Wir hier bei angedacht mögen ja den Pluralis Modestiae. Nicht dass wir ihn häufig verwenden würden, dafür sind wir viel zu unbescheiden. Aber wir mögen ihn. Obwohl wir ihn kaum vom Majestatis unterscheiden können, geschweige denn vom Auctoris. Vielleicht mögen wir diese beiden also auch, wissen es bloß nicht. Egal. Uns reicht die Gewissheit, dass uns diese Plurales ein wohlig warmes Wir-Gefühl bescheren.
Was nichts daran ändert, dass wir uns mitunter ein wenig schwer tun mit “Wir-Gefühlen”. Wir schrecken gemeinhin davor zurück, darauf hinzuweisen, dass wir einen neuen rechten Verteidiger brauchen, ein großes Spiel abgeliefert haben oder es den Schalkern schon zeigen werden. Unser Subjekt verharrt in der dritten Person. Zumindest hier im Blog, auch wenn sich möglicherweise Gegenbeispiele finden. Im Stadion handhaben wir die Sache häufig etwas anders und zögern nicht, alle Welt darüber zu informieren, dass wir den U-Uefa-Cup holen.
In den letzten Wochen ist uns verstärkt aufgefallen – fragen Sie uns nicht wieso, aus irgendeinem uns nicht bewussten Grund waren wir sensibilisiert -, dass diese Unterscheidung andernorts häufig nicht getroffen wird, dass Menschen in Blogs und in noch höherem Maß bei Twitter durchgängig wirzen, wenn sie von ihrem (ohne Anführungszeichen, wie wir sie vielleicht setzen würden, wenn es um uns ginge) Fußballverein sprechen.
Wir fragen uns, ob uns das beunruhigen sollte. Wollen wir uns etwa nicht mit “unserem” Verein identifizieren? Sollten wir nicht gerade in der jetzigen schwierigen Situation Nähe vermitteln, anstatt durch die Verwendung der schnöden dritten Person Distanz zu schaffen? Gebärden wir uns gar als neutrale Berichterstatter, die wir bei nur geringfügig näherer Betrachtung keineswegs sind? Wir wissen es nicht, aber wenn wir ehrlich sind, beunruhigt es uns dann doch nicht.
Wir wahren diese Distanz, wenn es denn eine ist, durchaus bewusst. Wir haben wenig Einfluss auf die Entscheidungen des Vorstands, können sie mögen oder eher kritisch sehen, mitunter verfluchen. Aber es sind nicht unsere. Wir wollen mit aller Macht, dass die Mannschaft gewinnt, und wenn sie es tut, jubeln wir, als hätten wir selbst gewonnen. Haben wir aber nicht. Zumindest wir nicht. Auch wenn es sich vielleicht so anfühlt.
Das muss man nicht so sehen, kann man völlig anders beurteilen. Wir wollen niemandem ausreden, sich als Teil des Vereins zu sehen. Gewiss nicht. Zumal wir das selbst vielleicht auch tun. Wir wollen auch nicht andeuten, objektiver zu sein. Wir stellen nur fest. Und schreiben unsere Eindrücke auf, um uns ihrer irgendwann zu erinnern. Oder von klügeren Menschen etwas mehr darüber zu erfahren, was es bedeutet, dass wir nicht wir sein wollen.