Niedermeier, Niedermeier, hey, hey!

Ich ziehe meinen Hut vor Georg Niedermeier und verneige mich tief. Was, unvoreingenommen betrachtet, mit dem Siegtor bei Eintracht Frankfurt zu tun haben könnte und dann wohl auch eine Verneigung vor dem möglicherweise besten Stuttgarter Eckballschützen seit dem frühen Krassimir Balakov, Alexandru Maxim, nach sich zöge – so denn auch Maxims andere Eckbälle, von denen ich allerdings nicht weiß, ob es sie gab, ähnlich gut gewesen sein sollten. Ich sah nämlich nichts vom Spiel. Oder so gut wie nichts. Ich las ein bisschen. Weiß von dem taktischen Kniff mit Boka auf der Sechs. Wer weiß, vielleicht hätten wir das neulich schon gesehen, wenn wir Molinaros Einwechslung nicht so gnadenlos weggepfiffen hätten? Aber dann hätte der Überraschungseffekt nicht so gut geklappt wie nun in Frankfurt. Also haben mal wieder alle alles richtig gemacht.

Entschuldigung, ich schweife ab. Ich wollte doch sagen, dass ich mich nicht wegen des Siegtreffers verneige, auch wenn mich die Entschlossenheit seiner fast schon an Toni Schumacher erinnernden Flugeinlage sehr wohl beeindruckte, sondern wegen eines kleinen Interviewschnipsels bei Sport im Dritten, von dem ich mir wünschen würde, dass er jedem einzelnen hiesigen Belastungsjammerlappen in einer Endlosschleife auf die Kopfhörer gesendet wird:

“Englische Wochen, das ist das, wofür man arbeitet. Dafür ist man Fußballer, um möglichst überall dabei zu sein, und da werden Sie mich nie jammern hören, haben Sie nicht und werden Sie auch in Zukunft nicht.”

(Hervorhebung durch mich.)

Ansonsten verweise ich gern auf Stefan Krieger vom Blog-G, der das sonntägliche Geschehen angenehm pointiert darstellt (aus Frankfurter Sicht):

“Eine Niederlage gegen die Witzmannschaft der Rückrunde, abgeschossen von einem Innenverteidiger wie ihn die Welt seit Karl-Heinz Förster und Christian Wörns nicht mehr gesehen hat, gegen eine Mannschaft, weniger lebendig als der Tod, geleitet von einem Trainer, dem die Ratlosigkeit vor der Partie mit riesigen Lettern ins Gesicht geschrieben stand.”

Wobei: Wörns. Pffft. Unverschämtheit.

Mandatsniederlegung

Bruno Labbadia hat es nicht leicht in diesen Tagen. Die Ergebnisse stimmen nicht, eine ästhetische Komponente ist im Spiel seiner Mannschaft nicht vorhanden, seine Verdienste werden nicht gewürdigt, die Herkunft der Mannschaft ignoriert, seine Bitte um Unterstützung durch die Fans wohl vor allem deshalb, weil sie von ihm kommt, müde belächelt, sein Kader ist nicht überwältigend, und die neuen Spieler sind eher nicht der Kategorie “Soforthilfe” zuzuordnen.

Dies sind nur einige der Punkte, die ich mir in den Tagen vor dem Spiel gegen den HSV vor Augen führte, um mich selbst ein wenig zu besänftigen. Es gelang nur sehr bedingt, und doch griff ich des Trainers Argumente vor dem Anpfiff auf, um gegenüber meinen Mitsehern den Advocatus Labbadiae zu geben. Ich äußerte so etwas wie Verständnis dafür, dass er gegen Lazio Tamas Hajnal einwechselte, dessen Spiel jenem von Alexandru Maxim möglicherweise etwas stärker ähnelt als das von Raphael Holzhauser, ließ sogar den Hinweis, eben dieser Holzhauser sei körperlich nicht bereit für drei Spiele innerhalb einer Woche, durchgehen, ohne die Frage nach dem Verantwortlichen für den körperlichen Zustand der Spieler zu stellen, und vermied lautes Gelächter ob des gerne und von vielen Seiten ausgeschöpften komischen Potenzials, das Holzhausers Einwechslung in der 93. Minute in sich barg.

