänger interpretiert seine Relativierung dahingehend, dass der VfB, ein Traditionsverein und in diesem Jahrtausend einer der regelmäßigsten deutschen Europapokalteilnehmer, dann ja doch nicht auf ganz so verlorenem Posten stehe wie das mittlerweile ungefähr siebzehntklassige Bayer Uerdingen damals, ein Plastikverein von Bayers Gnaden, dessen anhaltende öffentliche Bekanntheit sich nahezu ausschließlich aus zwei Spielen speist, von denen das eine eben genannt wurde und das zweite sich bereits in den Köpfen der Mitlesenden eingenistet hat.

So zumindest meine Interpretation der Baade’schen Einschränkung, seiner Höflichkeit eingedenk. Möglicherweise meinte er es aber auch ganz anders. Möglicherweise gelang es ihm, die Stuttgarter Fans glauben zu machen, er bewerte die Chancen ihrer Mannschaft höher als die damaligen Uerdinger Aussichten, obwohl er eigentlich, die Fakten vor Augen, das Gegenteil meinte. Sicherlich wusste er, im Gegensatz zu den verblendeten VfB-Anhängern wie Martyn und mir selbst, dass Bayer Uerdingen zu jener Zeit wesentlich näher an den Bayern dran war, als es sich der VfB heute auch nur erträumen könnte:

Zum Zeitpunkt des Pokalfinales 2013 wird der VfB in der Liga rund 10 Plätze und mindestens 43 Punkte (maximal 49) hinter den Bayern liegen. Bayer Uerdingen lag damals – übrigens beim ersten Finale im sogenannten deutschen Wembley und zugleich dem letzten, so ich mich nicht vertan habe, das vor dem letzten Bundesligaspieltag stattfand – auf Platz 5, also 4 Ränge und 10 Punkte hinter dem Finalgegner, von denen letztere auch bei Umrechnung gemäß der 3-Punkte-Regel nur auf 15 anwachsen. Kein Vergleich zum VfB, wenn man ehrlich ist.

Momentaufnahme? Ja, wie immer. Aber nicht nur. Im Folgejahr, das Bayer mit einem 1:0-Sieg gegen den FC Bayern begann, belegte die Mannschaft am Saisonende Rang 3, 4(6) Punkte hinter dem Meister aus München, und scheiterte im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger an Atlético Madrid. Durchaus ehrenvoll, was gewiss auch für den FC Bayern gilt, der im Viertelfinale des Landesmeisterpokals gegen Anderlecht und den jungen Enzo Scifo den Kürzeren zog. Klingt aber – meiner eigenen anderslautenden Erinnerung zum Trotz – irgendwie so, als sei man sich sportlich damals annähernd auf Augenhöhe begegnet, zumal auch noch niemand das Bedürfnis verspürte, von spanisch-schottischen Verhältnissen zu sprechen.

Quintessenz: Uerdingen taugt nicht als Referenz. Mit viel Wohlwollen vielleicht als Strohhalm. Bleibt also die Frage, wo man die von Martyn angesprochene Hoffnung in der Geschichte des DFB-Pokals suchen und vielleicht doch noch finden soll.

Ich hab das dann mal übernommen, wenn auch eingeschränkt: seit der Gründungssaison der Bundesliga, weiter habe ich der Vergleichbarkeit wegen nicht zurückgeblickt, gewann in immerhin 15 Fällen die in der regulären Saison (kleine Ungenauigkeit: am Saisonende, nicht zwingend zum Zeitpunkt des Finales) schlechter platzierte oder unterklassige Mannschaft, angefangen gleich 1964 in Stuttgart, als der Bundesligasiebte 1860 gegen den Dritten (nach 3-Punkte-Zählung sogar Zweiten) aus Frankfurt, der 13 Punkte (3er) mehr erzielt hatte, siegreich blieb.

Mit dem heutigen Platzierungs-, Punkt und Leistungsunterschied zwischen den beiden Finalisten scheint so ein Ergebnis indes nur schwer vergleichbar zu sein, nicht einmal »(beinahe)«. Lediglich zweimal gelang es einer Mannschaft, die in der Bundesliga 20 oder mehr Punkte Rückstand auf ihren Finalgegner hatte, diesen dann tatsächlich zu besiegen: 1999 lag Werder Bremen (fast hätte ich gesagt: aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, um mich dann doch kurz der aktuellen Tabelle zu besinnen) als 13. satte 40 Punkte hinter dem Meister aus München, den es im Elfmeterschießen besiegte, und, tja, der frischgebackene Meister aus Stuttgart war im Jahr 2007 dem 5 Plätze und 22 Punkte hinter ihm eingelaufenen 1. FC Nürnberg nicht gewachsen. 1989 lag Pokalsieger Dortmund immerhin noch 13 Punkte und 4 Ränge hinter Finalgegner Bremen, 1996 schlug Absteiger Kaiserslautern im Finale den um 9 Plätze und (nur!) 12 Punkte besseren KSC.

