Verbalbeurteilung 2012

Im abgelaufenen Jahr waren die Leistungen der Gruppe nicht nur erneut recht wechselhaft; vielmehr gelang es wiederum, durch konzentrierte Leistungen im zweiten Halbjahr ein noch vor wenigen Monaten kaum für möglich gehaltenes Abschlussniveau zu erreichen. Erstmals seit Jahren war es zudem möglich, Kontinuität beim Lehrpersonal zu gewährleisten.*

* Ein Umstand, der anderen Einrichtungen nicht vergönnt war und der sie mitunter zu ungewöhnlichen Lösungen (Pensionäre, Lehrpersonal mit fragwürdiger Ausbildung, Rückgriff auf ehemalige Schützlinge oder freigestellte Ehemalige, …) zwang.

Leider gelang es bei den jüngeren Jahrgängen wie auch bei der Ausbildungskoordination nicht, diese Kontinuität zu gewährleisten, was die Umsetzung des Leitbilds der Einrichtung, insbesondere mit Blick auf die Weiterentwicklung der nachrückenden Jahrgänge, erschwert. Eine entsprechend demütige Herangehensweise scheint geboten. Lehrpersonal und Verwaltung werden diesbezüglich auch weiterhin Beispiel gebend wirken.

Sven konnte im Lauf des Jahres mit guten, in Teilbereichen außergewöhnlichen Resultaten nicht nur die Gruppe und das Lehrpersonal von seiner Leistungsfähigkeit überzeugen. Nicht zuletzt dank zahlreicher erfolgreich absolvierter Einzelprüfungen und einer bemerkenswerten linearen Herangehensweise ist Svens Ansehen enorm gestiegen. Gelegentlich wären ihm eine höhere und stärker nach vorne gerichtete Gedankenschnelligkeit sowie ein spielerischer Umgang mit potenziell schwierigen Situationen zu wünschen. Sven erhält einen Preis. Einen hohen.

Arthurs Leistungen ließen zu keinem Zeitpunkt auf ein ernst zu nehmendes Interesse schließen, über den Sommer hinaus in der Einrichtung zu bleiben. Seine zahlreichen Fehlzeiten waren nur selten selbst gewählt, sondern meist durch das Lehrpersonal angeordnet. Angesichts eines möglichen Verbleibs aus sozialen Gründen durfte er zuletzt erneut an einigen Prüfungen teilnehmen, ohne ansprechende Leistungen zu erbringen. Zudem brachte er seinen Kameraden Sven wiederholt durch gegen diesen gerichtete Alleingänge in Bedrängnis.

Cristian gelang es auch im abgelaufenen Jahr nicht, seine teilweise sehr guten Leistungen mit der erwünschten Konstanz zu erbringen. Immer wieder vermischen sich die erfreulich offensiv vorgetragenen positiven Eindrücke mit Situationen, in denen er sich zu leicht in die Defensive drängen lässt und ein wenig den Überblick verliert. Der im Raum stehende Wechsel zu einer ausländischen Einrichtung hängt sicherlich von den Rahmenbedingungen ab, ist jedoch aus Sicht unserer Einrichtung nur bedingt zu empfehlen. Bemerkenswert ist im Übrigen Cristians konsequenter Umgang mit einschlägig bekannten Petzen.

Gotoku stieß im Winter aus einer ausländischen Einrichtung zur Gruppe und sollte aus Sicht der Leitung zunächst einen längeren Integrationskurs durchlaufen, den er aber dank außergewöhnlicher beiderseitiger Anstrengungen und einer ebensolchen Lernwilligkeit rasch abbrechen konnte, um statt dessen an exponierter Position und mit bemerkenswertem Erfolg an zahlreichen Prüfungen teilzunehmen. Im kommenden Jahr wird es, unserem Einrichtungsleitbild widersprechend, auch darum gehen, dass er vergisst, wo er herkommt, und lahme Vergleiche mit Leben füllt. Gotoku erhält ein Lob.

Khalid erbrachte in diesem Jahr verlässlich ansprechende Leistungen und konnte im Gegensatz zu den Vorjahren auch sein Interesse an einem erfolgreichen Abschluss vermitteln – sowohl am eigenen als auch an dem seiner Freunde, die er verschiedentlich vorbereitend unterstützte. Leider reichen seine Leistungen gleichwohl nicht aus, um sein Stipendium fortzuführen.

Stefano erfüllte die auf Basis seiner Vorleistungen angepassten Erwartungen in vollem Umfang. Sehr bemerkenswert ist seine Kompetenz im Bereich der sogenannten neuen Medien, die allerdings mit unserem Profil nur schwer in Einklang zu bringen ist. Gemeinsam mit der Verwaltung kam er einträchtig zu dem Schluss, die Einrichtung zu wechseln.

Antonio durfte im Lauf des Jahres erstmals an einigen Einheiten mitwirken und in einem Fall auch an einer Prüfung teilnehmen, worauf er sehr stolz war. Einem jüngeren Jahrgang entstammend, bereitete ihm dabei der Niveauunterschied noch(?) gewisse Probleme und hinderte ihn mitunter, elegantere Lösungen zu finden. Dabei ist festzustellen, dass auch der Randplatz für seine Integration gewiss nicht förderlich war.

Serdar erbrachte das gesamte Jahr über konstant und zuverlässig gute Leistungen. Erstmals gelang es ihm, sich gänzlich auf Übungseinheiten und Prüfungen zu konzentrieren, zudem hielt er die Fehlzeiten gering. Unaufgeregt trug er, spätestens im Frühjahr auch äußerlich sichtbar, Verantwortung für die Gruppe und konnte bedrohliche Situationen immer wieder mit der ihm eigenen Eleganz lösen. Dass ihm die Teilnahme an einem internationalen Sportfest verwehrt blieb, ist sehr bedauerlich und vermutlich nur einer zum Jahresende hin erlittenen Sportverletzung geschuldet. Serdar erhält einen Preis.

Georg gelang es in einer in diesem Maß unerwarteten Art und Weise – nach einem nicht zufrieden stellenden Vorjahr und einer längeren krankheitsbedingten Abwesenheit –, zum Jahreswechsel hin wieder verlässlich ansprechende Leistungen und entsprechende Prüfungsresultate zu erbringen. Seine Gruppenarbeiten mit Serdar verliefen in der Regel gleichermaßen harmonisch wie ergebnisorientiert. Sehr rasch übernahm er zudem wieder Verantwortung in der und für die Gruppe. Speziell sein häufig unterschätztes Faible für Technik setzte er dabei mitunter recht offensiv ein.

Francisco stieß vor dem abgelaufenen Jahr zur Gruppe und nahm gleich einen frei gewordenen zentralen Platz ein, was ihm die Integration deutlich erleichterte. Seine Leistungen waren von Beginn an solide; einzelne Ausrutscher, die zunächst nicht allzu sehr ins Gewicht fielen, trübten indes schon früh den Gesamteindruck. Dies setzte sich im zweiten Halbjahr nahtlos fort, sodass er nur noch seltener zu Prüfungsleistungen zugelassen werden konnte. Zuletzt handelte es sich offensichtlich um eine Kopfsache.

Matthieu hatte, zunächst krankheitsbedingt, erneut lange Fehlzeiten zu verzeichnen. Beim Versuch, das Versäumte durch Nachhilfestunden mit Jüngeren aufzuholen, schlug er leider über die Stränge und verschuldete damit weitere Fehlzeiten, die er in absehbarer Zeit nicht aufholen kann. Er wechselt daher an eine nahe gelegene traditionsreiche Einrichtung, die ihren regionalen Fokus somit weiter stärkt. Für seine langjährige Mitwirkung in den einschlägigen Gremien erhält Matthieu einen Preis.

William stieß im vergangenen Sommer zur Gruppe und beeindruckte vom ersten Tag an mit kurzen Hosen, Offenheit, Eloquenz, Humor und Ernsthaftigkeit. Speziell im ersten Halbjahr waren seine Prüfungsresultate trotz einiger Regelverstöße außerordentlich gut. Im Frühjahr machte ihm der Niveauunterschied zu seiner alten Einrichtung zeitweise ein wenig zu schaffen, zum Ende hin stabilisierte er sich wieder und nimmt derzeit an einer internationalen Sommeruniversität teil. Seine soziale Kompetenz ist beispielhaft und zeigt sich nicht zuletzt an seinem mitunter auch offensiv zur Schau getragenen Bestreben, den häufig am Rand stehenden Sven in nahezu jede Gruppenarbeit einzubeziehen.

Christian fand sich im abgelaufenen Jahr wesentlich besser zurecht als zuvor. Gerade im Sport zeigte er sich deutlich verbessert, auch unmusikalische Misstöne waren nur noch selten zu vernehmen. Er nahm am Großteil der Prüfungen teil, häufig als Nachrücker, oft mit – gelegentlich auch zählbarem – Erfolg, teilweise aber auch mit schwächeren Ergebnissen, die seiner großen Begabung nicht gerecht werden. Sein Ansehen in der Gruppe ist unverändert hoch; Verlässlichkeit, Engagement und Verantwortungsgefühl sind beispielhaft. Bemerkenswert ist zudem sein zuletzt verschiedentlich unter Beweis gestelltes Gespür für spektakuläre Abschlussprojekte.

Zdravko erzielte im abgelaufenen Jahr eher wechselhafte Ergebnisse, zeigte sich aber in kritischen Situationen einmal mehr punktgenau vorbereitet. Nach wie vor würde man sich wünschen, dass er seine Begabung noch entschlossener und vor allem schneller in entsprechende Prüfungsleistungen ummünzt. Möglicherweise wird er die Einrichtung im Sommer verlassen, um zu einer ausländischen Einrichtung zu wechseln – was mit Blick auf die anstehenden Prüfungen einen herben Verlust darstellen würde. Seinem Wunsch, sich in einem nicht nur internationalen, sondern dem Vernehmen nach auch berechenbareren Umfeld weiterzuentwickeln, trüge die Einrichtungsleitung (nach derzeitiger Quote) wohl dennoch Rechnung.

