Dann steht man also mal wieder am Bahnhof und muss sich eingestehen, dass die Reisevorbereitung alles andere als optimal war: kein Buch dabei. Der Kindle hat auch nichts Relevantes zu bieten oder, noch besser, liegt daheim, den Bedarf an Tageszeitungslektüre hat man bereits gedeckt, die Monatsmagazine ausgelesen, und eine früher mal gern genommene Alternative scheint auch nicht sonderlich zielführend:
Also führt der Weg zur Bahnhofsbuchhandlung (nicht mit dem Bahnhofspresseladen zu verwechseln), wo man ob der ganzen Neuheiten, Bestseller, Skandinavien- und Regionalkrimis völlig überfordert ist. Auswahlkriterien müssen her, im Zweifel auch negative.
Und schon sind wir an der Stelle, wo sich die langjährige schlechte Reisevorbereitung mal wirklich lohnt: In all den Jahren hat sich zumindest ein Grundsatz herauskristallisiert, den ich beim Verlegenheitsbuchkauf uneingeschränkt befolge:
Wenn “Das Buch zum Film” draufsteht: Finger weg!
Analoge Banderolen, Aufkleber oder sonstige Werbehinweise mit der Aufschrift “Das Buch zum Blog” sind mir bis dato verborgen geblieben. Ist vielleicht auch besser so, wie leicht ließe man sich verführen, die Filmbuchschlüsse auf Blogbücher zu übertragen und liefe dann Gefahr, sich selbst jenes Lesevergnügens zu berauben, das so ein Blogbuch mitunter zu bieten hat.
Jenes von Jannik Sorgatz zum Beispiel, der jüngst den zweiten Band seiner Relegationseuropapokaltrilogie vorlegte und ihr den unangenehme Assoziationen weckenden Namen “Gegen Gladbach kann man mal verlier’n” gab. Als ich dereinst seinen Erstling pries, wies ich zudem darauf hin, dass er eines der besten Blogs der Welt betreibe – eine Einschätzung, hinter die ich natürlich auf keinen Fall zurückfallen möchte und die ich vielmehr gerne erneuere. Sie wissen schon: Jannik, das ist der junge Mann mit den wunderbaren Geschichten, mit dem ganzen Drumrum und natürlich mit den absurdesten Vergleichen.
Dass er sich nicht allein in jenen Gefilden tummelt, versteht sich von selbst. Man denke an Trainer Baade oder Kees Jaratz, die bekanntlich zwei der besten Blogs der Welt betreiben und vor einigen Wochen ebenfalls ein Buch veröffentlicht haben, dessen eingängiger Titel „111 Fußballorte im Ruhrgebiet, die man gesehen haben muss“ lautet. Wobei die beiden Herren Wert darauf legen, dass es sich nicht um ein Buch zum Blog bzw. zu den Blogs handelt – was inhaltlich insofern sehr schlüssig erscheint, als das Buch einfach etwas ganz Anderes darstellt als das, was die beiden sonst so schreiben. Dafür bieten sie, und ich frage mich, ob wir uns auf einen Zirkelschluss zu bewegen, ein zusätzliches Blog zum Buch an, das über kurz oder lang eines der besten der Welt sein wird.
Ein Blog zum Buch bieten die Spielverlagerer nicht an. Manch eine(r) würde gar sagen, dass sie noch nicht mal ein Buch zum Blog anbieten, sondern nur elektronisches Zeug. Ergänzend zu einem der besten Taktikblogs der Welt haben sie eine EM-Vorschau erstellt, die nach meiner Wahrnehmung mit nichts zu vergleichen ist, was man sonst so als Turnierbegleitliteratur erhält. Keine Mannschaftsfotos, keine Rückennummern, auch keine Anekdötchen, nur taktische Betrachtungen und Hintergründe. Dröge, mag der eine oder die andere sagen, faszinierend, wir dritten. Da sehe ich auch gerne mal drüber hinweg, dass ich persönlich die Texte sprachlich, sicherlich zum Teil dem Sujet geschuldet, nicht in jedem Fall als Genuss empfinde. Aber das läuft wohl unter Geschmackssache.
Ob und in welcher Form die genannten Werke in Ihrer Bahnhofsbuchhandlung angeboten werden, weiß ich nicht. Zumindest im letzten Fall ist es sehr zweifelhaft. Falls ja, gilt auf Basis der vorliegenden Stichprobe:
Wenn “Das Buch zum Blog” zwar nicht draufsteht,
aber doch mitschwingt: zugreifen!