Im ersten Moment war ich ziemlich irritiert, als die neue Dauerkarte in der Post war. Schließlich konnte ich mich nicht erinnern, eine Kreditkarte bestellt zu haben – und dennoch nahm nimmt das MasterCard-Logo einen prominenten Platz ein:
Bei genauer Betrachtung stellte sich dann heraus, dass ich einfach eine Entwicklung verschlafen hatte: MasterCard gibt’s jetzt auch prepaid.
Nun könnte ich also, würde ich meine Dauerkarte aufladen, nicht nur die obligatorische Stadionwurst – die seit der testweisen Einführung des Kartensystems zur Winterpause in meinem Fall tatsächlich eine Neben-dem-Stadion-Wurst ist – damit erwerben, sondern hätte zudem die Möglichkeit, weltweit an ca. 27 Millionen Akzeptanzstellen mit meiner Dauerkarte zu bezahlen. Ich habe die zahlreichen Veröffentlichungen in “Stadion aktuell” bereits bildlich vor Augen:
“Auch im fernen Kuala Lumpur zeigt Max Mustermann seine Verbundenheit mit unserem VfB: im Bild sehen wir ihn, wie er zwei Twix und eine Cola mit der VfB-Fankarte powered by MasterCard bezahlt.”
Derlei Aktionen dürften dem gemeinen Fan künftig auch deshalb deutlich leichter fallen, weil das Reisegewicht einer Dauerkarte ungleich geringer ist als das eines Trikots, in dem man sich früher fotografieren lassen musste, um ins Stadionheft zu kommen. Ein unangenehmer Nebeneffekt könnte allerdings darin bestehen, dass niemand mehr gewillt ist, im Fall einer Auslandsreise die Dauerkarte einem Ersatz-Stadiongänger zu überlassen.
Daneben bietet die Fankarte eine Reihe weiterer Vorteile, die in einem der Karte beigefügten Flyer sowie im VfB-Webauftritt detailliert dargestellt werden. So kann ich beispielsweise nicht nur mit meiner Prepaidkarte tanken, sondern auch noch Geld sparen (1 Cent pro Liter), wenn ich dazu eine richtige Tankstelle ansteuere, derer es im Stadtgebiet laut Flyer sieben, laut vfb.de drei, sowie in beiden Fällen eine in Kirchheim unter Teck gibt.
Auf besonderes Interesse stieß zudem bereits die Ermäßigung im Leuze, einem bekannten Stuttgarter Mineralbad, wo man laut Flyer (auch hier könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Internet herkömmlichen Printprodukten in punkto Aktualität einfach nicht gewachsen ist) “1,- € Ermäßigung auf alle nicht ermäßigten Einzeleintritte” erhält. Bei Eintrittspreisen von 5,70 € bis 14,30 € sind das knapp 7 % bis über 17,5 %, woraufhin das eine oder andere Mitglied im Bäderausschuss des Stuttgarter Gemeinderats doch hellhörig geworden sei, “wo doch der Fußballbundesligist im hauseigenen Fanshop nur fünf Prozent Preisnachlass gewährt.”
Letztlich soll jedoch nicht nur der Fankartenbesitzer, also ich, von der neuen Lösung profitieren, sondern auch die beteiligten Partner. Deshalb habe man sich beispielsweise für das Leuze bereits eine Lösung überlegt: ein Spieler des VfB wird baden gehen. Im Leuze. Ein Promi-Schwimmer sozusagen. Und darüber wird man dann in der Stadionzeitschrift berichten. Vermutlich sogar ausführlicher als über Max Mustermann in Kuala Lumpur.