Es gelang mir ohne allzu große Überwindung, darauf hinzuweisen, dass Lazio derzeit wirklich nicht der Maßstab des VfB sein könne, unabhängig davon, ob die Italiener mit ihrer ersten Elf angetreten sind, und dabei zu betonen, dass all das Negative, das in diesem “derzeit” mitschwingt, nur zum Teil dem Trainer anzulasten sei. Namen wie Mäuser, Ruf und Bobic fielen, selbst den Hinweis darauf, dass die Sache mit den “jungen Wilden” auch schon vor Labbadia und Bobic nicht mehr so recht geklappt habe, ließ ich nicht außen vor. Und verstieg mich zu der Behauptung, dass mir der VfB nicht erst seit Labbadias Wirken, sondern bereits seit Jahren nicht mehr den Eindruck vermittelt habe, fußballerisch so stark und gefestigt zu sein, dass man gegen halbwegs gut organisierte Mannschaften regelmäßig nicht nur bestehen, sondern kreative Lösungen finden könne, um sie zu schlagen.

Ob ich mit meinen Argumenten zu den Zuhörern durchdrang, weiß ich nicht. Dass ich zu mir selbst nicht so recht durchdrang, kann ich indes mit Gewissheit sagen. Ich empfinde es als gewöhnungsbedürftig, wenn Bruno Labbadia einem Journalisten, der danach fragt, ob die vielen langen Bälle von ihm so gewollt seien, die Gegenfrage stellt, ob derjenige, der ihn nun seit zwei Jahren kenne, denn selbst glaube, dass der Trainer das so wolle, in der offenkundigen Absicht, ein “Nein” zu hören. Und ich bedaure ein wenig das Ausbleiben einer Entgegnung im Sinne von:  “Offensichtlich ist das so. Oder tut die Mannschaft nicht, was Sie sagen?

Ok, das wäre billig. Und doch fällt es mir schwer, zu glauben, dass – es tut mir leid, dass ich schon wieder ihn heranziehe – Raphael Holzhauser von sich aus die Entscheidung traf, zu Spielbeginn regelmäßig sehr tiefe Positionen einzunehmen, mitunter hinter den Abwehrspielern, um von dort lange Diagonalbälle zu spielen, ehe die Verteidiger diese dann wieder selbst schlugen. Er müsse da auf die Entscheidung seiner Spieler vertrauen, oder so ähnlich, sagte Labbadia hernach, und wolle sie nicht “in den Tod reinschicken”, indem er sie zwinge, zu spielenspielenspielen, also auf besagte lange Bälle zu verzichten. Irgendwie wollte er es dann wohl doch, oder verstehe ich da was falsch?

Interessant, so eine Pressekonferenz. Die auch Klarheit darüber brachte, dass Holzhauser nicht etwa wegen der langen Bälle ausgewechselt worden war, sondern weil er, etwas verkürzt, keinen Zugriff auf das Spiel bekommen habe. Oder dass Molinaro nicht wegen der lautstarken Intervention der Zuschauer ob seiner bevorstehenden Einwechslung draußen blieb, sondern weil Harnik entgegen seiner eigenen urspünglichen Ansage doch nicht ausgewechselt werden musste. Ich will das gern glauben und hoffen, dass der VfB die nächste Stufe von deinfussballclub.stu doch noch nicht gezündet hat und die spieltaktischen Entscheidungen weiterhin denjenigen Personen obliegen, die dafür bezahlt werden. Unabhängig von der Qualität dieser Entscheidungen. (Aber ich zweifle ein bisschen.)

Vielleicht sollte ich noch sagen, dass ich nicht gut pfeifen kann. Bzw., an dieser Stelle relevanter: nicht laut. Man hätte mich also eher nicht gehört. Tatsächlich pfiff ich aber gar nicht. Ich war zu diesem Zeitpunkt längst über lautstarken Protest hinaus. Hatte mein Mandat als Advocatus Labbadiae niedergelegt. Aber wenn ich gepfiffen hätte, dann wären es Stellvertreterpfiffe gewesen. Sie hätten nicht Cristian Molinaro gegolten. Nicht einmal unbedingt dieser Auswechslung, denn ich konnte den Gedanken nachvollziehen, entweder ihn oder Boka nach vorne zu ziehen, um über links etwas zu bewegen.

Sie hätten Bruno Labbadia gegolten, für den Fußball, den er spielen lässt. Und, in meinem Fall, für sein anhaltendes Gejammer. Ich denke, mit dieser Stellvertreterregelung stehe ich keineswegs alleine da, und bin guter Dinge, dass Molinaro, ein kluger junger Mann, das sehr wohl einzuordnen weiß.

