Ecki, mon Petit.

Wir waren mit einer jungen, halbwegs talentierten Mannschaft ziemlich schlecht in die Saison gestartet, der angestrebte Aufstieg drohte bereits früh in weite Ferne zu rücken. So trieb irgendjemand aus dem Umfeld des stets etwas zu ambitionierten Vereins irgendwo ein paar D-Mark auf und hielt sie Ecki unter die Nase.

Ecki war Mitte dreißig und ein Torjäger. Ein fauler Torjäger, wenn man ehrlich ist. Einer, der sich seines Rufs bewusst war und es sich daher noch immer leisten konnte, die Mühen der Saisonvorbereitung vereinslos sausen zu lassen und nach ein paar Spieltagen die Angebote leicht verzweifelter Vereine zu sichten. Der Legende zufolge hatte er einst bei Rot-Weiss Essen eine recht vielversprechende Zukunft vor Augen gehabt, die dann aber den Umständen zum Opfer fiel. Später pendelte er im südbadischen Amateurfußball zwischen Kreis- und Oberliga, mitunter in unmittelbarer Folge.

Natürlich traf er auch bei uns. Er bewegte sich nicht allzu viel, manche würden eher sagen allzu wenig, aber er wusste, wo das Tor stand. Am Training nahm er teil (sofern er eine Mitfahrgelegenheit hatte). Eines Dienstags hatte ich das Vergnügen, beim Auslockern zwischen Sprintübungen jeweils hinter ihm zu traben. Klassische Mittelstürmerwaden, würde ich sagen, wie Müller oder Kirsten. Imposant und Schnellkraft ausstrahlend, die Hose mit engem Beinabschluss nahezu sprengend. Leichte O-Beine. Copa Mundial.

Das sage ich nicht einfach so. Vielmehr konnte ich Eckis Bewegungsabläufe, die Waden, die Achillessehnen, die Füße an diesem einen Abend in zahlreichen Zeitlupenstudien begutachten. Wenn man davon absieht, dass ich alle paar Sekunden stehen bleiben musste, weil ich nicht so langsam gehen, geschweige denn Laufen konnte. Bis heute ist mir nicht klar, wie sich ein Mensch so langsam bewegen und doch den Eindruck einer Laufbewegung vermitteln kann.

Seit Sonntag ist Ecki in meinem Kopfkino auf Hot Rotation.