Mamadou nahm im vergangenen Jahr an sehr wenigen Prüfungen teil, was nur bedingt an Krankheiten oder der Mitwirkung bei einem internationalen Sportfest lag. Vielmehr gelang es schlichtweg nicht, seine Fähigkeiten zum Einsatz zu bringen. Anlässlich einer Sportprüfung im größtmöglichen Rahmen legte er indes, so der Übungsleiter, in einer kritischen Situation eine bemerkenswerte Ruhe an den Tag. Ein Gespräch ist erwünscht.

Tamas hatte dieses Jahr lange an dem – nicht ganz unerwarteten – Rückschritt nach einem beeindruckenden Vorjahr zu knabbern und konnte erst nach einer langen Phase ungebrochenen Fleißes wieder an einen erfolgreichen Abschluss denken – und auch seine Freunde dabei unterstützen. Ob er eine auch im neuen Jahr nicht unwahrscheinliche ähnliche Entwicklung noch einmal bewältigen könnte, erscheint fraglich. Möglicherweise käme ihm eine Mentorentätigkeit für ein junges Gruppenmitglied eher entgegen.

Raphael durfte, aus einem jüngeren Jahrgang kommend, sowohl an den Übungseinheiten als auch an einzelnen Prüfungen teilnehmen. Die Prüfungsleistungen stellten eine sehr vielversprechende Probe seiner überragenden Begabung dar, in den Übungen indes erwuchsen dem erfahrenen Lehrpersonal, das selbstverständlich nicht aus Idioten besteht, bisweilen Zweifel an seiner Seriosität. Ein Gespräch ist erwünscht. Thema: Haarschnitt.

Martin erzielte im Betrachtungszeitraum noch einmal deutlich verbesserte Prüfungsergebnisse. Dabei entstand phasenweise der Eindruck, dass er selbst in Ansätzen, vor allem aber sein Umfeld den Fokus etwas zu sehr auf seinen erfolgreichen Abschluss legte. Seine Technikaffinität erscheint nach wie vor verbesserungswürdig, seine Kommunikation nicht. Sieht man von einzelnen Reibereien mit seinem Freund Geronimo ab, ist es gleichermaßen wahrscheinlich wie wünschenswert, dass er der Einrichtung auch künftig mit seinem Auftreten zur Ehre gereicht. Martin erhält einen Preis in Form eines langjährigen Stipendiums.

Shinji wirkte in seinem ersten kompletten Jahr bei uns etwas zielstrebiger und arbeitete entschlossener – mitunter zudem sehr sehenswert – auf den Abschluss hin, ohne bereits all seine Potenziale auszuschöpfen. Er erleichterte maßgeblich die Integration seines Freundes Gotoku und machte Fortschritte bei der Ablaufkoordination mit anderen Mitgliedern seiner Arbeitsgruppe. Noch immer scheint indes unklar, ob er seinen Platz in der Gruppe gefunden hat.

Timo konnte sein Niveau aus dem Vorjahr nicht zuletzt deshalb zu keinem Zeitpunkt erreichen, weil er in aller Regel nicht zu den Prüfungen zugelassen wurde. Dies lag zum kleinen Teil an Krankheiten, zum großen Teil an anderen Gründen, die hier auszuführen zu kompliziert wäre. Seien Sie jedoch versichert, dass die Leitung nicht aus Idioten besteht und gute Gründe hatte. Wir beglückwünschen Timo zu seiner Entscheidung, an eine unserer traditionellen Kooperationseinrichtungen zu wechseln, die sich auf die Rehabilitierung begabter Drop-Outs anderer Einrichtungen spezialisiert hat.

Ibrahima durfte in seinem ersten Jahr an unserer Einrichtung anfänglich sehr regelmäßig als Nachrücker an Prüfungsleistungen teilnehmen, ohne dabei die erhofften Resultate erzielen zu können. In der Folge musste er sich lange darauf konzentrieren, im Rahmen angeleiteter Übungsstunden an seinen Defiziten zu arbeiten; krankheitsbedingte Fehlzeiten und ein längerer Heimaturlaub kamen hinzu. Erst ganz am Ende des Betrachtungszeitraumes nahm er nochmals an einigen Prüfungen teil und punktete speziell im Rahmen eines Automobilprojekts. Ein Gespräch ist erwünscht.

Johan konnte krankheitsbedingt das ganze Jahr über nicht mit der Gruppe arbeiten, nachdem bereits im Vorjahr die Übernahme nur auf Probe erfolgt war. Gleichwohl wird er im neuen Jahr noch einmal die Möglichkeit erhalten, sich zu bewähren und die positiven Eindrücke, die er bei seinen allerersten Prüfungsleistungen vermittelt hatte, zu bestätigen.

Julian kehrte im vergangenen Sommer von einem Austauschprogramm zurück, in dessen Verlauf er so schwer erkrankt war, dass er bis zum Winter an keiner Prüfung teilnehmen konnte. Entsprechend schwer fiel ihm die Reintegration – das ganze Jahr über blieb ihm zumeist nur ein Platz am Rand der Gruppe –, entsprechend verbesserungswürdig waren auch die ersten Prüfungsergebnisse. Nach dem Winter stabilisierte er sich etwas, ohne jedoch die Erwartungen erfüllen zu können. Seine Abschlussfokussierung steht indes nicht in Frage, wie er jüngst in einem Geographieprojekt unter Beweis stellte. Das Thema lautete “Westfalen” und gilt derzeit als sein persönliches Steckenpferd. Ein Gespräch ist unumgänglich.

Geronimo hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Nur 12 von mehr als 30 Prüfungen durfte er vollständig bearbeiten, 13 mal konnte er sich nur als Nachrücker einbringen, mit teilweise überschaubar positiven Ergebnissen. Parallel zu seiner mitunter zu deutlich zur Schau getragenen Unzufriedenheit litt auch sein Ansehen in der Gruppe. Gleichwohl ließ er in seinen Anstrengungen nicht nach und wirkte gerade zum Ende hin in seinem Auftreten wieder zielorientierter. Umso bedauerlicher ist es, dass er, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen, nicht an der Sommeruni teilnehmen darf und so einen weiteren Rückschlag erleidet. Ein Gespräch ist erwünscht.

Vedad kam im Winter an unsere Einrichtung und beeindruckte von Beginn an mit seiner klaren Abschlussorientierung. Erfreulicherweise stellte er seine Vorbereitungsmaßnahmen auch seinen Freunden ausnehmend freigiebig zur Verfügung. Sein bereits nach kürzester Zeit ausgeprägtes Verständnis hiesiger Abläufe erleichterte seine Integration zudem und ermöglichte zielgerichtete Gruppenerarbeiten, insbesondere mit seinem Freund Martin. Vedad erhält ein Lob.

Pavel zeigte sich einmal mehr überaus bemüht und engagiert, ohne allerdings die erhofften Prüfungsergebnisse zu erzielen. Seine schwach ausgeprägte Technikaffinität und die grundsätzlichen Zweifel an seiner Abschlussfähigkeit führten letztlich dazu, dass wir seinen Wunsch, an einer ausländischen Einrichtung eine neue Sprache zu erlernen, beförderten.

Christoph wechselte im Sommer aus einer aufstrebenden Nachbareinrichtung zu uns und durfte im Herbst an einzelnen Prüfungen teilnehmen. Aufgrund der auch im Rahmen der regelmäßigen Übungsstunden gesammelten Eindrücke erscheint fraglich, ob der den Anforderungen gerecht werden kann. Ein Gespräch ist erwünscht.

Bruno begann sein erstes komplettes Jahr mit einer Reihe erfolgreicher Prüfungen, ohne dabei die im Vergleich zum Vorjahr erhofften eleganten Lösungsansätze zu finden. Im weiteren Verlauf ließen zunächst die Ergebnisse deutlich nach, und erst, als seine Jahresprüfungen und damit seine Zukunft in Frage standen, gelang es ihm wieder, die Konzentration auf das Wesentliche zu lenken und das Jahr erfolgreich zu beenden. Seine Herangehensweise wirkt gleichwohl mitunter althergebracht, frischen Lösungsansätzen kann er wenig abgewinnen oder sie gar selbst entwickeln. Seine Orientierung am Einrichtungsleitbild ist vorbildlich, seine Demut im Angesicht des großen Ganzen beispielgebend, sein Festhalten an der eigenen Herkunft mustergültig. Gespräche sind erwünscht.

Fredi machte sich im abgelaufenen Jahr in besonderem Maß um unsere Einrichtung verdient. Trotz geringer Spielräume gelang es ihm in einer koordinierenden Funktion, die Arbeitsgruppen ausgewogen zusammenzustellen und anzuordnen. Vor allem aber übernahm er zahlreiche kommunikative Aufgaben, die somit nicht von der Einrichtungsleitung wahrgenommen werden mussten. Zudem gelang es ihm, die Alumni und den Förderkreis vom Tagesgeschäft zu entlasten. Er machte sich um die stärkere Förderung jüngerer Jahrgänge verdient, indem er neue Mentoren und einen Koordinator gewann. Leider wurden die Pläne, die so geförderten Hochbegabten regelmäßig zu Prüfungsleistungen heranzuziehen, nicht in die Tat umgesetzt – was sowohl bei den jungen Leuten selbst als auch bei den Mentoren als auch im Umfeld zu Verdruss geführt hat. Fredi erhält ein Lob. Gegen den Frust.

