Super! Bayern hat auch nicht gewonnen. Und der DFB kann nicht verlieren.

Etwa 10 Minuten vor Ende des heutigen VfB-Spiels gegen Arminia Bielefeld, als sich die Stuttgarter mehr schlecht als recht um den Siegtreffer bemühten, brandete plötzlich Jubel im Neckarstadion auf, der ganz offensichtlich nichts mit dem aktuellen Spielverlauf zu tun haben konnte. Der Grund war schnell identifiziert: auf der Anzeigetafel war der Gladbacher Ausgleichstreffer gegen die Bayern angezeigt worden.

Hallo? In welcher Welt leben diese Jubler? Es ist mir sehr schleierhaft, was einen VfB-Anhänger in der gegenwärtigen Situation dazu treibt, die Ergebnisse des FC Bayern zu verfolgen, als stünde unsere Mannschaft in einem unmittelbaren Konkurrenzverhältnis zum bayerischen Nachbarn. Zu einem Zeitpunkt, wo der VfB Gefahr läuft, die Bundesligasaison noch vor der Winterpause zu den Akten legen zu müssen (oder zu dürfen – wenn man es schafft, nicht in Abstiegsgefahr zu geraten), erfreuen sich die Stuttgarter Zuschauer an einem Tor, das den Weg des FC Bayern zur Tabellenspitze um ein bis zwei Wochen verzögert? Haben wir keine eigenen Sorgen, die sich Woche für Woche auf dem Platz zeigen und die zu wiederholen ich nach dem heutigen Spiel wenig Lust verspüre? Oder ist die Schadenfreude gegenüber den Bayern ein kläglicher Versuch, die Situation rund ums Neckarstadion zu verdrängen?

Ganz kurz zum Spiel: ich glaube, heute erstmals in dieser Saison einen Stuttgarter Linksverteidiger (Boka) auf der gegnerischen Grundlinie gesehen zu haben. So viel zu dem, was sich im Vergleich zu den letzten Spielen positiv verändert hat. Ansonsten war fast alles beim Alten geblieben – wäre schön gewesen, wenn auch Mario Gomez in bewährter Manier in der Schlussviertelstunde den einen oder anderen Treffer erzielt hätte.

Eigentlich hatte ich noch darüber schreiben wollen, wie es war, aus familiären Gründen ausnahmsweise mal nicht in der Cannstatter Kurve, sondern auf der Haupttribüne mitzufiebern. Auch die Tribünengespräche über die “Spielweise wie damals bei Trapattoni” wollte ich ebenso ausführlicher kommentieren wie die Stadtbahndiskussionen über Trainer, Manager und Namen wie Thomas Doll.

Nun beschränke ich mich darauf, den letztgenannten Punkt ins Reich der Fabel zu wünschen und dann rasch zum Ende zu kommen, mit dem Ziel, dass die wenigen, die bis hierher durchgehalten haben, ihre Aufmerksamkeit sogleich auf die ungeheuerliche Kampagne von DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger und seinen Kommunikationsherrschern gegen den kritischen Sportjournalisten Jens Weinreich richten mögen. Ich verzichte darauf, die ganze Geschichte hier darzustellen, da der Vorgang bei Herrn Weinreich vorbildlich transparent dokumentiert ist und auch wichtige Sport– und Medienblogger (nicht nur die!) ausführlich darüber berichten.

Hinsichtlich der verlinkten Ausführungen gilt im Übrigen das, was DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach mit Blick auf die von ihm gestern versandte, Jens Weinreich diffamierende Pressemitteilung schrieb, d.h. dass die geneigten Leser sie

“natürlich argumentativ auch verwerten können.
Darauf hoffen wir sogar”.