Es war eine enge Entscheidung: selber kicken oder VfB schauen? Nachdem ich die letzten 20 Minuten live und ein bisschen mehr per Zusammenfassung gesehen habe, bin ich sehr glücklich ob meines Entschlusses pro Körperertüchtigung.
In Unkenntnis des Spielverlaufs wollte ich mich auch gar nicht weiter zum Nürnberger Siegtreffer äußern – Camoranesis Bock hin, Bokas Böckchen her. Cacaus Zurückhaltung gegenüber Schieber klassifiziere ich wohlwollend als fair, mein Ulreich-Schweigegebot gilt weiterhin. Und doch hat mich der Treffer noch eine Weile beschäftigt. Weil er mich so sehr an ein anderes Tor aus grauer Vorzeit erinnerte. Eine Parallele, die möglicherweise kaum jemand nachvollziehen kann, schließlich sind solche Parallelen, wenn man sie nicht mathematisch verwendet, ja etwas sehr Individuelles, und allzu häufig werden sie einem nicht so sehr ins Auge springen wie bei Messi und Maradona. Und doch ist es eine Parallele, die sich in meinem Kopf eingenistet, es sich dort gemütlich gemacht hat. Obwohl der Kontext natürlich nicht zu vergleichen ist – fünfter Bundesligaspieltag hier, großes Finale da, Frankenstadion hier, Weltbühne da, von den beteiligten Spielern gar nicht zu reden.
Die Älteren werden sich erinnern an jenes Spiel, als die deutsche Mannschaft wie gestern der VfB einen Rückstand aufgeholt, den Ausgleich quasi erzwungen hatte, ohne spielerisch wirklich zu glänzen, um dann zu meinen, unbedingt noch den Siegtreffer erzielen zu sollen. Natürlich ist es richtig, den Siegtreffer erzielen zu wollen, aber man könnte ja über einen Wechsel von bedingungsloser, möglicherweie blinder Offensive zu einer etwas überlegteren, von mehr Realismus geprägten Variante zumindest nachdenken. Wenn indes, wie gestern beim VfB, bei einem Eckball in der letzten Minute 9 Mann im oder am gegnerischen Strafraum stehen, ist das zunächst einmal recht mutig. Wenn es dann nicht einmal gelingt, den Ball in den Strafraum zu bringen, geschweige denn zum Abschluss zu kommen, hatten wir es wohl eher mit Übermut zu tun. Und übermütig waren bekanntlich auch jene Recken, die in vorderster Front Happelsches Pressing ausübten, obwohl sie doch wussten, dass sich der beste Fußballspieler mindestens seiner Zeit im Mittelkreis herumtrieb und nur auf jene Kerze wartete, die über Umwege zu ihm gelangte und ihm den einen Pass ermöglichte, der seinem Mitspieler den entscheidenen Vorsprung mit auf den Weg gab, den auch der ehemalige Zehnkämpfer nicht mehr aufholen konnte.
Spätestens jetzt sollte ich aufhören, nach Parallelen zu suchen, sonst müsste ich irgendwann den linken Fuß des gestrigen Passgebers Julian Schieber in einen unangemessenen Vergleich schicken, müsste Pinola in einem Atemzug mit Burruchaga nennen, Träsch mit Briegel und Ulreich mit Schumacher vergleichen.
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Was für ein Landsmann ist eigentlich dieser Javier Pinola?