Gerd kam im vergangenen Sommer nach langwierigen Aufnahmediskussionen an unsere Einrichtung und verhielt sich zunächst angenehm zurückhaltend. Erst zum Ende des Betrachtungszeitraums verdiente er sich im Bemühen um eine neue Einrichtungsuniform ein Sternchen. An Prüfungen durfte er nicht teilnehmen, andersartige Leistungsnachweise erbrachte er ansonsten nicht. Im Frühjahr zog er die Bedeutung deutscher Dichtkunst in Zweifel, wurde eines Literaturprojekts verwiesen und beleidigte Außenstehende, die sich vorsichtig kritisch zur Einrichtung geäußert hatten. Wie er vor diesem Hintergrund einem Verweis entgehen konnte, ist unergründlich. Gesprächskultur ist erwünscht, ein persönliches Gespräch nicht.

"Der VfB ist dem Clubfan weitgehend egal."

Die geneigte Leserin weiß, dass ich selbst weder organisiert noch initiativ genug bin, regelmäßig den Austausch mit Anhängern anderer Vereine zu suchen, quasi im Sinne einer Vorberichterstattung. Wenn mich aber jemand anspricht, der so etwas in schöner Regelmäßigkeit macht, bin ich gerne dafür zu haben. Dies gilt natürlich in ganz besonderem Maße, wenn derjenige nicht mit 08/15-Fragen um die Ecke kommt, sondern auch mit dem einen oder anderen unerwarteten Ansatz aufwartet – so wie es die Herren von Clubfans United im Vorfeld des sonntäglichen Spiels zwischen dem VfB und dem “Ärgernis” aus Nürnberg getan haben.

Ich durfte mich bei Ihnen über die Aussichten für das Wochenende, über “gemeinsame” Spieler und deren Perspektiven, über Fredi Bobic’ Verhandlungsführung, mein Verhältnis zum “Club”, die intimen Schwächen des VfB (ich habe sie bei der Besetzung der Außenverteidigerpositionen auf eine falsche Fährte gelockt und die Defizite bei Standardsituationen verschwiegen) und – ein wenig deutlich zu ausführlich – über mich selbst und meine Schreiberei auslassen. Wer das lesen will, sei hierhin verwiesen; vor allem aber lege ich jedem, der etwas über den 1. FC Nürnberg wissen will, ans Herz, sich ganz allgemein bei den Clubfans United umzuschauen und Unmengen von Informationen über den sonntäglichen Gast zu sammeln.

Natürlich konnte ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und habe Alexander von Clubfans United meinerseits ein paar Fragen gestellt:

[hk] Alexander, ich zögere immer ein wenig, “Clubfans United” als “Blog” zu bezeichnen, was vermutlich daran liegt, dass ich mein eigenes kleines virtuelles Heim als Referenzpunkt heranziehe, der mit dem, was Ihr da auf die Beine stellt (und was Ihr ja auch selbst, in meinen Ohren passender, ein “Fanmagazin” nennt) nicht zu vergleichen ist. Ihr macht das ja hauptberuflich, nicht wahr?

[Clubfans United] Also wenn wir das hauptberuflich machen würden, würden wir uns sofort selbst feuern. Hauptberuflich wäre das doch unbezahlbar. Aber wir fühlen uns geschmeichelt.

Ganz im Ernst: Genau deshalb braucht es doch Fanzmagazine und -blogs, die nicht auf Leser und Quote achten müssen und vom Enthusiasmus leben, um Dinge zu tun, die vielleicht in den Medien gar nicht mehr möglich sind. Wir können vollkommen subjektiv sein, wir können mal ewig lang, mal gnadenlos kurz posten, wir können (verbal) ins Taschentuch heulen oder vollkommen unsportlich unseren Sieg auskosten. Die Zeit, die wir und unsere Autoren da rein stecken, ist vollkommen absurd. Aber da wir uns eh gern mit dem 1. FC Nürnberg beschäftigen, fällt es gar nicht so sehr auf.

Zudem habe ich da schon noch ausreichend Respekt vor dem Handwerk des Journalismus, denn wir können uns auch mal einen subjektiven Bericht ohne große Recherche erlauben, das (sollte) im Profi-Bereich nicht drin sein (und lassen wir jetzt mal den Boulevard weg).

Sicher haben wir mittlerweile einen gewissen eigenen Anspruch entwickelt, z.B., dass wir zu allem, was relevant rund um den Verein ist, irgendwas sagen wollen. Daher passt Fanmagazin jetzt auch besser, wobei die Kommentare weiter den Blog-Charakter ausmachen und unglaublich wichtig für uns sind. Aber als wir uns entschlossen hatten, uns auch nach Außen jetzt als Fanmagazin und nicht mehr als Blog zu bezeichnen, hatte das ganz pragmatische Erwägungen: Mit dem Format “Blog” können einfach viele ‘da draußen’ nichts anfangen. Jetzt nennen wir uns halt “Fanmagazin” und aus Raider wurde Twix…

[hk] Der Club steht derzeit auf Platz 10, 7 Punkte hinter einem Uefa-Cup-Platz und 6 vor dem Relegationsrang. Ganz ehrlich: Ich hätte anstelle der Werte 10-7-6 vor der Saison eher etwas in der Größenordnung 15-20-1 erwartet, zu groß schien mir der Aderlass. War das einfach meiner Distanz und mangelnden Einsicht in Nürnberger Verhältnisse geschuldet, oder seid auch Ihr eher positiv überrascht ob des bisherigen Saisonverlaufs? Und ergänzend dazu: Wie wird diese Zahlenreihe zum Saisonende lauten?

[Clubfans United] Was wir erwartet haben? Alles! Und das z.T. gleichzeitig. Ja! Natürlich hatten wir auch die Abgänge von Ekici, Gündogan und Schieber mit Sorge zur Kenntnis genommen, aber das war schon bald einem grenzenlosen Optimismus gewichen (was bei uns bedeutet: Mittelfeldplatz packen wir). Das ganze hat sich dann im Grunde seitdem wöchentlich geändert. Ich denke, die Abgänge hatten zwar viel Qualität, aber wir wussten ja auch, dass bspw. gerade die drei auch nicht durchgehend den Erfolg der letzten Saison bedeuteten. Gündogan bspw. verletzte sich im Winter und war lange gar nicht am Platz. Zudem hatten wir mit Pekhart und Esswein  wieder zwei viel versprechende Neuzugänge und auch einige Talente in den Startlöchern.
Der Club kam letzte Saison über die Kompaktheit und der Vater der Mannschaft war und blieb Hecking. Wir wunderten uns daher eigentlich eher weniger, dass die Abgänge bei anderen nicht so einschlugen, denn sie funktionierten bei uns eben im Kollektiv.
Was uns bisher in der Saison beinahe das Genick gebrochen hätte waren nicht die Abgänge, sondern die Ausfälle. Die Rekonvaleszenten, die man fest am Zettel hatte, erlitten Rückschläge und aus dem Stamm brachen mit Verletzungen einer nach dem anderen weg. In dem Sog stagnierten dann auch die Talente, die z.T. einfach überfordert waren mit der Verantwortung.
Dem Saisonende sehen wir durchaus mit gemischten Gefühlen entgegen. Die 6 Punkte tun gut, sind aber kein Ruhekissen und können schnell dahinschmelzen. In Stuttgart punkten wäre daher mehr als beruhigend.

[hk] Um Eure Fragen zu beantworten, hatte ich ein wenig in meinem “Club”-Gedächtnis gekramt und war dabei auf eine Reihe schillernder Perönlichkeiten in der Vereinsführung gestoßen. Angefangen beim ewigen Hern ARO und Gerd Schmelzer über Gerhard Voack (“J.R., wenn ich mich recht entsinne) bis hin zum ehemaligen Schatzmeister Böbel gaben sich in der mittlerweile ferneren Vergangenheit ja schon einige bemerkenswerte Leute die Klinke in die Hand. Heute stellt sich die Situation für mich gänzlich anders dar. Mit Mühe und Not brachte ich noch zusammen, dass das Präsidentenamt abgeschafft wurde, aber den Namen von Martin Baders Vorstandskollegen an der Doppelspitze musste ich bereits nachschlagen. Ist der 1. FC Nürnberg heute ein Verein, der – weitgehend frei von Eitelkeiten – in sich ruht, oder ist das nur die klischeehafte Vorstellung eines weit Außenstehenden?

[Clubfans United] Vorweg und mit Ausrufezeichen: Er ist noch ein Verein! Und das will heute schon fast was heißen in der Bundesliga. Der 1. FC Nürnberg hat sich entschieden, sich von Alleinherrschern ebenso loszusagen wie einem Einfluß von Außen vorzubeugen. Der Verein gab sich eine neue Ordnung, mit fest installierten angestellten Vorständen und einen starkem Aufsichtsrat, der direkt von den Mitgliedern gewählt wird.
Der Eindruck trügt also nicht: Die Verein ruht jetzt in sich und das sorgt für eine stabile Struktur. Ob man damit weit kommt in der Liga, während andere sich in gewagte Finanzkonstrukte werfen und waghalsige Projekte und Transfers in Angriff nehmen, wird die Zeit zeigen.

[hk] Bestens in das eben gezeichnete Bild passt aus meiner Außensicht auch Dieter Hecking. Er wirkt unaufgeregt, produziert kaum (zumindest überregionale) Schlagzeilen, schon gar nicht mit irgendwelchen fußballphilosophischen Weisheiten,  und nimmt wenn auch nicht klaglos, so doch nach vorne gerichtet den Verlust einiger Akteure hin, die das Spiel seiner Mannschaft in der Vorsaison mit geprägt haben, um dann in der neuen Spielzeit wieder eine ansehnliche Rolle zu spielen. Ist er einfach der richtige Mann am richtigen Ort?

[Clubfans United] Ja, keine Frage – aber mit Ansage. Hecking wusste, das hat er auch oft genug geäußert, was ihn beim Club erwarten würde. Dieser “Nürnberger Weg” der Konsolidierung war Grundlage seines Engagement und er nahm diese Aufgabe an. Umgekehrt suchte man mit Hecking auch einen Mann, der dieser Aufgabe gewachsen sein könnte. Bisher hat Hecking es immer hinbekommen, gerade auch in schwierigen Phasen. Unantastbar ist er aber nicht und auch Hecking hat nie ausgeschlossen, dass er nicht mal unter anderen Voraussetzungen arbeiten möchte. Aber vielleicht gibt es ja für alle ein gemeinsames “Happy End”, sobald die Konsolidierung abgeschlossen ist und man auch anders am Transfermarkt agieren kann. Ein Klassenerhalt in dieser Saison wäre ein riesen Schritt in diese Richtung.

