MdB 2.0: Immerhin, man tauscht sich aus.

Von Zeit zu Zeit verweise ich hier auf das Blogprojekt MdB 2.0 bei Phoenix, das 5 junge Bundestagsabgeordnete “zunächst bis zu den nächsten Bundestagswahlen” gemeinsam parallel befüllen. Trotz verschiedener Ankündigungen habe ich es bis dato nicht geschafft, eine vernünftige und ausführliche Bewertung des Projekts abgegeben – und so richtig folgt die auch heute nicht.

Eine zentrale Charakteristik des Projekts besteht meines Erachtens im oben bereits angedeuteten Umstand, dass alle 5 eher parallel als gemeinsam bloggen. Dies ist insofern verständlich, als jede(r) verständlicherweise darauf bedacht ist, möglichst viel relevanten Inhalt unter seinem oder ihrem eigenen Namen zu veröffentlichen und eben nicht als Kommentator beim Beitrag der Kollegin. Gleichzeitig glaube ich aber, dass man sich damit einer Chance beraubt, nicht nur die Kollegen, sondern auch die Leser zu mehr Interaktion zu bewegen.

In einer kurzen Kommentardiskussion mit Michael Leutert hatten wir vor einigen Wochen schon einmal das Thema Interaktion angesprochen, und auch in den letzten Tagen war er es, der unmittelbar auf einen Beitrag von Carsten Scheider reagierte und einen inhaltlichen Dialog entfachte.

Aus meiner Sicht wäre, wie bereits angedeutet, der Weg über die Kommentare möglicherweise besser geeignet, eine Diskussion zu führen, die auch Leserinnen zur Teilnahme animiert; gleichwohl ist es erfreulich, dass ein inhaltlicher, gerne auch ein wenig stichelnder, Austausch allmählich in das Projekt Einzug hält – ich freu mich drauf (und werde mich bemühen, auch selbst öfter zu kommentieren).

Falls jemand fragt, wieso ich die beiden genannten Politiker nicht wie üblich mit ihren Parteibüchern versehen habe: das halte ich zunächst einmal nicht für so relevant; für mich stellt sich vielmehr die Frage, ob das Projekt funktioniert, ob junge deutsche Politiker und ihre Leser einen solchen Ansatz gewinnbringend umsetzen können.

Dass das Thema, gerade im Nachgang zur US-Wahl und angesichts des bevorstehnden “Superwahljahrs” von großer Bedeutung ist, belegen nicht zuletzt neue dedizierte Plattformen, Websites, Ideen, wasauchimmer, wie DemokratieZweiNull, Politik im Web oder poliTweet (und sicher zahlreiche andere), ganz abgesehen von renommierten Projekten wie netzpolitik.org und natürlich den mehr oder weniger Beispiel gebenden Initiativen der Parteien.

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Es wird sehr deutlich, dass sowohl der Grad der Berührungsängste (und ausnahmsweise dürfte es sich hier nicht um ein Generationenproblem handeln) als auch die jeweilige Herangehensweise sehr unterschiedlich sind.  Beispielsweise spricht Andreas Scheuer verschiedentlich explizit von seinem “Video-Tagebuch“, während Nicole Maisch kürzlich Kritik wegen zu vieler (2) verlinkter Reden in zu kurzer Zeit erfahren musste (“Ist das ein Blog oder der Protokolldienst des Bundestags?”).

Meiner eigenen Vorstellung von einem Weblog kommt bislang Michael Leuterts Herangehensweise am nächsten. Mit einer recht hohen Frequenz veröffentlicht er politische Inhalte, “Sendung-mit-der-Maus”-Informationen (im positiven Sinne) für interessierte Bürger, und gelegentlich auch mal ein wenig Unsinn. Ich hoffe, dass seine KollegInnen, zumindest in punkto Frequenz und Interaktion, noch ein wenig nachziehen.

Nicole Maisch und Florian Toncar verfolge ich übrigens auch bei Twitter, allerdings hält sich ihre Präsenz dort noch in Grenzen. Über die drei anderen Abgeordneten bin ich dort noch nicht gestolpert.