Eine Sonderrolle nehmen schließlich, die gemeine Leserin wird die Protestnote bereits formuliert haben, noch die beiden Finale ein, bei denen ein unterklassiger Verein siegreich vom Platz ging: 1970 schlug Regionalligist (und Bundesliga-Aufsteiger) Offenbach den Bundesliga-Vierten aus Köln. Mit etwas Wohlwollen kann man von einer Differenz von 15 Rängen reden [Nachtrag: war alles anders, wie Trainer Baade in den Kommentaren erklärt.], bei den Punkten wird es dann gänzlich unseriös. Gleiches gilt im Falle von Hannover 96, das 1992 als fünfter der 2. Liga Nord den 13. der ersten Liga, Borussia Mönchengladbach, im Elfmeterschießen schlug. Aufsteiger aus der 2. Liga Nord war in jener Saison, genau, Bayer Uerdingen.

Was das nun für den VfB heißt? Man weiß es nicht. Oder zumindest ich nicht. Aber man könnte sich an Werder 1999 orientieren. Oder an, honi soit qui mal y pense, den beiden Zweitligisten.

Und dann erinnern wir uns, wie so oft in kritischen Situationen, des Buches von den Elf Freunden, in dem Heini, Matze und die anderen vor ihrem eigenen großen Spiel alte Ergebnislisten wälzten, um sich einen vergleichbaren Außenseitersieg zum Vorbild zu nehmen. Dass der letztlich für passend befundene 3:0-Sieg der Düsseldorfer Fortuna gegen Schalke im 33er Meisterschaftsfinale aus einer Zeit stammte, in der die Kräfteverhältnisse noch etwas andere gewesen waren, musste man ihnen ja nicht auf die Nase binden. Und es half.

Also doch unsere Hoffnung: Bayer Uerdingen!

Oh My Darling …

Am Samstag wurde “Immer wieder VfB” angestimmt, Sie wissen schon, nach der Melodie von “Einen Brustring …”. Verzeihung, nach der Melodie von “Oh My Darling, Clementine”. Und ich habe mich nicht an den Text gehalten, was sich im Nachhinein in mancherlei Hinsicht falsch anfühlt.

Es war ein Klassiker. Ein Lied aus Kindertagen, das ohnehin viel zu selten angestimmt wird. Wie konnte ich da den Text verunglimpfen? Und wie kam ich dazu, mich implizit der Gruppe und den Taktgebern zu verweigern? Wenn man dann noch betrachtet, was ich stattdessen sang, wird’s kritisch: ich huldigte einem einzelnen Spieler. Individuell. Wo doch der Verein größer ist als jeder einzelne Spieler.

Und doch: ich würde es wieder tun. Weil er so herzerfrischend ist. Spielt. Übermotiviert, gewiss. Manchmal mit dem Kopf durch die Wand will. Und nicht selten tatsächlich hindurch kommt. Weil er Begeisterung, Spielfreude, Spaß vermittelt. Zug zum Tor beweist. (An der tatsächlichen Torgefahr muss er noch arbeiten.) Und weil die Mütze zu den Schuhen passt.

Möchte jemand mitsingen?

Ibrahima, Ibrahima, Ibrahima Tra-o-ré!

Hat Spaß gemacht, die Singerei. Hatte es ja gegen Molde gar nicht so viel Grund zu gegeben. Außer nach dem Spiel, wie man so hörte. Was ich wiederum nicht beurteilen kann, der Sohnemann musste ins Bett. Und da ich gegen Schalke ebenfalls nahezu überpünktlich los musste (der Nikolaus hatte eine nochmalige Stippvisite angekündigt), erlebte ich also weder den Beginn des Streits noch die erste zarte Wiederannäherung mit – was mich geradezu prädestiniert, meine Meinung abzugeben.

“Stuttgart international kann man nur besoffen sehn”. Richtig, ja? So hatte ich das zumindest vor einiger Zeit gehört. Und mir ob dieses Ausdrucks grenzenloser Kreativität und überbordenden Esprits ziemlich genau das gedacht, was Martin Harnik Wochen später mit der kolportierten Geste ungleich prägnanter auf den Punkt brachte. Gefällt mir, der Mann.