[hk] Dem gemeinen Außenstehenden, in diesem Fall mir, fällt beim Stichwort 1. FC Nürnberg mit Blick auf die letzten Jahre recht schnell das auch von Euch verwendete (und in Frage gestellte) Bild vom Leihhaus ein. Man denkt an Ottl und Breno, an Ekici oder Hegeler und natürlich aus Stuttgarter Sicht auch an Schieber und Didavi. Nun werden erneut Namen wie Petersen oder Usami gehandelt. Ist der Ansatz, mit vielen Leihspielern zu arbeiten, wie es ja auch andere Verein – zum Teil noch intensiver – tun, auf Dauer ein tragfähiger? Ist er für manche kleineren Vereine wie Mainz vielleicht sogar die (fast) einzige Möglichkeit, Spieler einer bestimmten Qualität zumindest temporär zu verpflichten? Oder überwiegen die Risiken einer vorprogrammierten Dauerfluktuation (wie sie allerdings, wenn auch mit einer etwas anderen Qualität, auch ohne Leihgeschäfte gang und gäbe ist)?

[Clubfans United] Dem gemeinen Innenstehenden blieben die Leihgeschäfte auch nicht verborgen und wurden mit zumindest gemischten Gefühlen goutiert. Die Sachzwänge sind naheliegend: Fehlende Qualität, die man sich nicht leisten kann, mit Geliehenem kompensieren. Breno und Ottl waren gute Beispiele, wo man in einer schwierigen Lage durch Zufuhr von Qulität korrigieren konnte. Schwieriger ist das schon bei Spielern die Qualität aufgrund ihres Talents höchstens versprechen, man also nicht weiß, ob sie einen wirklich weiter bringen oder nur einen Platz im Kader blockieren. Diese Spieler brauchen meist eine Anlaufzeit und wenn man dann endlich weiß, ob sie die Qualität haben, sind sie auch fast schon wieder weg. Schieber und Ekici waren da fast Sonderfälle, da man fast schon ahnen konnte, dass die sich durchsetzen werden, aber bei Didavi war das wieder was anderes. Und so kommt es wohl, wie zu befürchten war: Erst war Didavi die halbe Hinrunde verletzt, und jetzt, wo er mit Spielpraxis in Form kommt, scheint der Abschied schon bevorzustehen. Deswegen sind Leihen nicht generell verkehrt, aber sie sind zumindest unbefriedigend auf Dauer. Bei Petersen hat man auch wieder diese gemischten Gefühle, bei Usami scheint es aber ja auf eine Leihe mit Kaufoption hinauszulaufen, das dann natürlich eine andere Sache.

Aber an der Stelle noch was Grundsätzliches: Könnte man sich emotional frei machen, dann wäre Leihe oder Kauf eigentlich vollkommen egal. Bei dem ganzen Geflecht eines Transfers heutzutage, gleichen sich auf Dauer Chancen und Risiken fast aus. Wie viele Vereine haben einen Transferüberschuß? Und wer meint, man könne gekaufte Spieler deswegen länger halten, der unterliegt ja auch einer Mär. Du musst einen Spieler im Prinzip ziehen lassen, weil sonst kein anderer mehr zu dir will – es ist ja immer ein Geben und Nehmen. Und die Stories eines Reus, der (warum auch immer, kann es wirklich Liebe gewesen sein??) seinen Vertrag nochmal verlängerte, um dann seinem alten Verein noch mal eine fette Transfersumme zu sichern, sind ja doch eher seltenst. Wobei: Auch bei Wollscheid und Gündogan konnte man zumindest ähnliche Vereinbarungen treffen. – Aber selbst wenn du als FCN einen Spieler fest unter Vertrag hast: Den Preis, den bspw. ein BVB für den gleichen Spieler bekäme, bekommst du nicht.

Unter dem Strich also lieber keine Leihen, denn die Hoffnung auf den großen Deal stirbt zuletzt …

[hk] In Euren Fragen an mich spiegelte sich bereits die eine oder andere Einschätzung des VfB wider. Ein Verein, der sich möglicherweise auf dem Weg ins dauerhafte Mittelmaß befindet, mit einem Manager, der nicht nur gelegentlich verbal über das Ziel hinausschießt, sondern sich auch als unnachgiebiger Verhandler manche Sympathie, so er sie je hatte, verscherzt, zudem die augenzwinkernde Frage, ob der VfB nicht genug Stoff hergebe, um ein Blog zu füllen – das klingt irgendwie nicht uneingeschränkt positiv, oder täusche ich mich? Und das alles wegen Meiras Foul im Pokalfinale?

[Clubfans United] Meira? War das nicht der Kerl der Mintal umgenietet hat? Sofort auspfeifen!! Spass beiseite…..Das Pokalfinale hatte ja ein Happy End, Meira ist da längst vergessen. Daher eine Gegenfrage: Gibt es eine “uneingeschränkte positive Sympathie” zwischen Fans? Nicht einmal zu Schalke würde ich das unterschreiben, wobei hier schon viel good will ist. Fußball ist Wettbewerb und insoweit rivalisiert man mit jedem Gegner. Das ist nichts Persönliches.

Und wenn du mich nicht verpfeifst, dann verrate ich dir, dass ich sogar mal VfB-”Fan” war – naja, “Fan” soweit man das in seiner leichtsinnigen Jugendzeit am Dorf sein konnte. Ich mochte damals die Mannschaft mit Hansi Müller und Karlheinz Förster. Bis ich dann meiner großen (Fußball-)Liebe begegnete – ganz nach Nick Hornby.

Stuttgart im Speziellen ist für uns kein direkter Rivale – die Sache von “Südderbys” sind doch reine Mediengeschöpfe – was empfinden wir also gegenüber dem VfB?
Wir hatten mal zwei Umfragen gemacht. Bei den Vereinen, die wir mögen, landete der VfB weit hinten
http://www.clubfans-united.de/2011/03/17/fan-sympathien-wen-mag-der-clubfan-sonst-so/
bei den Vereinen, die wir ausgesprochen nicht mögen, landete der VfB aber auch nur im Mittelfeld
http://www.clubfans-united.de/2011/03/24/welcher-verein-ist-ein-rotes-tuch-fur-den-clubfan/
Man könnte also provokant sagen: Der VfB ist dem Clubfan weitgehend egal. Man verfolgt euer Treiben und solange man sich nicht in die Quere kommt, macht jeder so sein Ding. Nur eben zuletzt am Transfermarkt kam etwas Unmut auf und Bobic spielt da eine zentrale Rolle. Aber da sind wir auch auf andere nicht gut zu sprechen. Jammern hilft halt nix, wir müssen einfach unsere Verhandlungsposition selbst verbessern.

[hk] Zum Abschluss noch ein paar kurze Entscheidungsfragen, die ihr gerne mit ausführlichen Begründungen oder auch nur ganz knapp beantworten könnt:

Weyerich oder Horsmann?

[Clubfans United] Puh, jetzt greifst Du aber ganz schön in die Historien-Kiste und ich musste gleich mal Stefan als Telefonjoker ziehen. Stefan: Horsmann kam über Stade Rennes von den Bayern zum Club und war als Rädelsführer der Spielerrevolte im Oktober 1984 nach nur 13 Spielen wieder weg, oder sagen wir besser “wurde gegangen”. Wenn dann schon Weyerich, ein echter Clubberer wie wir in Nürnberg sagen würden, auch wenn er gegen Ende seiner Karriere für die Westvorstadt gekickt hat. Ein Makel, zweifelsohne …

[hk] Ekici oder Gündogan?

[Clubfans United] Da sind wir uns nicht ganz schlüssig. Ich bspw. sah Ekici und Gündogan immer als sehr unterschiedliche Spielertypen, bei denen Ekici offensiv, Gündogan (auch) defensiv seine Stärken hatte. Für Stefan waren Ekici und Gündogan in ihrer Spielanlage ähnliche Typen. Einer Meinung sind wir über Ekicis Standards, die in seiner Zeit in Nürnberg erste Sahne waren. Müssten wir uns entscheiden, dann für Gündogan, der taktisch insgesamt reifer wirkte und auch defensiv mehr arbeitete – und alleine schon weil er kürzlich unsere Derby-Schande gerächt hat.

[hk] Schieber oder Didavi?

[Clubfans United] Da sind wir uns einig: Wohl eher Schieber, der bei uns eine konstant gute Saison gespielt hat. Das würde zwar unseren Mangel an Kreativität nicht beheben – hier verspricht Didavi mehr -, aber bei ihm fehlt es vor allem (noch) an der besagten Konstanz.

[hk] Chandler oder, ähem, Celozzi?

[Clubfans United] Von Celozzi kennen wir fast nur die Statements von VfB-Fans – und die sind zu 90% negativ. Chandler hat zwar kein einfaches “zweites Jahr”, aber dennoch eindeutig: Chandler

[hk] Klewer oder Kargus?

[Clubfans United] Ohne Frage: Kargus. Klewer war ein guter zweiter Torwart und hatte das Zeug zum Helden für den Augenblick – aber auch nicht mehr, nicht weniger. Aber da sind wir uns intern etwas uneins. Stefan bspw. fand Klewer immer super, nicht nur als Elfmeterkiller im Pokal, und fand es nach dem Weggang von Schäfer zu eurem VfB sehr schade, dass er keine Chance als Nummer 1 bekommen hatte. Nach den Erfahrungen mit Blazek hätte man es wohl auch mal lieber mit Klewer probieren sollen …

[hk] Meyer oder Hecking?