Der Umstand, dass die Zuschauer mit Blick auf Trainer und Vereinsführung noch ein wenig deutlicher wurden, erlaubt möglicherweise den Schluss, dass man ihnen diese Abstraktions- und Transferleistung nicht zutraut.

Abschließend noch kurz ein Gedanke, der mich im Lauf des Spiels befiel und bei mir blieb. Oder besser: eine Vorstellung. Ich versuche seit Mitte der ersten Halbzeit, mir vorzustellen, wie es wohl wäre, Christian Gentner in einer guten Fußballmannschaft zu sehen. In einer Mannschaft, deren Abläufe funktionieren, die taktisch auf der Höhe ist, die individuell so stark ist, dass Gentner einer von vielen guten Spielern ist und nicht der eine, der fast immer eine vernünftige Lösung findet, der mit Herzblut voranschreitet, der die langen Wege geht, das Tempo anzieht, die Linien schließt und nebenbei auch noch torgefährlich sein soll.

Gewiss, es wäre arg einfach, an dieser Stelle auf die Jahre 2009 und vor allem 2007 zu verweisen, aber als Illustration helfen sie durchaus. Schöne Vorstellung, irgendwie, für Gentner. Blöd nur, dass sie nichts mit dem VfB zu tun haben könnte.

Kinderfasching

So schrieb ich am vergangenen Freitag, und ich meinte es nur zur Hälfte ernst. Tatsächlich stand der Titel fest, aus Gründen, auf die weiter unten kurz einzugehen sein wird; ein Verzicht stand indes allein schon deshalb – und ungeachtet des Umstands, dass zu keinem Zeitpunkt davon auszugehen war, das Spiel in Gänze verfolgen zu können – nicht zur Debatte, weil ich darauf hoffte, die Doppeldeutigkeit des titelgebenden Begriffs genüsslich verwenden zu können.

Während also das eine Teekesselchen jene Veranstaltung bezeichnen sollte, an der ich am Samstag um – genau! – genau 15 Uhr 30 im Familienkreise tatsächlich teilnehmen würde, spielte das andere Teekesselchen, das man streng genommen wohl gar nicht als Teekesselchen bezeichnen dürfte, da es letztlich keine andere Wortbedeutung vermittelt, sondern lediglich als metaphorische Verwendung in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist, auf die Leichtigkeit des Tuns (in diesem Fall einer Fußballmannschaft) an. Die Frage, ob einem Kinderfaschingsnachmittag in seiner wörtlichen Ausprägung tatsächlich die auf der Bildebene vermittelte Leichtigkeit innewohnt, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden.

Wie auch immer: „Kinderfasching“ hätte wohl nicht zu den Vokabeln gezählt, die mir bei unvoreingenommener Annäherung an den Stuttgarter Auftritt in Düsseldorf auf Anhieb in den Sinn gekommen wären. Zu verkrampft, zu träge, zu uninspiriert, zu frustrierend war der Nachmittag in all jenen Phasen verlaufen, die ich halbwegs guten Gewissens im Fernsehzimmer des glücklicherweise nicht nur mit der nötigen Infrastruktur ausgestatteten, sondern auch ähnlich leidensfähigen Gastgebers verbrachte.

Etwas überraschend drängte sich dann doch das eine oder andere karnevaleske (die Faschingskarnevalsdiskussion mögen berufenere Menschen führen, ich selbst weiß, dass es Fasnet heißt) Element in meinen Kopf: die clownesken Einlagen der Stuttgarter Hintermannschaft faszinierten mich in ähnlicher Weise wie Tunay Toruns leichtfüßiger Auftritt, der einem, wenn auch stolpernden, Funkenmariechen zur Ehre gereicht hätte. Möglicherweise fiele zudem jemandem eine mehr oder weniger passende Kombination aus den Begriffen “neilasse” und “Ulreich” ein?

Auch die Büttenrede, die Bruno Labbadia vor dem Spiel gehalten haben muss, dürfte zu reichlich Gelächter geführt haben, als er die Nichtberücksichtigung von Antonio Rüdiger zugunsten von Sakai (Haha!), Molinaro (Hahaha!) und Lopes (Hahahaha!) zu erklären versuchte, so er es denn versuchte. Letztlich scheinen die Spieler aber das getan zu haben, was auch ich schon als Kind bei „Mainz bleibt Mainz“ regelmäßig tat: sie schliefen ein. Oder stellten die Ohren auf Durchzug. Was dann wiederum die Vertragsverlängerung mit dem zuletzt etwas glückloseren Trainer in einem angemessen karnevalesken Licht erscheinen ließe. Aber genug der Offensichtlichkeiten.

