Dass aus Hoffenheim keiner kommen wollte, kann ich nachvollziehen. Wäre gewiss kein Spaß gewesen, Markus Babbels Medienpräsenz der vergangenen Woche in all ihren Facetten zu erklären, flankiert von Wiesegeschichten und Sparkursfragen. Freiburger und Stuttgarter Vertreter hätten indes durchaus bemerkenswerte Saisongeschichten zu erzählen und noch dazu Spaß daran gehabt.
Natürlich ist es denkbar, dass die Vereine ihren Spielern erst einmal ein wenig Frei- und vielleicht auch Feierzeit gönnen wollten, sei ihnen gegönnt, obschon ich derlei Auftritte als Teil ihres Berufs betrachte. Für leitende Angestellte gilt das erst recht. Noch dazu, wenn man, wie in Stuttgart, ein durchaus spektakuläres Saisonfinale erlebt hat, ein Spiel mit Höhen und Tiefen, eines, das zurecht verschiedentlich als Spielgelbild der Saison herangezogen wurde und das man durchaus noch ein wenig hätte analysieren dürfen.
Beim SWR sah man das ein wenig anders. Man holte sich stattdessen ein paar sympathische junge Menschen ins Studio, die man mit etwas Wohlwollen bestimmt in die zweite Reihe der Fußballfachleute einordnen darf und die mit noch mehr Wohlwollen, nun ja, gar keinen Bezug zum Sendegebiet vorzuweisen haben – abgesehen vom hiesigen Vorzeigereporter Jens Jörg Rieck natürlich –, ergänze um eine kurze Schalte (sagt man so?) zu Arnd Zeigler, der uns neben einigen lustigen Anekdötchen aus der abgelaufenen Saison auch noch, aus welchen Gründen auch immer, an seiner Trainingseinheit mit Thomas Schaaf teilhaben lässt, und schon hat man einen vergnüglichen Saisonrückblick beisammen.
Möchte sich eigentlich jemand über die Bezeichnung als “zweite Reihe” echauffieren? Und wenn ja: mit welcher Stoßrichtung? Erste oder dritte? Ok, Hellmut Krug ist bestimmt ein Fachmann in Sachen Schiedsrichterei – die allerdings kaum eine Rolle spielte, es sollte ja vergnüglich sein. Reiner Calmund war zweifellos ein relevanter Gesprächspartner, damals, als er noch nicht ausschließlich der dicke, lustige Reiner Calmund war, oder, wie es Michael Antwerpes formulierte, “der rheinische Pointenproduzent”, und Nia Künzer, nun ja, wies darauf hin, dass der Verlust von Raúl auch ein optischer für die Damenwelt sei. [Hier bitte gedanklich eine populistische Forderung mit Verweis auf Fernsehgebühren einfügen.]
Wo waren wir stehen geblieben? Ach, beim Trainingserlebnis von Arnd Zeigler und Thomas Schaaf. Mich hätten ja eher Trainingserlebnisse interessiert, die Bruno Labbadia und Timo Gebhart betreffen, oder was auch immer zur vor wenigen Tagen zur Gewissheit gewordenen Ausbootung des Letztgenannten geführt haben mag. Ich hätte mir auch eine Ode an Matthieu Delpierre vorstellen können, aber vielleicht kommt die ja irgendwann noch, wenn man nicht mehr so in der Euphorie des pointenträchtigen Saisonfinals steckt. Oder einfach ein bisschen Fußball.
Nun denn. Vielleicht könnte man sich vornehmen, künftig nie mehr eine Mannschaft zu kritisieren, weil sie die letzten Spiele nicht mehr mit dem nötigen Ernst angegangen sei.
Die Stuttgarter Fans ließen diesen Ernst ganz gewiss nicht vermissen. Ganz im Gegenteil: Die Protagonisten der Cannstatter Kurve hatten eine mehr als ansehnliche Choreographie auf die Beine gestellt, und man ließ sich auch gesanglich nicht hängen, nicht zuletzt um für @BigEasyMuc die anständige Show auf dem Rasen mit einer anständigen Show auf den Rängen zu untermalen.
Anders als der Münchner Gast empfand ich indes nicht die Stimmung nach dem 3:2 als besonders intensiv, sondern jene, als der Führungstreffer von Hannover 96 eingeblendet wurde, was sofort zu lautstarken Europapokalgesängen in Richtung der Wolfsburger Gäste führte und fließend in den Jubel über den Anschlusstreffer des VfB überging. So fließend übrigens, dass ich zunächst nicht einmal Delpierres Abschiedsassist wahrgenommen hatte.
Der Rest war eine nach dem Spielverlauf so nicht mehr erwartete Saisonabschlusseuphorie mit zwei weiteren Torvorlagen des zu jedermanns Überraschung wahrscheinlich nicht für die EM nominierten Sakai und, man höre und staune, dem Siegtreffer durch Traoré, der zuvor gezeigt hatte, dass er schnell ist und manchmal in die richtigen Räume laufen kann. Wenn er in der Sommerpause lernt, den Ball dann auch zum Mitspieler zu bringen, könnte doch noch einmal ein wenig Hoffnung aufkommen.
Womit ich die Saison fürs Erste ohne den nötigen Ernst beende, über Verbalbeurteilungen nachdenke, mich mit dem Sohnemann und Panini-Aufkleberle sowie irgendwann mit der Europameisterschaft beschäftige. Und dem Stuttgarter Weg, wie immer.