[Clubfans United] Kann man das entscheiden? Meyer wurde geliebt, Hecking wird geschätzt. Meyer brachte wieder ein Stück Ruhm zum Ruhmreichen zurück, Hecking bringt uns vielleicht die Basis für eine stabile Zukunft.

[hk] Depp oder nicht? (Man möge mir diese billige Frage verzeihen.)

[Clubfans United] Keine Frage, der Club hat ziemlich “depperte” Dinge geschafft in seiner Historie, aber seit Jahren ist das auch längst Geschichte. Sogar der Abstieg nach dem Pokalsieg war nun so unglaublich auch nicht, denn viele Überraschungs-Mannschaften kommen danach mit Europapokal nicht zurecht und dann in die Krise. Und in den letzten Jahren haben Mannschaften wie Hertha oder die Eintracht schwer an unserem “Titel” gegraben. – Daher: Wir sind solange der Depp, solange wir selbst von uns glauben, dass wir es sind.

[hk] Vielen Dank für Eure Zeit und Eure ebenso ausführlichen wie aufschlussreichen Antworten. Auf einen schönen Sportnachmittag am Sonntag!

[Clubfans United] Wir danken für das Interview bei uns und die interessanten Fragen im Interview hier. Vielleicht empfinden viele diese Fan-Interviews als belanglos, aber für viele (wie uns) entstehen damit auch Brücken und es werden Vorurteile abgebaut. Deswegen bleiben wir mit unseren Vereinen Rivalen, aber im Kern verstehen wir, was den anderen bewegt – denn wir sind alle Fans des wahrscheinlich geilsten Sports der Welt.

C-Klasse, zweite Mannschaft

Am Freitag ging’s also los. Mein erstes TV-Saisonspiel. Also echter Fußball, menschliche Interaktion und so, anders als im Stadion. Etwas überraschend war nicht die übliche Riege da – weder der neunmalkluge VfB-Fan, der sich meist so lange auf die Seite des Gegners schägt, bis ein Sieg des VfB unabwendbar ist und selbstverständlich bejubelt wird, noch der “Japsen”-Beschimpfer mit der Frisur, noch der besoffene Chefkritiker, der weniger gut gelittene Spieler gerne als “Tote” bezeichnet. Statt dessen fanden sich zwei etwas jüngere Herren ein, die offenbar schon ein paar Stündchen auf dem Weindorf verbracht hatten, deren Langzeitgedächtnis aber noch funktionierte und die dementsprechend den einen oder anderen Slogan aus den 80ern parat hatten. “Hau ihn um” war der multipel einzusetzende Favorit, das in diesem Kontext auch gern genommene “der zappelt ja noch” konnte mangels Umsetzung der ersten Aufforderung keine Anwendung finden. Lautstärke und Ahnungslosigkeit ließen mich dennoch vorübergehend im vernebelten Raucherbereich Zuflucht suchen. Trotz Nichtraucherschaft.

Fast noch einen Tick sympathischer war der ältere Herr, den ich dereinst für eine Idealbesetzung als Helga Beimers Onkel Franz gehalten hätte. Nach wenigen Minuten stellte er fest, dass das Spielniveau bestenfalls das der “C-Klasse, 2. Mannschaft” erreiche. Abgesehen davon, dass der Widerspruch inhaltlich nicht in jeder Situation leicht zu begründen gewesen wäre, verfolgten wir rasch die Strategie, den Troll nicht zu füttern – zwei, drei anfängliche Einwürfe der Kategorie “na ja…” hatten zu unergiebigen Diskussionsansätzen geführt. Er ließ sich nicht beirren und behielt seinen Stil, weitgehend auch die Wortwahl, bei, gerne begleitet von Zustimmung oder zumindest irgendeine Reaktion heischenden Blicken, denen wir mehr oder weniger geschickt auswichen. Die Frage, weshalb er sich das Spiel denn überhaupt anschaue, wenn es sich auf C-Klassen-Niveau bewege, gar Schmerzen bereite, wenn kein einziger von den 20 (die beiden Torhüter nahm er aus) etwas tauge, beantwortete er entwaffnend: “Weil nichts anderes kommt.” Kurz vor Schluss begann er dann noch ein wenig zu schwelgen, von den Blauen, die in zwei Jahren wiederkämen, und von den 50er Jahren, von 1954, 56, 58 (54 und 58 war der VfB Pokalsieger, 56 erschließt sich mir nicht so recht, aber da war ich auch noch zu jung), nannte Namen wie Waldner und Bögelein, um im Hinausgehen noch einen echten Onkel Franz zu platzieren: “Aber heute, da spielen da ja nur noch Kanaken.” Sieht so aus, als stünde unsere Fußballkneipe für diese Saison auf der Kippe.

Wie gesagt, es war mein erstes TV-Spiel dieses Jahr. Das Auftaktspiel hatte ich im Stadion verfolgt, danach war Urlaubszeit. Ohne Blogs, mit wenig Zeitungen, meist offline, weitgehend ohne Twitter. Von der Partie in Gladbach hatte ich nur Rudimente sehen können, gegen Leverkusen hatte ich jegliche ernsthafte Spielberichterstattung verpasst, aber das Aktuelle Sportstudio sowie Sport im Dritten gesehen. Im Sportstudio war, angesichts des “Duells” mit Bernd Leno nicht ganz überraschend, Sven Ulreich zu Gast, der VfB-Torhüter, wo zweimal durch tiefe Tals gegangen war. Bei Sport im Dritten, wo William Kvist in kurzen Hosen zu Gast war, entblödete sich der Haus- und Hofsender des VfB nicht, zwei Wochen nach dem ersten Heimspiel und mindestens 10 Tage, nachdem sie bundesweit rauf- und runtergelaufen waren, die Sichtluken in der Herrentoilette schenkelklopfend zu zeigen. Ja, so sehen bittere Erinnerungen an die ersten Saisonspiele aus.

Fußball wurde natürlich auch gespielt am Freitag. Und wenn man den “Stimmen zum Spiel” glauben darf, die der VfB auf seiner Website veröffentlicht hat, hätte man wohl verdient und haushoch gewonnen, wenn man nur seine Torchancen genutzt hätte. Dass man einfach nicht in der Lage war, genügend Druck auszuüben, um die Hertha zu mehr Fehlern zu zwingen, dass ein planmäßiges Vorgehen nur zu erahnen war, dass man vergeblich nach schnellen gemeinschaftlichen Aktionen suchte, egal ob mit oder ohne Ball, dass kein Spiel über die Außen stattfand, weil außer Harnik alle in die Mitte drängten, was dort aber auch nicht zu mehr Kreativität führte, spiegelt sich in den Stimmen zum Spiel nicht wider. Wäre vielleicht auch etwas viel verlangt.

So gehe ich halt davon aus, dass man sich intern damit befasst. Dass man sich fragt, wann die schnellen, überraschenden Bälle, die man so gerne vertikal nennt, von Zdravko Kuzmanovic verschütt gegangen sind, und wo seine Torgefährlichkeit hin ist. Dass man sich überlegt, ob es sinnvoll sei, anstelle einer erkennbaren gemeinschaftlichen Offensivstrategie ausschließlich auf die Ideen von Tamas Hajnal zu setzen, die bestimmt irgendwann wieder einmal kommen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Timo Gebhart Hajnals Position momentan wesentlich schlechter ausfüllen würde. Andererseits täte Gebhart auch über außen gut, wenn er denn fit ist, was ich zugegebenermaßen nicht seriös beurteilen kann. Das Spiel des VfB braucht mehr Tempo. Da ist es mir auch recht egal, ob auf dem Rasen 30 Grad Celsius herrschen oder nicht. Tempo über außen, Tempo auch in der Mitte, speziell dort gerne auch mit etwas Präzision und gelegentlichen Kreativitätsschüben angereichert. Es ist bezeichnend, dass Fredi Bobic ein wenig weinerlich wirkte, als er feststellte, dass es die Heimmannschaft dem VfB überlassen habe, das Spiel zu machen. Wo der das doch nicht kann.

An eine nennenswerte Offensivaktion von Cristian Molinaro kann ich mich nicht erinnern, was zum einen mit dem nach wie vor verbesserungswürdigen Zusammenspiel mit Okazaki, zum anderen wohl auch mit dem starken Patrick Ebert zu tun gehabt haben dürfte. Stefano Celozzi machte seine Sache meines Erachtend überraschend ordentlich. Fredi Bobic begründete seine Auswechslung hernach mit einer Verletzung, anderswo hörte ich diese Begründung nicht. Falls dem nicht so sein sollte, dürfte klar sein, dass Labbadia nicht mehr auf Celozzi zählt, nachdem er ihn gar durch Linksverteidiger Boka ersetzt hat. Dann möge man aber bitte auch die Konsequenzen ziehen und Andreas Hinkel verpflichten, oder sonst jemanden, der den Anforderungen genügt.

Und dann war da noch Serdar Tasci, der dem Vernehmen nach auf den Unterschied im Umgangston beim Männerfußball einerseits und Frauensport andererseits hingewiesen hat. Leider kursieren unterschiedliche vermeintlich oder auch tatsächlich wörtliche Zitate, und einen Mitschnitt habe ich noch nicht gefunden. Ob ich mich ein wenig empören will, hängt von eben diesem Wortlaut ab. Bisher neige ich nicht dazu, auch wenn der Vergleich bestimmt nicht sonderlich clever war. Anlass war ein kleiner Disput mit Sven Ulreich nach dem Spiel, den ich im Fernsehen gesehen und bei dem ich mich darüber gefreut hatte, dass Sky ihn nicht zum Gegenstand der Berichterstattung nach Spielschluss machte. War aber wohl etwas vermessen, darauf zu hoffen, dass so etwas einfach unter “zwei unzufriedene Mannschaftskameraden sagen sich nach dem Spiel kurz die Meinung, das gehört dazu” abgelegt würde, fällt schließlich in die Kernkompetenz des aktuellen Sportstudios.

