Es war wohl ein ziemliches Gewürge, das der VfB seinen Zuschauern am Samstag geboten hat. Ich selbst habe bis auf die beiden Tore im Grunde nichts von dem Spiel gesehen; die Einschätzungen fallen jedoch durch die Bank sehr kritisch aus: so beim geschätzten Kollegen von der Hirngabel, der sich an die Leistungen der späten Ära Veh erinnert fühlte, oder auch bei den rot-weißen Ballzauberern, für die die Leistung zumindest phasenweise “unter aller Sau” war.
Bei der Hirngabel wird aber auch ein Aspekt angesprochen, der mir, der ich am Wochenende ausschließlich auf Zahlen und Fakten angewiesen war, unmittelbar auffiel und der meines Erachtens, aller Kritik zum Trotz, ein wenig untergegangen ist: von allen Mannschaften, die vor dem Spieltag zwischen Platz 5 und 12 (ja, auch ich schaue so weit nach unten) lagen, hat nur eine einzige gewonnen, und zwar der VfB. Ja, ich weiß, es war gegen einen der “aussichtsreichsten” Abstiegskandidaten, dessen neue Mannschaft sich zudem noch finden muss, undsoweiterundsoweiter.
Aber die drei Punkte sind im Neckarstadion geblieben. Markus Babbel ist in der Bundesliga nach wie vor ungeschlagen. Der VfB steht auf Platz 7, in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen. Ciprian Marica deutet zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage an, dass er deutlich robuster und einsatzwilliger geworden zu sein scheint, und möglicherweise sind wir schon wieder so weit, dass sich gegnerische Abwehrreihen nicht ausschließlich auf Mario Gomez (und vielleicht Sami Khedira) konzentrieren können.
Schon klar. Aus mir spricht die Gnade des nicht gesehenen Spiels. Vielleicht habe ich auch deshalb so wenig Verständnis für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, der zufolge es Gladbach beinahe gelungen wäre, “die Trainerdiskussion zu verschärfen.”
Stimmt, es gibt eine Trainerdiskussion, aber die wird, unter einem ganz anderen Aspekt, in erster Linie durch den DFB befüttert. Natürlich ist es bitter, dass man in der Otto-Fleck-Schneise offenbar nicht gewillt ist, Babbel von seinem “Lame Duck”-Status zu befreien – bis dato sehe ich persönlich aber noch nicht, dass sich daraus auch eine sportlich begründete Trainerdiskussion ableiten ließe. Zwar haben die VfB-Verantwortlichen die letzten beiden Trainerwechsel jeweils überraschend rasch durchgezogen; nach einem Bundesligaspieltag (und einem schrecklichen Pokalspiel, keine Frage) einen erneuten Wechsel herbeizureden, halte ich jedoch für geschmacklos interessant.
Abschließend nehme ich doch noch kurz meine Vereinsbrille ab und gebe Thomas Haid von der Stuttgarter Zeitung, dessen Einschätzungen ich beileibe nicht immer teile, in einigen seiner Kritikpunkte recht, auch und gerade in folgendem:
Speziell das Mittelfeld dürfte zumindest in seiner samstäglichen Besetzung mit Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira, Martin Lanig und Jan Simak mit die langsamste Formation in der ganzen Bundesliga sein. Die vier Profis sind zwar technisch beschlagen, aber von der Statur und von der Spielweise her zu ähnlich und zu schwerfällig, um für Druck und für Überraschungsmomente sorgen zu können.
Nicht zuletzt darin liegt mein bisweilen kritisiertes Faible für Roberto Hilbert begründet.