Ganz einfach.

Der gemeine Leser und die ebenso gemeine Zuhörerin entwickeln nach meiner Beobachtung von Zeit zu Zeit gewisse – unterschiedlich lange vorhaltende – Sensibilitäten für einzelne Begriffe oder Audrucksweisen. Dies bezieht sich häufig, aber keineswegs ausschließlich, auf importierte Ausdrücke aus Fach-, Szene- oder Fremdsprachen wie beispielsweise “sexy”, “fett”, “nicht wirklich” oder “One Touch Football”, die man von Anfang an bzw. nach einer mehr oder weniger ausgeprägten Hochphase schlichtweg nicht mehr hören kann will.

Die Gründe dafür sind vielfältig: den einen stört die grammatische Fragwürdigkeit, der nächsten missfällt eine Konnotation, andere sind Sprachpuristen aus Überzeugung, wieder andere werden der häufig gehörten Ausdrücke bloß überdrüssig, etc…

Beispielsweise ist die Sensibilität für das grammatische Geschlecht von Blogs in vielen Fällen nicht nur Gegenstand einer gewissen Sensibilität; häufig erscheint es eher gerechtfertigt, von “Obsession” zu sprechen. Ein anderes Beispiel ist das eines Freundes, der erst vor einigen Jahren lernte, dass “der einzige” als Superlativ ausreicht, und dem es seither schlicht unmöglich ist, “der einzigste” großzügig zu überhören.

Mein persönliches Unwort lautet derzeit “einfach”. Ich kann es nicht ertragen, wenn man mir ganz grob folgendes erklärt:

“Das ist ein Kinderspiel. Verbinde einfach das Soundso-Kabel mit einem xyz-Adapter, den Du dann einfach in die Z-Buchse steckst. Vorher musst Du diese Buchse nur mit Hilfe des ABC-Tricks manipulieren, und dann fügst Du’s einfach zusammen.”

Meine Wahrnehmung schließt in solchen Fällen unweigerlich eine Einleitung ein, die ungefähr folgendermaßen lautet:

So, mein kleines Dummerchen, jetzt hör mir mal gut zu. Papa erklärt’s Dir ganz idiotensicher. Das haben schon ganz andere Schwachköpfe hinbekommen.

Mir ist völlig klar, dass diese Interpretation den hilfsbereiten Mitmenschen in den seltensten Fällen gerecht wird. Vermutlich verwenden sie das Wörtchen “einfach”, gerne auch mal “nur”, lediglich, um mir die Scheu zu nehmen, um mein Selbstbewusstsein zu stärken, und um zu betonen, dass es wirklich nicht allzu schwierig sei. Wenn es aber so einfach ist, wieso hab ich’s dann nicht selbst hinbekommen?

Gestern hat übrigens mein Vater angerufen, weil er wieder mal mit seinem Computer nicht zurecht kam. Meine Antwort begann mit “Versuch’ einfach mal, …”

#FAIL