Um doch noch einen Sieg des VfB zu erleben, sah ich mir am Samstag im Schlienz das Bundesligaspiel der U19 gegen Mainz an, das zuletzt die Frankfurter Eintracht mit 8:0 vom Platz gefegt hatte. Der VfB-Nachwuchs war speziell in der ersten Hälfte die stärkere Mannschaft und agierte mit hohem Tempo über die Außen sowie mit einer dominanten Zentrale, also wie man es sich auch bei den Großen in höherem Maß wünschen würde. Wenn also im November Tayfun Korkut… Rani Khedira und Lukas Kiefer hatten das Spiel in der Mitte im Griff, hinten erinnerte Robin Yalcin einmal mehr (im positiven Sinne) an Serdar Tasci, Torhüter Odisseas Vlachodimos wirkte präsent und selbstbewusst, und vorne traf man, nun ja, eben auch über Standardsituationen, für die der agile Ndriqim Halili verantwortlich zeichnete. In der zweiten Hälfte war Mainz, das auch zuvor schon ansehnlich gespielt hatte, etwas zielstrebiger, speziell Lucas Röser, und schuf kurzzeitig noch einmal ein wenig Spannung, doch letztlich gewann der VfB mit 3:1. Ob außer mir und meinen Begleitern weitere Zuschauer zugegen waren, die weder Spielerberater noch Scouts noch Eltern sind, weiß ich nicht.

Vom abendlichen Bundesligaspitzenspiel blieb mir – neben den Schiedsrichterdiskussionen, die andernorts zur Genüge geführt werden, und den großartigen Torhüterleistungen – letztlich in erster Linie Jürgen Klopps Frisur in Erinnerung. Sie erinnerte allzu sehr an die von Patrick Ebert.

Die Bundesliga hat mich wieder. Das ist ihr egal, ich weiß.
Aber ich hab sie wieder. Schön.
Länderspielpause, pah.

Verbalbeurteilung 2011

Einmal mehr erzielte die Gruppe im zweiten Halbjahr deutlich bessere Ergebnisse als im Herbst. Das Gesamtniveau lag dabei weit unter dem des Vorjahres oder jenem aus der Periode 2008/2009. Die Leistungen des ersten Halbjahres dürften zum Teil auf eine mangelnde Vorbereitung in den Sommermonaten zurückzuführen sein, was jedoch angesichts der hohen Zielsetzungen unserer Einrichtung nur bedingt als Erklärung gelten darf. Dem neuen Lehrpersonal, das die Gruppe im Dezember nach einem mehrwöchigen Ausfall übernahm, gelang es gerade noch, die Abschlussprüfungen in einem größeren Kraftakt angemessen vorzubereiten.

Als gescheitert muss man den gruppendynamischen Versuch ständig wechselnder Plätze betrachten. Zwar gelang es, nahezu jedes Mitglied der Gruppe mindestens einmal rechts hinten zu platzieren; positive Einflüsse auf das Gruppenklima oder die Leistung waren indes nicht zu beobachten, vielmehr traten nennenswerte Koordinationsprobleme auf.

Sven hatte zunächst gewisse Schwierigkeiten, seine Position in der Gruppe zu finden, nachdem ihn das Lehrpersonal erst nach Intervention der Einrichtungsleitung in der Gruppe belassen hatte.*   Seine Leistungen waren zunächst selten kreativ und vorwärts gerichtet, zumindest aber ausreichend. Im Lauf des Jahres gewann er, dank nach kurzfristig verordneter Nachhilfe durch ein älteres Gruppenmitglied, an Sicherheit, Ansehen und Souveränität, um so teilweise wesentlich zum Erfolg von Gruppenarbeiten beizutragen. Nach wie vor fällt ihm der Umgang mit vermeintlichen Ungerechtigkeiten schwer.

* Aus anderen süddeutschen Einrichtungen ist bekannt, dass vergleichbare Konflikte zwischen Lehr- und Leitungspersonal dem Gesamtklima abträglich sein können.

Marc kam im Sommer neu zur Gruppe, kannte aber die Einrichtung bereits aus früheren Jahren und traf eine Reihe alter Freunde wieder, sodass die Integration unproblematisch verlief. Obwohl er ursprünglich nicht für Prüfungsleistungen vorgesehen war, forderte ihn das neue Lehrpersonal zwischenzeitlich zu stärkerer Beteiligung auf. Nach einem Sportunfall wurde dieser Plan wieder verworfen. Im neuen Jahr dürfte er noch stärker in die Hausaufgabenbetreuung einbezogen werden.

Cristian konnte nur selten an seine Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen. Die Trennung von seinem Freund Aliaksandr wog offenbar schwerer als zunächst angenommen. Er wirkte gedanklich nicht immer frisch, kommunizierte mit seinem neuen Nachbarn nur unzureichend und reagierte auf Kritik mitunter unwirsch. Ein Gespräch ist erwünscht.

Arthur trat häufig offensiver auf als in den Vorjahren, was der gesamten Gruppe gut tat. Leider hatte er erneut eine Reihe von Fehlzeiten zu verzeichnen, fand nach seiner Erkrankung jedoch recht rasch wieder den Anschluss an die Gruppe. Seit einigen Monaten zeigt er zuvor ungeahntes Interesse für die hiesige Kultur und deren Exponentinnen.

Matthieu hat ein schwieriges Jahr hinter sich, geprägt von zahlreichen Fehlzeiten, die nicht selten selbst verschuldet waren. Anders als in den Vorjahren wirkte er des Öfteren impulsiv und war seinen Freunden nur noch in geringerem Maß ein Vorbild. Wurde zuletzt von einigen Prüfungsleistungen befreit. Die Übernahme ins nächste Jahr erfolgt auf Probe.

Serdar hatte zu Beginn einige Schwierigkeiten zu bewältigen, die zum Teil mit seinen missglückten Sommerferien zusammen hingen. Erfreulicherweise hatte er jedoch deutlich weniger Fehlzeiten als in den Vorjahren und schaffte es, sowohl die vorübergehend aufscheinenden Motivationsdefizite zu überwinden als auch seine Leistungen zu stabilisieren. Speziell im Frühjahr war er zudem in der Lage, die verunsicherten Freunde zu beruhigen. Wenn er so weiter macht, kann er demnächst wieder an einrichtungsübergreifenden Wettbewerben teilnehmen.

Georg musste zunehmend Verantwortung übernehmen und wirkte dabei insbesondere im Herbst vielfach nachlässig, gelegentlich auch überfordert. Teilweise schienen wichtige Grundlagen zu fehlen. Seine Bemühungen blieben jedoch stets vorbildlich, auch dank dem einen oder anderen Erfolgserlebnis, das die Gruppe zu würdigen wusste. Seine technische Kompetenz, gepaart mit Zielstrebigkeit, trug im Zusammenhang mit einem grünen Mobilitätsprojekt wesentlich zum Erfolg bei.

Khalid wurde im Herbst nur in Ausnahmefällen zu Prüfungen zugelassen, erzielte dabei aber meist respektable Ergebnisse. Im Frühjahr zeigte er sich weniger wählerisch bei den ihm zugewiesenen Aufgaben und wusste sie in aller Regel zufriedenstellend zu bewältigen. Ein Umzug wäre insofern bedauerlich, als er auch mit schwierigen Situationen umzugehen weiß; eine Veränderung aus sozialen Gründen steht gleichwohl im Raum.

Stefano konnte den Erwartungen nur selten entsprechen. Dies war zum Teil krankheitsbedingten Fehlzeiten geschuldet. Insgesamt sind die Defizite jedoch zu groß, um sie in absehbarer Zeit aufzuholen. Insbesondere ist er nur bedingt in der Lage, die von ihm erwarteten vorbereitenden Tätigkeiten in der Gruppenarbeit zu übernehmen. Der Wechsel in eine kleinere Einrichtung wird empfohlen.

Patrick stieß im Sommer aus einer niedrigeren Klasse zur Gruppe. Sein großes Engagement überzeugte das Lehrpersonal, ihn an der einen oder anderen Prüfung teilnehmen zu lassen, was nicht immer entsprechend seiner Stärken erfolgte und dementsprechend nur mit wechselndem Erfolg gelang. Möglicherweise wäre ein langfristiger Nachhilfekurs in einem anderen Umfeld zielführend.

Ermin stieß im Herbst gewissermaßen auf Probe zur Gruppe und integrierte sich sehr gut. Neben zahlreichen Übungsstunden durfte er auch an einzelnen Prüfungen teilnehmen, was zunächst recht gut gelang. Eine Französischprüfung, noch dazu nicht in seinem Kernbereich, traf ihn jedoch unvorbereitet und hielt das Lehrpersonal zunächst von weiteren Versuchen ab. Seine weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

Philipp hatte bereits in seiner letzten Einrichtung enorme Fehlzeiten aufgewiesen, wurde aber zur Probe aufgenommen. Leider bestätigte sich die Befürchtung, dass er sowohl gesundheitlich als auch, soweit das beurteilt werden kann, vom Leistungsniveau her kaum in der Lage ist, mit der Gruppe mitzuhalten. Die Probezeit wurde beendet.

Christian zeigte sich erneut in allen Belangen vorbildlich. Sein Engagement war weit überdurchschnittlich, sein Pflichtgefühl beinahe zu ausgeprägt. Er übernehm stets Verantwortung für die Gruppe, half seinen Freunden, wo immer er konnte, worunter zwischenzeitlich seine eigenen Leistungen ein wenig zu leiden drohten. Rechtzeitig zu den Abschlussprüfungen erreichte er wieder sein altes Niveau und zeigte sich dabei kreativ und vermehrt technikbegeistert. Ein möglicher Umzug wäre sehr bedauerlich.

