Wir kennen A-Blogger, Alphablogger, B-Blogger, C-Blogger, Betablogger und auch Katzenblogger. Und viele weitere Schubladen, die ich jetzt nicht öffnen möchte. Was es nicht zu geben scheint, sind Ultrablogger. Will sagen: Bloggende Ultras. Ich weiß, Google findet natürlich Ultrablogger, und die Google Blogsearch kennt auch genügend Ultra-Treffer.
Mit geht es aber darum, dass ich auf den ersten paar Ergebnisseiten der genannten Suche fast nichts über den aktuellen Aufmacher der 11Freunde finde, der sich sehr kritisch mit der Ultra-“Bewegung” auseinander setzt. Angesichts dieses Artikels hatte ich eigentlich damit gerechnet, in den Tagen nach Erscheinen des Heftes zahlreiche Blogartikel zu diesem Thema zu finden, die sich vehement gegen die Darstellung von Philipp Köster wehren, doch ich habe mich getäuscht. Natürlich nehme ich nicht für mich in Anspruch, einen vollständigen oder zumindest repräsentativen Überblick aller Fan- und Fußballblogs zu haben, und erst recht habe ich kaum mehr als eine Ahnung dessen, was in den unzähligen einschlägigen Foren derzeit für Diskussionen laufen. Gleichwohl: selbst Nischenthemen finden sehr rasch ihren Weg in die etwas weiter verbreiteten Blogs, wenn denn entsprechend viel darüber geschrieben wird – bei der von Köster angestoßenen (oder eben nicht?) Ultradiskussion ist dies offenbar (noch?) nicht der Fall.
Dies überrascht mich insofern, als ich eigentlich den Eindruck (um mehr handelt es sich definitiv nicht) habe, dass die Fanszenen online ziemlich aktiv sind und das Netz intensiv nutzen – die bereits angesprochenen Foren legen dafür eindrucksvoll Zeugnis ab. Gleichzeitig war ich bisher der Ansicht, dass 11Freunde in der Fanszene deutlich weiter verbreitet, zumindest aber höher angesehen sei als die “klassischen” Alternativen von Kicker und, wenn man will, SportBild. Möglicherweise ist die Tatsache, dass der genannte Artikel bisher nur in der Printausgabe in voller Länge erschienen ist, ein Grund für eine etwas verlangsamte und dadurch bisher noch nicht in der Mitte der Blogosphäre angekommene Reaktion der kritisierten Ultras. Ich bin sehr gespannt, ob sich in den nächsten Tagen diesbezüglich noch etwas tut. Alternativ wäre es natürlich denkbar, dass sich die Fankurven bei den nächsten Bundesligaspielen zu Wort melden. Allerdings glaube ich, dass die Reichweite und öffentliche (d.h. z.B. Haupttribünen-)Wahrnehmung von 11Freunde für einen solchen Ansatz zu gering ist. Wie gesagt: ich bin gespannt.
Den Artikel selbst halte ich übrigens für gut gelungen und stimme ihm an zahleichen Stellen zu, nicht zuletzt aus eigener leidvoller Erfahrung mit dem viel zitierten, gut gemeinten, nicht selten aber eher einschläfernden “Dauersupport”. Zwar glaube ich, dass die positiven Effekte aus den Anfangsjahren der Ultraisierung ein wenig zu kurz kommen; dennoch bin ich der Ansicht, dass die Protagonisten der Fanblöcke sicher keinen Fehler machen, wenn sie sich offen mit dem Text auseinander setzen und über einige Hinweise nachdenken.