Harmoniebedürftige Menschen wie ich tendieren mitunter häufig dazu, unangenehme Wahrheiten mit einer freundlichen Erläuterung zu garnieren – selbst dann, wenn wir selbst gar nicht unmittelbar betroffen sind. Analog zum Fremdschämen könnte man wohl von einer Fremdrechtfertigung sprechen.
Was ich meine? Gut, am konkreten Beispiel:
Freund A fragt mich, ob bei einer Feierlichkeit, zu der wir beide eingeladen sind, auch unser gemeinsamer Freund B auf der Gästeliste stehe. Ich weiß vom Einladenden C, dass er zwar darüber nachgedacht hatte, B einzuladen, es aber letztlich nicht getan hat. Anstatt also A lediglich zu informieren, dass B nicht eingeladen sei, teile ich ihm mit, dass Einlader C hin und her überlegt habe, ob er B einladen solle, dass er aber aus Kapazitätsgründen (was der Wahrheit entspricht) davon Abstand genommen habe.
Kurz darauf prüfe ich nochmals den Mailverteiler der Einladung und sehe, dass B letztlich doch eingeladen wurde. Hätte ich vorhin die Klappe gehalten, wäre B nun also ein Gast von vielen. So aber wird er möglicherweise von A erfahren, dass seine Einladung lange auf der Kippe stand.
Stimmt. Das ist nicht weltbewegend. Und es stimmt wohl auch, dass sich nur Menschen wie wir solche Gedanken machen. Was ich aber eigentlich sagen will: es kann nie ein Fehler sein, sich Mailverteiler genau anzusehen.
PS: Ja, ich habe mich an einer grafischen Darstellung des Problems versucht. Habe abgebrochen.