Der VfB hat heute wieder einmal ein Auswärtsspiel verloren: 0:2 beim HSV. Das ist insofern besonders bedauerlich, als die Stuttgarter vor allem in der zweiten Halbzeit den Siegeswillen und die Aggressivität an den Tag gelegt haben, die man in den letzten Spielen vermisst hatte. Ärgerlich ist zudem das Zustandekommen der beiden Gegentore: ein diskussionswürdiger Elfmeter nach einer Viertelstunde und ein schmerzhaft abgefälschtes Schüsschen Mitte der zweiten Halbzeit – just in der Phase, als der VfB dem Ausgleich immer näher zu kommen schien und gerade in Marica einen weiteren Stürmer eingewechselt hatte.
Wie auch immer: im Endeffekt ging das Spiel gegen die hoch eingeschätzten Hamburger verloren, und ganz unverdient war das, über die gesamte Spielzeit gesehen, auch nicht: speziell vom 0:1 bis zur Pause spielte der VfB nicht ernsthaft nach vorne und verwaltete, wie Marcel Reif treffend analysierte, den 0:1-Rückstand.
Unabhängig vom Ergebnis hat die Mannschaft heute gezeigt, dass sie -Belastung hin, dünner Kader her- zu engagierten, couragierten Leistungen nach wie vor in der Lage ist. Man spielte endlich wieder einmal verstärkt über außen, suchte, auch aus der zweiten Reihe, den Abschluss und konnte selbst in der Foulstatistik wieder einmal mit dem Gegner mithalten. [1]
Am Rande sei noch auf eine weitere Beobachtung von Marcel Reif hingewiesen, die nicht ganz von der Hand zu weisen ist:
“Gomez will einen zu großen Teil des VfB-Spiels auf seine Schultern laden.”
Das Zitat ist nur ein sinngemäßes, es fiel nach einer der seit geraumer Zeit regelmäßig wiederkehrenden Szenen, in denen Mario Gomez den Ball an der Mittellinie erhält und meint, es alleine mit der kompletten gegnerischen Verteidigung aufnehmen und das Spiel sogleich entscheiden zu müssen.
Natürlich kann man an dieser Stelle mit einer gewissen Berechtigung entgegnen, dass dem in der Tat so ist, dass es eben nur Gomez richten kann, dass auch die Mitspieler all ihr Vertrauen in ihn setzen, und dass er es schon oft genug gerechtfertigt hat. Aber ich bezweifle, dass dieser Ansatz auf Dauer tragen kann. Er führt dazu, dass der VfB immer leichter auszurechnen ist, dass sich Mario Gomez unnötig aufreibt, dass das Selbstvertrauen der anderen Offensivspieler leidet (ok, letzteres mag überinterpretiert sein). Mit etwas bösem Willen könnte man gar zu der Interpretation gelangen, dass der Einzelkämpfer seinen Mitspielern nicht allzu viel zutraut.
Deshalb wünsche ich mir, dass die Einstellung und der Offensivdrang aus der heutigen zweiten Halbzeit am Samstag in das Spiel gegn Köln hinein genommen werden und dass wir durch Tore von Marica, Cacau und den weiter verbesserten Hilbert gewinnen. Ihnen tut es gut, und Gomez macht seine Tore dann wieder in den knappen Spielen, in denen er ganz besonders gebraucht wird.
1.Zumindest stand’s zwischendurch mal 11:11, und das dürfte sich nicht mehr entscheidend geändert haben. Oder lag’s doch nur daran, dass Boulahrouz wieder dabei war?
[…] beschränkt, verzichte ich auf einen ausführlicheren Bericht und verweise auf den Kollegen von angedacht, der eine detailliertere Analyse […]