Verpasste Rekomposition des Mythos Magath

Rants seien ja etwas aus der Mode. Also halten wir weiterhin den Ball flach. Das Interview in der “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ vom 2. September (hier online), das sich knappe fünf Bildschirmseiten lang mit Felix Magaths Image beschäftigt, ist gleichwohl ein schönes Beispiel dafür, wie sinnlos der Versuch ist, seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit neu zu komponieren, wenn die Faktenlage allzu eindeutig ist.

Dabei findet man in diesem über viele Jahre hinweg aufgebauten Magath-Bild bestimmt einige Punkte, bei denen ihm unrecht getan wird. So will ich nicht ausschließen, dass er seit 1995 im Schnitt unterdurchschnittlich viele Spieler transferiert hat (Ernsthaft? Hat er so wirklich argumentiert?), vielleicht geht es ihm wirklich nur darum, Spieler besser zu machen, möglicherweise leidet er auch wie ein Hund, wenn irgendwo ein Provinzblatt noch immer mit dem ollen “Quälix” um die Ecke kommt (auch wenn er das nicht zugeben würde, es also gar nicht Teil des Rekompositionsversuchs sein kann), und vermutlich zählt sein “Ich bin Sportler” zu den besseren Antworten, die ich bis dato auf die Frage nach dem Selbstverständnis eines Trainers gelesen habe.

Aber letztlich war all das, war jede Chance auf eine offene, wohlwollende Auseinandersetzung mit Magaths Einlassungen zu seinem Image bereits in jenem Moment vertan, in dem die aufmerksame Leserin die allererste Antwort gelesen hatte und gewahr wurde, wohin der Hase lief: zum Gemüse:

“[…] ich erlaube mir schon den Luxus einer gesunden Ernährung. Ich hatte das Glück, dass meine Mutter Wert auf gesundes Essen legte. Bei ihr habe ich das früh mitbekommen, das war damals im Grunde schon biologisch. Nicht viel Fleisch, einmal die Woche Fisch, viel Gemüse. “

 
 
Das ist ja alles gut und schön.
Allein, ich zweifle am Wahrheitsgehalt.
 
 

 
Jaja, ich weiß, möglicherweise musste er in den frühen 80ern kompensieren. Er sagt ja, um der Wahrheit die Ehre zu geben, auch im Interview, er habe “das dann irgendwann wieder” für sich entdeckt.

Aber wenn sich nach so vielen Jahren die Gelegenheit ergibt, zum einen eine Überschrift (und einen halben Absatz) des Trainers und zum anderen die von Herrn jon dahl so gerne zitierte und auch aktuell zur Verfügung gestellte Magath’sche Fleischantwort zu rekomponieren, ist es halt um so manches und manchen geschehen. Fairness, Seriosität, Bildqualität, Humoranspruch, mich, um deren fünf zu nennen.

Und irgendwann werde ich mich bestimmt auch Robert Long widmen. Oder Toni Schumachers Lieblingsessen. Allen Lieblingsessen, am besten, unter besonderer Berücksichtigung der Kriterien Professionalität, Außendarstellung und Plagiarismus.