Zdravko war im Herbst nicht ganz auf der Höhe und wirkte speziell in der Phase, die mit Aushilfslehrpersonal überbrückt wurde, etwas unmotiviert. Im Frühjahr übernahm er indes in besonderem Maße Verantwortung, erzielte ausgezeichnete Ergebnisse und zeigte sich punktgenau vorbereitet. Seine stets herzliche Freude ist in engem Zusammenhang mit seiner positiven Entwicklung zu sehen. Der zwischenzeitlich im Raum stehende und von einzelnen Außenstehenden wortreich begründete Wegzug wäre bedauerlich.

Christian hatte ein über weite Strecken unglückliches Jahr. Anfänglich litten seine Leistungen darunter, dass er zu weit hinten platziert war, dann verstand er sich mit seinem Nachbarn nur unzureichend, kleinere gesundheitliche Probleme kamen hinzu, und folgerichtig konnte er nicht wie geplant Verantwortung für die Gruppe übernehmen, sondern wurde gar nur noch selektiv zu den Prüfungen zugelassen. Gleichwohl war er stets bemüht und trug entscheidend zur erfolgreichen Bewältigung des ihm bereits bekannten Mobilitätsprojekts wie auch einer späten Geometrieprüfung bei.

Mamadou stieß im Sommer relativ spät zur Gruppe und trat zunächst außerhalb der Übungsstunden kaum in Erscheinung. Im Herbst wurde er zu zwei Prüfungen zugelassen, in denen er ein gutes Grundverständnis zeigte, aber ein wenig nachlässig wirkte. Die Weihnachtsferien nutzte er, um einige Defizite aufzuholen, und schien auf gutem Weg, eine zentrale Rolle in der Gruppe einzunehmen, ehe ihn ein Sportunfall für den Rest des Jahres weit zurück warf.

Timo war über weite Strecken des Jahres eine sehr positive Erscheinung. Zwar hat er nach wie vor Konzentrationsmängel, lässt mitunter die nötige Zielorientierung vermissen und will gelegentlich mit dem Kopf durch die Wand; gleichzeitig aber verzagt er nie, ist um kreative Lösungen bemüht und animiert die Gruppe zu mehr Engagement. An zahlreichen Prüfungsleistungen nahm er trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen schwungvoll und erfolgreich teil und übernahm zudem in einer schwierigen Situation punktuell Verantwortung für die Gruppe. Dessen ungeachtet wird auch im kommenden Jahr eine weitere Steigerung erwartet, insbesondere bei den Punkten Konstanz, Überlegung und Standhaftigkeit.

Martin wechselte im vergangenen Sommer aus einer kleineren Einrichtung zu uns und verdiente sich sowohl mit seinen Ergebnissen als auch mit seinem Engagement als auch und vor allem mit seinen Vorarbeiten für die gesamte Gruppe rasch deren Anerkennung. Im Herbst durfte er zunächst häufig nur Teilaufgaben bearbeiten, um dann im Frühjahr fast alle Prüfungen in Gänze absolvieren zu müssen, was vereinzelt zu schwächeren Ergebnissen führte. Seine Technikaffinität ist ausbaufähig.

Mauro zog im Spätsommer aus Italien, wo er in einer hochwertigen Einrichtung gewesen war, nach Stuttgart. Er mühte sich redlich, sich an das neue Umfeld und die vorwiegend jüngeren Kameraden zu gewöhnen, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Häufig war ihm das Tempo zu hoch, Flüchtigkeitsfehler kamen hinzu, und selbst sein technisches  Geschick konnte er nur bedingt einbringen. Er verabschiedete sich mit Anstand und kehrte zurück in seine Heimat.

Daniel gilt seit Jahren als sehr begabt. Dass er das Lehrpersonal nie ganz von seinen Qualitäten überzeugen konnte, mag daran liegen, dass er manchmal etwas schlampig ist. Zudem wirkt er gelegentlich langsam und immer etwas einseitig. Im Herbst konnte er bei einigen Prüfungen überzeugen, bei anderen nicht. Eine längere Erkrankung warf ihn etwas zurück, danach gelang es ihm nicht mehr, den Rückstand gänzlich aufzuholen bzw. dem Lehrpersonal seine Motivation zu vermitteln. Die Teilnahme an einem Austauschprogramm wird erwogen.

Johan kam im Spätsommer aus Frankreich, wo er an einer kleineren Einrichtung teilweise sehr gute Ergebnisse erzielte, aber auch aus gesundheitlichen Gründen viele Fehlzeiten zu verzeichnen hatte. Letzteres war dem Lehrpersonal und der Einrichtungsleitung nicht explizit gesagt worden. Auch in Cannstatt erbrachte er bei ersten Teilaufgaben sehr vielversprechende Ergebnisse, erkrankte in der Folge jedoch mehrfach und langwierig. Wird auf Probe in das neue Jahr übernommen.

Shinji kam im Februar nach dem Asienfinale von “Jugend trainiert für Olympia” nach Stuttgart und wurde sogleich ein vollständiges Mitglied der Gruppe, auch wenn er sich meist noch am Rand aufhielt. Seine Einzelergebnisse sind voll befriedigend, bei der Gruppenarbeit mit seinem Nachbarn tut er sich noch etwas schwer. Schloss die entscheidende Prüfung mit Bravour ab, sollte nun in den Sommerferien etwas zur Ruhe kommen.

Sebastian hatte sich im Sommer viel vorgenommen, konnte aber das Lehrpersonal nicht überzeugen, dass sich seine Leistungen verstetigen würden. Daraufhin wechselte er in eine stark bezuschusste benachbarte Einrichtung, wo er sich gut integrierte und in seiner neuen Gruppe eine zentrale Rolle einnahm.

Elson kehrte im Sommer etwas widerwillig von einem Austauschprogramm zurück. Dennoch lebte er sich rasch wieder ein und nahm früh an einigen europaweiten Prüfungen teil. Seine Ergebnisse blieben allerdings durchwachsen, sodass er in der Folge vornehmlich am Übungsbetrieb teilnehmen durfte. Die kurzfristige Hoffnung des neuen Lehrpersonals auf seine standardmäßige Kreativität konnte er nicht erfüllen.

Tamas stieß im Januar zur Gruppe, weil er in seiner bisherigen Einrichtung nicht mehr zu Prüfungen zugelassen wurde. Er zeigte sich von Beginn an sehr kreativ, zielorientiert und standardmäßig verantwortungsbewusst, sodass er rasch zu einem Fixpunkt in der Gruppe wurde, zu deren letztlich gerade noch ausreichenden Prüfungsergebnissen er entscheidend beitrug. Sein Engagement ist Beispiel gebend, sein Auftreten ebenso. Zum neuen Jahr wird sein Austauschprogramm beendet und er wechselt fest an unsere Einrichtung. Ob er seinen Leistungsvorsprung halten kann, wird abzuwarten sein.

Claudemir hatte es in diesem Jahr nicht leicht. Nach den Sommerferien war er mit einer leichten Unzufriedenheit zurückgekehrt, die sich mehr als einmal in unerwarteten, vielleicht auch unkontrollierten Ausbrüchen gegenüber seinen Freunden, aber auch gegenüber den eingeschalteten Mediatoren niederschlug. Seine Leistungen waren überschaubar, sodass er wiederholt nur zu Teilprüfungen zugelassen wurde, sein Gesundheitszustand schien verbesserungswürdig. Dennoch mühte er sich nach Kräften und es gelang ihm, sich hervorragend auf die Abschlussprüfungen vorzubereiten, die er dann mit Bravour absolvierte.

Ciprian konnte nur selten an die guten Leistungen des Vorjahres anknüpfen. Während er zunächst dennoch zu den Prüfungen zugelassen wurde, sah sich das neue Lehrpersonal veranlasst, erst seine Leistungen und dann seine Motivation in Frage zu stellen. Nachdem er sich lautstark über die ihm zugedachten Aufgaben beschwert hatte, wurde er von weiteren Prüfungen ausgeschlossen und drückt seit Februar die Türklinke von außen herunter. Ein Wechsel der Einrichtung wird empfohlen, ein Gespräch ist explizit nicht erwünscht.

Pavel begann das Jahr sehr motiviert und erzielte im Schnitt gute Ergebnisse, wenn auch mit starken Ausschlägen nach oben und unten. Sein Engagement war stets vorbildlich, genau wie seine Unterstützung für die Kameraden. Defizite sind bei der Kreativität und hinsichtlich seiner technischen Fertigkeiten zu beklagen; zudem handelt er nach wie vor zu häufig in der irrigen Annahme, den Abschluss mit links machen zu können. Die Übernahme ins neue Jahr erfolgt auf Probe, ein Wegzug ist nicht ausgeschlossen.

Sven stieß aus einer niedrigeren Klasse dazu und zeigte sich von Beginn an sehr engagiert, wenn auch häufig glücklos. Seinen Abschlussarbeiten mangelte es, mit einer für die gesamte Gruppe sehr hilfreichen Ausnahme, an Präzision, teilweise wirkte er unentschlossen. Er muss weiterhin hart daran arbeiten, die Defizite aus frühen Jahren aufzuholen. Hierfür scheint eine benachbarte Nachhilfeeinrichtung mit modernsten Übungsräumen geeignet.

Christian konnte nicht an seine überragenden Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen. Er litt unter einem Wechsel des Leitungspersonals, das bei der Neuzusammensetzung der Gruppe kein glückliches Händchen gehabt hatte, und vielleicht auch ein wenig unter seiner Eitelkeit. Seine Vorschläge wurden von der Gruppe nicht mehr so gut angenommen wie zuvor, die Ergebnisse wurden schwächer. Einzelne Außenstehende und auch Kameraden unterstellten ihm Defizite bei der Prüfungsvorbereitung, die Alumni-Vereinigung und der Förderkreis versagten ihm ihre Unterstützung und überließen den frei werdenden Platz einem weniger kritischen Nachrücker. Bedauerlich.

Jens hatte einen denkbar schlechten Start in der Gruppe, als er einen ausgeschiedenen Kameraden lautstark kritisierte. Es gelang ihm trotz eines einzelnen herausragenden Ergebnisses nicht, die Gruppe von seiner Leistungsfähigkeit zu überzeugen, sodass die Leitung ihn nach wenigen Wochen zu seinem eigenen Besten aus der Gruppe nahm.

