Und sie ändert sich doch!

Geht uns ja allen so, dass wir Schwierigkeiten haben, uns mit der einen oder anderen sprachlichen Wendung anzufreunden, die im Umfeld des Fußballs anzutreffen ist. Tatsächlich geht es uns vermutlich nicht nur in eben diesem Umfeld so, sondern auch in ganz anderen Bereichen. Seien es jene seltsam aus einer Fremdsprache, meistens dürfte es die englische sein, übernommenen Wendungen wie “nicht wirklich” oder “hat einen guten Job gemacht”, seien es Formulierungen, die irgendwelche Berufsgruppen, nicht selten stehen Unternehmensberater im Verdacht, in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeführt haben, wie dereinst das ph(r)asenweise allgegenwärtige “sexy”, dessen Pendant wir in der Fußballsprache wohl mit “hübschen” Ideen und Pässen oder einem schlichten “hübsch gespielt” gefunden haben.

Das ist natürlich ein furchtbar alter Hut, und wenn ich, fußballbezogen, auch noch mit “ich hab Vertrag”, mitunter humoresk verkürzt zu “schabvertrach” komme, wird’s nicht besser, ganz im Gegenteil. Auch versuchte sich der hiesige Hausherr, mit überschaubarem Erfolg, von dem ohnehin niemand wüsste, wie er sich bemessen ließe, bereits vor einiger Zeit an einer Kritik am Respekt oder deren Losigkeit, und konnte erst kürzlich keinen rechten Zugriff auf selbigen Terminus bekommen.

Zu meinen gegenwärtigen Favoriten zählen schon seit einiger Zeit die Reaktionszeiger. Wenn ich lese oder höre, dass eine Mannschaft “eine Reaktion gezeigt” habe, frage ich mich unweigerlich, was denn die Alternative gewesen wäre. Kann man “nicht reagieren”? Ist es nicht vielmehr so, dass Rio Reiser hier Pate stehen kann?

Du sagst, Du willst die Welt nicht ändern
Und ich frag mich, wie machst du das nur
Du bist doch kein Geist in der Flasche
Und du bist auch kein Loch in der Natur
Denn nach jedem Schritt, den du gehst
Und nach jedem Wort, das du sagst
Und nach jedem Bissen, den du isst
Ist die Welt anders als sie vorher war
(Tribute-Version mangels besseren Links)

Nun will ich weder den Weltenretter spielen noch sprachphilosophische Überlegungen anstellen, für beides fehlen mir Lust und Talent, und letztlich ist es wohl müßig, darüber zu diskutieren, ob man “nicht reagieren” kann. Tatsächlich ist die Wendung “eine Reaktion zeigen” nämlich nicht nur gang und gäbe, sondern vermutlich auf dem Sprung, die nächste Stufe zu erklimmen:

Jürgen Klopp war möglicherweise nicht der erste, aber er dürfte derjenige sein, der sie in den Adelsstand (also auf eine Stufe mit “ich hab Vertrag”) erhoben hat, als er am Wochenende ohne Artikel auskam:

“… die Mannschaft hat Reaktion gezeigt.”

Steffen Simon, übernehmen Sie!