Der Kinderfasching entpuppte sich hernach übrigens als sehr gelungene Nachmittagsgestaltung. Zu denken gibt mir lediglich jene Mutter, die sich in ein VfB-Fan-Outfit geworfen hatte, auf eine gleichermaßen entschiedene wie glaubwürdige Klarstellung jedoch großen Wert legte:

„Natürlich ist das nur eine Verkleidung!“

einundzwanzig

Sehr laut ist er nicht, so cum grano
salis – vielmehr ziemlich piano.
Er spricht bedacht,
singt meistens sacht,
und hält la chitarra in mano.

(Hm, das ist ja jetzt eher fußballfern.
Dann halt so:)

Der Trainer weint leis in sein Kissen:
fand Flaschen mit Bacchus’ Genüssen.
10 leere! Er freut sich –
die Beweise sind deutlich.
Weil das dann wohl Molis sein müssen.

(Vielleicht ein bisschen kryptisch.
Also doch Fußball:)

Der Cris aus Kampaniens Halbwelt,
den mancher schon fast für zu alt hält,
biet’t dem Zeitlauf die Stirn,
spielt – vermeintlich – mit Hirn
und flankt einfach mehr aus dem Halbfeld.

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Weitere Adventsfünfzeiler gibt’s im Kalender.

Griffigkeit

Es ist wieder einmal an der Zeit, Abbitte zu leisten. Der Adressat ist in diesem Fall Christian Gentner, den ich häufig, mitunter hart und gelegentlich auch giftig kritisiert habe. Sowohl hier als auch beim einen oder anderen Podcast, im privaten Umfeld sowieso.

Nun wird es Christian Gentner ziemlich egal sein, was ich im privaten Umfeld, beim einen oder anderen Podcast oder eben hier so von mir gebe. Was zu der Schlussfolgerung führen könnte, ich bräuchte gar keine Abbitte zu tun. Was wiederum insofern in die Irre geht, als ich zum einen nicht in erster Linie um Gentners Seelenheil besorgt bin, sondern um meines, will sagen: weil es mir ein Bedürfnis ist. Zum anderen geht es keineswegs darum, in der Vergangenheit geäußerte Kritik ungeschehen, ungesagt machen zu wollen. Ich hielt sie in jedem Fall für angebracht und auch angemessen.

Aber ich räume gerne ein, den Eindruck erweckt zu haben, möglicherweise nicht mehr an eine Verbesserung geglaubt zu haben. Und ich räume darüber hinaus ein, dass dieser Eindruck korrekt war.

Nun indes ziehe ich meinen Hut. Es ist aller Ehren wert, was Gentner in den letzten Wochen spielt. Mittlerweile habe ich sogar den Punkt erreicht, wo ich, wenn Leute aus meinem Umfeld im Stadion aus alter Gewohnheit (oder aktueller Überzeugung, auch das mag es geben) über Gentner herziehen, nicht mehr, wie in den ersten Wochen der Saison, lächelnd in mich gehe, sondern auch aktiv widerspreche.

Laufbereitschaft, Engagement, Spielverständnis und einen feinen Fuß hatte ich ihm stets attestiert, doch häufig schien der letzte Wille zu fehlen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, immer wieder in die Lücken zu stoßen, auch mal das offensive Laufduell zu suchen, anstatt abzudrehen und auf den Ball zu stehen.

Das ist zur Zeit anders. Gegen Eintracht Frankfurt räumte er hinten neben Kvist ab, spielte in der Mitte gute Bälle (wie schon in Hamburg), traf vorne zum 1:0, und mir persönlich imponierte nicht zuletzt (ja, natürlich war das auch seine Aufgabe), wie er speziell in der ersten Hälfte ein ums andere Mal den Sprint aus der Mitte in Richtung der linken Eckfahne anzog – wohl wissend, dass Molinaro den Ball ohnehin ins Aus spielen würde.

Vermutlich wäre es passend, Gentners Auftreten als “griffig” zu bezeichnen. Zwar weiß ich nicht, was “griffig” im Fußballkontext bedeutet, schließlich scheint es nicht um die Beschaffenheit des Bodens zu gehen, doch Gentner selbst betonte nach dem Spiel, seine Mannschaft habe nicht zuletzt deshalb gewonnen, “weil wir griffig waren von der ersten Minute an”. Wie gesagt, ich kann den Begriff nicht so recht greifen, möglicherweise kommt er aus jener Denkschule, die auch den “Zugriff” auf ein Fußballspiel fest in unserem Vokabular verankert hat – aber wenn Gentner schon einen, wenn nicht den Exponenten des VfB-Spiels darstellte, dann dürfte wohl auch seine Griffigkeit stellvertretend für die der Mannschaft stehen können.

