Es ist ein weit verbreitetes und oft genug bestätigtes Vorurteil, dass Twitter ein Zeitfresser sei. Ich kann dem im Grunde wenig entgegensetzen. Will ich auch nicht, denn es liegt mir fern, irgend jemanden von seiner Nutzung zu überzeugen.
Eigentlich wollte ich im vorliegenden Beitrag nur kurz darauf eingehen, wie mir Twitter kürzlich geholfen hat, ein wenig Zeit zu sparen. Da ich gerade heute in eine kurze Diskussion über den Nutzen von Twitter verstrickt wurde, wir dabei auch eine deutlich ausführlichere, wissenschaftlich anspruchsvollere Debatte und Jon Stewarts Sicht auf Twitter thematisiert haben, und auch @zellmi die Frage “Wozu Twittern?” wieder einmal anspricht, liegt es zwar nah, dass ich das Thema aufgreifen und den einen oder die andere missionieren will; tatsächlich habe ich damit aber überhaupt nichts am Hut: ich nutze Twitter gerne, bin der Ansicht, dass es meine Informations- und Kommunikationswege bereichert, weiß, dass ich zuviel Zeit damit verbringe, und das war’s dann auch. Ich freue mich, wenn Leute aus meinem Real Life oder aus meinem Social-Web-Umfeld dazukommen, aber das müssen sie für sich selbst entscheiden.
So Zu viel der Vorrede.
Vor wenigen Wochen hatte ich Geburtstag. Irgendwann im Vorfeld der Feier sagte meine Frau zu mir, dass eine ganze Reihe Geschenkanfragen an sie herangetragen worden seien, und ob ich ihr nicht ein paar Tipps geben könne. Da ich grade keine größeren, für ein Gemeinschaftsgeschenk tauglichen Wünsche hatte, war klar, dass es auf Bücher hinauslaufen würde. Dummerweise war ich jedoch in den vergangenen Monaten insofern zu forsch gewesen (vielleicht hätte ich mich an Jans Strategie halten sollen), als ich jeden offenen Buchwunsch umgehend durch Erwerb im Keim erstickt hatte. Was tun?
Im Vorjahr war die Situation ähnlich gewesen, und ich hatte dann doch einen halben Tag in den einschlägigen Portalen verbracht und mir eine Wunschliste zusammengestellt. Das hatte mir gereicht.
So ließ ich als meine Twitterfollower wissen, dass ich an Buchtipps interessiert sei, und ohne irgendwelche inhaltlichen Vorgaben gemacht zu haben, erreichten mich binnen weniger Minuten die ersten freundlichen Empfehlungen. Da die Zahl meiner Verfolger noch überschaubar ist, war die Gefahr, überschwemmt zu werden, auch nicht sehr groß, sodass ich nach ein paar Stunden etwa 20 konkrete Tipps erhalten hatte. Naturgemäß hatte ich von einigem schon gehört, manches gelesen, anderes bewusst nicht, aber letztlich legte ich meiner Frau guten Gewissens und voller Vertrauen in die Lesegewohnheiten meiner Twitterfreunde eine Liste mit gut 10 Titeln vor.
Das Ergebnis sieht so aus, dass ich begonnen habe, die Millennium-Trilogie zu lesen verschlingen, und mich in nächster Zeit mit Vater Obamas Träumen, mit der Welt ohne den Menschen, dem Dunkel der Zeit, strahlenden Sonnen, einem blauen Tag, Ruhm, einem Brustring, PISA und noch einigem mehr befassen darf. Ich freu mich drauf.
Die genannten Titel waren übrigens nicht alle auf der Liste – manche Gäste lassen sich einfach nicht disziplinieren… Auf der anderen Seite enthielt die Liste auch Titel, die etwas weniger bekannt waren und von den SchenkerInnen möglicherweise deswegen nicht angenommen wurden.
Was ich sagen wollte?
Twitter ist zur Wunschlistenerstellung geeignet und spart Zeit.