Totale Dominanz ?

Alles wie gehabt: der VfB Stuttgart hat bei Hertha BSC verloren. Von mir aus hätte auch jeder Spieler im Interview nach dem Spiel sagen können, dass man gegen einen solchen Fluch eben nichts machen könne. Hätte ich akzeptiert. Aber bitte nicht davon reden, dass man sich nichts vorzuwerfen, alles richtig gemacht und nur Pech gehabt habe.

In zahlreichen “Stimmen zum Spiel” kam gar zum Ausdruck, man habe das Spiel “dominiert”. Da geht mir der Hut hoch. Ok, ich bin kein Linguist, und ich weiß habe nachgeschlagen, dass dominieren nicht unbedingt beherrschen bedeuten muss, sondern, etwas schwächer, auch “maßgeblich prägen” heißen kann. Dennoch: nach meinem Verständnis hatte das, was wir am Samstag vom VfB gesehen haben, mit Dominanz nicht viel zu tun.

Sicher, man hatte “mehr vom Spiel”. Mehr Ballbesitz, mehr Spielanteile, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch mehr Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte. Und die VfB-Hintermannschaft, allen voran Serdar Tasci, hat die Berliner Offensive in der Tat weitestgehend dominiert. Aber sonst? Gelungene Spielzüge, die bis zum Ende ausgespielt wurden und an deren Ende die Zuschauerin vom Sessel aufsprang, weil der VfB-Angreifer den Ball nur hauchdünn am Pfosten vorbei geschoben oder weil der Hüter brillant pariert hätte? Rasches Kombinationsspiel, das ein ums andere Mal Lücken in die Hertha-Abwehr gerissen hätte, in die Stuttgarter Angreifer entschlossen hinein gestoßen wären? Oder gar die viel zitierten Überraschungsmomente? Ganz ehrlich: daran kann ich mich nicht erinnern. Zwar muss ich einräumen, dass die Konstellation, wenn drei Herren mit zwei kleinen Kindern Premiere schauen, zu gelegentlichen Aufmerksamkeitsdefiziten führt; ich glaube aber, genug vom Spiel gesehen zu haben, um – und das fällt mir verdammt schwer – Dieter Hoeneß recht zu geben: “Hundertprozentige Torchancen habe ich beim VfB kaum gesehen“. Hoeneß’ “…Von daher geht das auch in Ordnung” geht mir indes deutlich zu weit.

Gleichwohl: “Dominanz” sieht anders aus, und der unbedingte Siegeswille, den Thomas Hitzlsperger seinen Mitspielern attestierte, sollte sich auch in mehr ausdrücken als im Aufrücken des Torhüters in der letzten Spielminute.

A propos Torhüter: es tut schon gut, Herrn Lehmann da hinten drin zu haben. Was nichts daran ändern wird, dass er mir nicht sonderlich sympathisch ist. Sein Verhalten auf dem Feld erscheint mir unnötig provokant und bereitet mir zuweilen Unbehagen ärgert mich sehr. Nicht von ungefähr laufen in der Cannstatter Kurve bereits Wetten, wann Alexander Stolz (oder Sven Ullreich) erstmals den gelbgesperrten(!) Lehmann ersetzen muss. Die Tendenz lautet klar “vor der Winterpause”.

Wie dem auch sei: auf der Torwartposition scheint der VfB zumindest diese Saison kein Problem zu haben, sodass man relativ entspannt auf die Münchner Torhüterdiskussion und den schwarzen Samstag von Gerry Ehrmanns Torwartschule blicken kann.

Zurück zum VfB: detailliertere Spielberichte gibt’s wie immer in den regionalen und überregionalen Qualitätsmedien sowie natürlich bei der Hirn(Spätzle-)gabel (ups, habe eben erst gelesen, dass auch dort das von mir kritisierte d-Wort gefallen ist…), an letztgenannter Stelle ergänzt um eine schöne Kritik an den Sendegewohnheiten von Premiere, die am Samstag wieder einmal sehr unangenehm aufgefallen sind, sowie um die Berichterstattung vom Stuttgarter Derby in der dritten Liga, das ich leider aufgrund familiärer Verpflichtungen verpasst habe.

Ach ja: Und wenn es dabei bleibt, dass sich Sevilla mit keinem Fernsehsender über eine Übertragung am Donnerstag einigen kann, ist die Woche endgültig versaut.