Bruno wurde im Dezember in einer für alle schwierigen Situation in die Gruppe aufgenommen. Aufgrund seiner wechselhaften Vergangenheit in anderen Einrichtungen war der Empfang zunächst reserviert, doch mit akribischer Arbeit und ersten guten Ergebnissen erarbeitete er sich rasch den Respekt der Gruppe. Er stellte die eigenen Ansprüche hinten an und half den Kameraden, die Abschlussprüfung ohne besonders elegante Lösungen, aber letztlich mit Erfolg zu absolvieren. Die Gelegenheit, im Rahmen eines längeren selbstverwalteten Projekts Optimierungen bei der Platzverteilung anzustoßen, hat er sich verdient. Speziell in den ersten Monaten wird er dabei, auf Basis vergleichbarer Projekte aus den Vorjahren, eng begleitet werden.

Fredi, der vor Jahren seine ersten Schritte an unserer Einrichtung gemacht hatte und im Sommer nach einer Reihe von Umzügen zurückkehrte, erhielt erst kurzfristig einen frei werdenden und nicht sonderlich gut ausgestatteten Platz. Der Stuhl wackelte von Beginn an, auf dem Tisch lag eine Reihe halbfertiger Arbeiten, deren Urheber aus sozialen Gründen Hals über Kopf verschwunden war. Dementsprechend war Fredi zunächst etwas desorientiert und tat sich schwer, sich an das im Vergleich zu seiner vorigen Einrichtung deutlich höhere Leistungsumfeld zu gewöhnen. Der Versuch, sich mit teuren Hilfsmitteln an das nötige Niveau heranzutasten, schlug fehl. Erfreulicherweise behielt er die Ruhe und zeigte sich lernfähig. Er gewann an Ansehen bei den Kameraden wie auch bei den Alumni und dem Förderkreis, denen er im Sinne der Gruppe auch einmal die Stirn bot. Im neuen Jahr liegt es an ihm, ob er längerfristig an unserer Einrichtung bleiben kann.

Erwin hatte, wie schon in den Vorjahren, nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Lehrmittel, und wurde dafür verschiedentlich kritisiert. Da sein Umgang mit Kritik ohnehin verbesserungswürdig ist, wurde sein Ansehen zusehends schlechter. Zudem wurde er von einem Größeren regelmäßig gemobbt, weshalb er zum Sommer die Einrichtung verlässt. Sein Weggang ist angesichts seiner über Jahre hinweg guten Ergebnisse in vielen Bereichen bedauerlich, scheint aber mit Blick auf die letzten Jahre geboten.

Dieter zeigte im vergangenen Jahr großes Interesse an operativen Abläufen unserer Einrichtung. Zwar ist dieses Interesse grundsätzlich zu begrüßen; der Versuch, Einfluss auf die Abläufe zu nehmen, erregte indes unser Missfallen. Sein Umgang mit allen Ebenen der Einrichtungsleitung ist verbesserungswürdig und scheint von wenig Respekt geprägt. Sowohl in puncto Sozialkompetenz als auch bei seinem Verständnis demokratischer Strukturen mussten wir deutliche Defizite feststellen, die kaum mehr aufzuholen sein dürften. Ein Gespräch ist notwendig.

Hoffnungsträger Elson

Mit der Überschrift ist eigentlich alles gesagt. Elson, der Elson, der seit Januar 2005 in insgesamt 33 Spielen 4 Tore erzielt hatte, der Elson, der in dieser Saison anderthalb Spiele bestritt, ohne zu überzeugen, der Elson, der schon gefühlte 12 mal aussortiert war. Er war der einzige, dem ich zutraute, in der zweiten Halbzeit durch eine Standardsituation vielleicht doch noch so etwas wie Torgefahr zu kreieren.  Wem auch sonst?

Das heutige Spiel gegen Wolfsburg war das erste, bei dem ich mich so richtig über Bruno Labbadia geärgert habe, bzw. im Grunde hatte es ja schon lange vor dem Spiel begonnen. Konkret: als er sich dem Vernehmen nach ernsthaft darüber beklagte, dass seine Spielvorbereitung unter dem Wolfsburger Trainerwechsel gelitten habe. Selbstvertrauen hört sich so nicht an. Bei Felix Magath klang das anders. Der stellte erst einmal die diskutable These auf, der VfB werde ständig von den Schiedsrichtern bevorzugt – eine Taktik, die schon einmal aufgegangen war, mit welchem Verein auch immer. Um dann beim heutigen Spiel das Rumpelstilzchen zu geben. Von der ersten Minute an führten er und seine Mitarbeiter in schöner Regelmäßigkeit Veitstänze auf, um jedes greifbare Mitglied des Schiedsrichterteams zu beeindrucken. Als er sich dann auch noch über die Behandlungspause für den angeschlagenen Kuzmanovic echauffierte, hatte er es sich endgültig mit dem Stuttgarter Anhang verscherzt. Und ganz gewiss Wirkung erzielt.

Bruno Labbadia blieb indes ruhig. Verscherzt hatte er es sich aber auch. Bei mir. Bei den Umstehenden. Ausführlich diskutierten wir zu Spielbeginn die Frage, ob der VfB nun zu acht, zu neunt oder vielleicht doch zu zehnt antrete. Celozzi! Niedermeier! Und vor allem Gentner, der nicht nur in der Vorwoche unterirdisch gespielt hatte, sondern der sich zu allem Überfluss auch noch auf der – ok, vielleicht ist der Vergleich nicht ganz fair – Özil-Position versuchen sollte. Man hätte sich zumindest vorstellen können, Mamadou Bah anstelle von Gentner und den vor seiner Verletzung starken Khalid Boulahrouz als rechten Verteidiger in der Startelf zu sehen. Man hätte sich auch vorstellen können, Zdravko Kuzmanovic nach seiner Verletzung möglichst schnell zu ersetzen. Nun will ich nicht den guten Jérôme Boateng ins Feld führen – es war durchaus nachvollziehbar, Kuzmanovic noch einmal einen Versuch zu geben. Was es dann allerdings sollte, Elson noch ausführlich die Taktikfibel studieren zu lassen, anstatt ihn stante pede aufs Feld zu schicken, ist mir ein Rätsel. Drei Minuten vor der Pause erscheint es mir persönlich wichtiger, die volle Mannschaftsstärke zu gewährleisten, als dem elften Mann seine Laufwege und Zuordnungen zu erklären. Aber ich bin nur ein Laie. Und der Gegentreffer fiel ja auch erst, als Elson bereits auf dem Feld war.

Natürlich war es bitter, bereits zur Pause zum zweiten Mal wechseln zu müssen, nachdem man ohnehin geschwächt angetreten war. Blieb also noch genau ein Offensivwechsel, um irgendwie einen Ansatz von Torgefahr zu entwickeln. Da kann man natürlich auf die Idee kommen, den jungen Mann einzuwechseln, der eine Woche zuvor den Lucky Punch gesetzt hatte. Auch wenn er insgesamt noch arg brav wirkt und bisher nicht unbedingt durch Handlungsschnelligkeit und Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor aufgefallen war. Woran es mir jedoch vor allem fehlte, war ein wenig Frechheit und Aggressivität. Jene Aggressivität, über die ich mich bei Cacau mehr als einmal geärgert habe – heute hätte ich sie mir gewünscht. Da hätte es sich ja gut getroffen, dass er auf der Bank saß.

Mir ist klar, dass man für Labbadias Entscheidungen gute Gründe ins Feld führen kann. Stefano Celozzi spielte am Millerntor eine ordentliche Partie, Boulahrouz hatte nicht nur eine verletzungsbedingte Pause hinter sich, sondern war auch als Backup für den ebenfalls angeschlagenen Tasci vorgesehen. Schipplock mag Selbstvertrauen ausgestrahlt haben, Cacau noch nicht wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein. Gentner mag, was weiß ich, gut trainiert haben. Und dass man zögert, Kuzmanovic durch Elson zu ersetzen, ist zweifellos nachvollziehbar. Aber insgesamt fand ich Bruno Labbadias Entscheidungen, ganz subjektiv, eher unglücklich.

Eher unglücklich, hm? Wäre schön, wenn man das auch für die Leistung der Mannschaft sagen könnte. Die war aber näher bei schlecht. Uninspiriert. Mit, wieder einmal, verheerenden Abspiel- und Abwehrfehlern. Ungewöhnlich viele Fehler bei Träsch, folgenschwere Fehler bei Celozzi und dem (heute) sonst sehr stabilen Niedermeier, mindestens ein katastrophaler Fehler bei Boulahrouz, dessen anschließende Verunsicherung nicht nur bis auf den Oberrang zu sehen war, sondern vor allem auch als Sinnbild für das Selbstvertrauen der gesamten Mannschaft gelten musste.

Dass man letztlich dennoch nicht mit leeren Händen da stand und Wolfsburg doch noch hinter sich lassen konnte, war einmal mehr den überragenden individuellen Fähigkeiten von Georg Niedermeier geschuldet, der nach einem mutigen Zuspiel von – und hier wird wieder einmal deutlich, wieso Bruno Labbadia Bundesligatrainer ist und ich nur ein mal mehr, mal weniger dilettierend über Fußball Schreibender – Christian Gentner technisch perfekt vollendete. Sven Ulreich hielt den Punkt mehrfach großartig fest.

Meine Horrorvision, die beiden Spiele gegen die grünen Ws, bzw. die weißen Ws auf gründem Grund, punktlos zu absolvieren, ist also abgewendet. Dennoch lief der Spieltag alles andere als optimal. Ein Punkt in Bremen wäre nicht nur deshalb ganz hilfreich. Oder drei.

Ob ich daran glaube? Natürlich.
Mein Hoffnungsträger heißt Elson.