Berückende Bundesliga

Betrachtet man die zurückliegende Saison des VfB Stuttgart noch einmal etwas intensiver und beschäftigt sich insbesondere mit der ausnehmend guten Rückrundenbilanz, so kommt man keinesfalls umhin, Gotoku Sakai, Vedad Ibisevic und Georg Niedermeier in absoluter Objektivität als ausschlaggebend zu bezeichnen, bzw. vor allem den Umstand, dass sie Boulahrouz, Maza und Cacau bzw. Pogrebnyak verdrängen konnten. War man in der Hinrunde auf der einschlägigen 11er-Skala meist noch zwischen 4 und 6 gependelt, so erreichte man in der Rückrunde dank der drei genannten Herren regelmäßig Werte von 7 oder 8.

Besonders bemerkenswert, wenn auch nicht im Einklang mit dem Startelfgebot, war die Phase zwischen der 46. und 58. Minute am 30. Spieltag in Augsburg, als der VfB tatsächlich mit den Nummern 1-9 auf dem Platz stand. Bedenkt man zum einen, dass die 10 nicht vergeben und die 11, Audel, das ganze Jahr über verletzt war, und zum anderen, dass von den beiden Ergänzungsspielern der eine, Hajnal, als klassischer Zehner ebendort spielte und der andere, Schieber, als Linksaußen auf der 11 agierte, darf man wohl ohne Übertreibung von den besten gut zwölf Minuten der Saison sprechen.

Beeindruckend auch der 34. und 25. Spieltag, als zunächst sowohl der HSV als auch der VfB mit jeweils 8 aus 11 in die Partie gingen und eine Woche darauf der VfB mit acht der ersten elf begann, während Kaiserslautern gar mit deren neun aufhörte. Aufschlussreich war dabei nicht zuletzt, dass die beiden Mannschaften noch in der Hinrunde mit vier gegen vier ins Spiel gegangen waren.

Der eben schon angesprochene HSV trat bei mindestens 5 Partien mit 9 klassischen Nummern an, am 16. Spieltag fehlte zwischen der 69. und 84. Minute gar nur die 3, Michael Mancienne, um ein rundum stimmiges Bild abzugeben. Im Saisonschnitt standen beim HSV pro Spiel knapp 8 Spieler mit Rückennummern zwischen 1 und 11 beim Anpfiff auf dem Platz, was angesichts der durchwachsenen Hamburger Saison dem Schluss, dass eine Orientierung an traditionellen Werten nicht zwingend zum Erfolg führt, nicht im Wege steht.

Wenn man dann noch bedenkt, dass Absteiger Hertha den zweithöchsten Wert erreicht (ohne Berücksichtigung der Nummerierung in der Relegation, vor Gericht und auf hoher See), lässt das bereits tief blicken. Möglicherweise hat also der VfB seinen Uefa-Cup-Platz letztlich eher trotz als wegen seiner noch immer deutlich über 6 Klassiker in der, man muss es so sagen, Durchschnittself erreicht.

Darüber hinaus lassen auch die Bilanzen von Kaiserslautern, das in der Hinrunde, als man (zugegeben: nur stichprobenartig überprüft) häufiger mit höheren Nummern antrat, immerhin noch den einen oder anderen Zähler holte, und des SC Freiburg, der in der ersten Saisonhälfte mit den Herren Bastians (Nr. 3), Butscher (5), Abdessadki (6), Cissé (9) und Nicu (10) eher überschaubar punktete, in der Rückrunde aber, als aus den ersten elf zum Teil nur noch Baumann und Makiadi aufliefen, eine bemerkenswerte Bilanz erzielte, aufhorchen.

Sicher, all das sind nicht mehr als schwache Indizien, wenn überhaupt, man könnte vielleicht auch von Scharlatanerie sprechen. Und doch möchte man es sich ja nicht nehmen lassen, auch einmal an jenes Ende der Skala zu schauen, wo die Mannschaften erscheinen, die nur wenige Spieler aus den ersten elf zum Einsatz kommen lassen. So wie der FC Bayern im vorletzten Saisonspiel gegen den VfB, als nur einer auflief, noch dazu die 11, die halt grade noch so dazugehört.

Ja, ja, ich weiß, gegen den VfB reichte auch die B-Elf der erfolgsverwöhnten Münchner, war ein nicht repräsentatives Beispielspiel.

Betrachtet man nämlich die gesamte Saison, so stellt sich die Situation völlig anders dar. Also fast. Immerhin 2,8 Bayern standen im Schnitt beim Anpfiff mit einer Standardnummer auf dem Feld, was – ich verkneife mir Sätze, die mit immerhin oder wenigstens beginnen – den ligaweiten Spitzenwert darstellt. Knapp dahinter Schalke, das 2,9 klassische Starter zu verzeichnen hatte. Der einzige weitere Verein, der weniger als 4 Spieler mit einer Traditionsnummer auf das Feld schickte, war mit einem Wert von 3,8 wer? Genau: Borussia Dortmund.

Schlussfolgerungen bezüglich Korrelationen oder gar Kausalitäten zwischen sportlichem Erfolg und dem Einsatz der von mir so geschätzten Spieler zwischen 1 und 11 seien der geneigten Leserin selbst überlassen.

Man könnte sich natürlich überlegen, was das für die Duelle Schmelzer (3) – Boateng (20), Hummels (5) – Mertesacker (17), Klose (11) – Gomez (23) oder gar Neuer (1) – Wiese (12) bedeuten mag.

______

Falls sich jemand für die Bilanzen der anderen Bundesligisten interessiert: Ich hatte mir überlegt, sie in Form einer 18-teiligen Klickstrecke, möglicherweise um die eine oder andere Werbeeinblendung ergänzt, zur Verfügung zu stellen. Leider fehlt mir die technische Kompetenz. Ergo.

Fehler sind wahrscheinlich, Hinweise willkommen.