Solidaritätsbekundung.

Man stelle sich die folgende Situation vor:

Ein paar junge Menschen verlieren ihre Arbeit, weil sie aufgrund einer obligatorischen Weiterbildung ihren beruflichen Verpflichtungen nicht vollumfänglich nachkommen konnten. Ein weiterer junger Mann schafft es, seine Aufgaben trotz der Doppelbelastung zu erfüllen. Möglicherweise ist er besonders fleißig, geschickt oder begabt, vielleicht profitiert er von der grandiosen Unterstützung durch seine Kollegen, eventuell ist er auch einfach nur vom Glück begünstigt.
Wie auch immer: er darf seinen Arbeitsplatz behalten.

Nun wird darüber nachgedacht, die Rahmenbedingungen für besagte Weiterbildung ein wenig zu modifizieren, um weiteren jungen Menschen entgegen zu kommen, die in eine ähnliche Situation geraten könnten.

Der fleißige junge Mann (die anderen möglichen Erklärungen bleiben der Lesbarkeit halber außen vor) hat nun – mindestens – drei Möglichkeiten, mit dieser Entwicklung umzugehen:

  1. Er registriert sie und schweigt. Möglicherweise ärgert er sich ein wenig, dass man ihm und einigen anderen nicht entgegen gekommen war.
  2. Er begrüßt sie. Unter Umständen bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass nunmehr die Chance für Nachwuchskräfte größer sei, sich in einem schwierigen Arbeitsumfeld zu etablieren.
  3. Er kritisiert die Überlegungen, verweist auf die Negativbeispiele aus der Vergangenheit und wehrt sich vehement gegen Änderungen zugunsten künftiger Betroffener:
    “Da denkt man auch, warum sollten andere es besser haben?”
    “Es gibt klare Aussagen […], dass es keinerlei Vergünstigungen mehr gibt. Darauf verlassen wir uns.”

Holger Stanislawski hat sich für die dritte Variante entschieden.

Der geneigte Leser möge bitte beachten, dass der verlinkte Artikel etwa drei Wochen alt ist und Stanislawski zum damaligen Zeitpunkt noch nicht konkret absehen konnte, wie das Entgegenkommen des DFB gegenüber Markus Babbel und künftigen Trainerkandidaten aussehen würde.

Gleichwohl halte ich seine Aussagen für bemerkenswert. Was auf den ersten Blick wie eine Solidaritätsbekundung für seine ehemaligen Kollegen Wück und Hock aussieht und vielleicht auch so gemeint war, ist letztlich ein Knüppelchen zwischen die Beine anderer potenzieller Konkurrenten Kollegen.

Übrigens: Ja, ich weiß, dass ich diesen Artikel auch schon vor drei Wochen hätte schreiben können. Damals habe ich vor allem deshalb darauf verzichtet, weil ich keine “Das sagst Du doch nur, weil es um den VfB-Trainer geht”-Diskussion führen wollte. Aufgrund der aktuellen Berichterstattung erinnerte ich mich jedoch an das Stanislawski-Interview, und es ärgert mich noch immer.

Zudem wage ich zu behaupten, dass meine Position die gleiche wäre, wenn es um den Trainer jedes anderen Erst-, Zweit- oder Drittligisten ginge.