Parallel habe ich vernommen, wie in Schiedsrichterkreisen davon gesprochen wird, dass ein guter Schiedsrichter, der seine Ermessensspielräume sinnvoll nutze, dazu beitrage, das Spiel “griffig” zu machen – zumindest wird das bei “Collinas Erben” so gesagt, bzw. bei @lizaswelt, der im Podcast eben jenes Namens die Griffigkeit ins Spiel bringt.

Ich schweife ab, aber wenn ich schon dorthin geschweift bin, kann ich auch noch kurz bei Collinas Erben bleiben, oder vielmehr bei deren Mutterschiff namens Fokus Fussball, einer ebenso arbeitsintensiven wie wunderbaren Blog- und Presseschau, die Jens Peters und Klaas “soon to be RefeReese” Reese, neben ihren hauptberuflichen und nicht minder lesenswerten Blogs Catenaccio bzw. Reeses Sportkultur, Tag für Tag mal eben im Vorübergehen erstellen.

Zurück zum funktionierenden Stuttgarter Mittelfeld. Ich will (und kann) gar nicht bewerten, welchen Anteil die taktischen Veränderungen der letzten Wochen, konkret insbesondere der Umstieg auf ein System, das gemeinhin griffig mit “4-1-4-1” beschrieben wird, daran haben, und ich will auch nicht räsonieren, ob Holzhauser Gentner gut tut oder Gentner Holzhauser. Auf jeden Fall scheint’s zu passen, und gerne darf Gentner seinem Nebenmann bei Bedarf den einen oder anderen verbalen Motivationsschub verpassen, wenn er ihn für nötig erachtet.

So zum Beispiel, wenn Holzhauser meint, nur noch per Hacke spielen zu sollen – wonach es am Sonntag zwischenzeitlich aussah. Wobei ich nicht verhehlen will, ganz im Gegenteil, dass darunter auch mindestens eine echte Perle zu finden war, im Doppelpass mit Sakai, dessen Hereingaben immer noch nicht gut genug waren, aber doch schon besser als am Donnerstag gegen Kopenhagen. Perlenartig auch die langen Bälle, zum Teil zentimetergenau, wenn auch am Sonntag nur bedingt effektiv.

Es wäre schade, wenn der junge Mann größeres Augenmerk darauf legte, seine Fähigkeiten vorzuführen, als sie möglichst effektiv, gerne auch unspektakulär, einzusetzen. Gerne ähnlich unspektakulär und effektiv wie jene, wie sagt man, Schnittstellenpässe in die Spitze, die Schiedsrichter Gagelmann zweimal wegen Abseitsstellungen abpfiff, die ich im Stadion entschieden verneinte. Neuere Informationen habe ich nicht.

Eigentlich wäre ich jetzt erst einmal durch, aber wie könnte ich Ibrahima Traoré unerwähnt lassen, über dessen Instinkte hier kürzlich geredet wurde, und der an beiden Toren maßgeblich beteiligt war. Die Energieleistung vor dem 2:1, als er den Ball von rechts hinten nach links vorne trug, hätte ich ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zugetraut. Chapeau, Herr Traoré! Und natürlich Kompliment an Sven Ulreich.

Natürlich gibt’s das eine oder andere zu kritisieren, aber ich trau mich nicht so recht. Dem Trainer gefällt das nämlich nicht. Ein wenig befürchte ich, er hatte genau mich im Sinn, als er bei Sport im Dritten beklagte, dass “jeder über jeden Dreck ausschütten kann im Internet, wie er grade möchte”. Das hat mich ein bisschen verletzt.

Armin Veh hat auch was gesagt, in der Pressekonferenz. Er suchte nach Journalisten, die er noch aus seine Stuttgarter Zeit (die Älteren werden sich erinnern, war eine ganz erfolgreiche Zeit) kannte, fand aber zunächst keine und entdeckte sie erst allmählich:

“Dahinten stehen sie jetzt, ah. Wärt wahrscheinlich vorne, wenn der VfB verloren hätt’ heut?”

Guter Mann, der Herr Veh.