Führungsspieler

Der gemeine Führungsspieler geht nicht nur auf dem Platz voran, sondern ist auch verbal vorne dabei und scheut sich nicht, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, gerne öffentlich. So die allgemeine Wahrnehmung, die beispielsweise heute bei Philipp Köster am Rande anklingt. Gleichzeitig jedoch wird bei der Diskussion über typische Führungsspieler seit Jahren nicht zuletzt der Name Zidane genannt (“Er ist das, was man einen geborenen Führungsspieler nennt.”), dessen Wortgewalt außerhalb des Platzes wahrlich nicht als legendär zu gelten hat.

Nun ist Zidane vermutlich nicht nur in meinen Augen die absolute Ausnahmeerscheinung im Weltfußball der letzten 15 Jahre und kann nicht ernsthaft mit “normalen” Fußballspielern verglichen werden; dennoch stellt sich die Frage, ob ein Führungsspieler sich dadurch auszeichnen muss, dass er in der Öffentlichkeit das Wort erhebt.

Ganz ehrlich: ich habe keine Antwort. Zwar bin ich einerseits der Ansicht, dass sich das Bild des öffentlich zeternden Führungsspielers überlebt hat (Thierry Henry soll die -dementierte- vernichtende Kritik an Trainer Domenech ja vollkommen ruhig vorgebracht haben…) und etwa so zeitgemäß ist wie der Ansatz, “einfach mal zusammen einen Saufen zu gehen”, wenn sich der gewünschte Erfolg nicht einstellt; andererseits passen die offensichtlichen Bemühungen der Nationalmannschaftsverantwortlichen, ihre Spieler möglichst stromlinienförmig und jederzeit medienkompatibel zu erziehen zu verbierhoffen, sehr gut zum Bild des zunehmend weichgespülten angepassten Profis, den wir doch alle nicht haben wollen. Zumindest nicht auf dem Platz – wobei sich die Frage stellt, inwieweit sich das trennen lässt.

Wenn ich letztlich also doch ein Faible für Spieler habe, die auch mal übers Ziel hinausschießen – beispielsweise bedaure ich sehr, dass Jermaine Jones (den ich weiß Gott nicht als Führungsspieler par excellence ansehe) nicht mehr für Deutschland spielen wird -, so kann ich dennoch nur ganz wenig Nachsicht aufbringen, wenn Spieler öffentlich ihre Mitspieler verunglimpfen.

Da ist es dann auch egal, ob ich den Kritisierenden im Grunde sehr schätze, und es sei auch völlig dahin gestellt, ob die Kritik inhaltlich berechtigt ist. Aber wer auch immer Toni Kroos gesagt haben mag, als Führungsspieler, der er bestimmt einmal sein wird, müsse man auch mal einen Mitspieler in die Pfanne hauen, hat ihm bestimmt keinen Gefallen getan.