Oh, it's a Veh!

Am Samstag war noch ein Fußballspiel, hörte ich. Sogar mehrere, um genau zu sein.

So lautet seit einer knappen Woche der Beginn dieses Textes, der nun, da ich dies schreibe, noch immer nicht abgeschlossen und veröffentlicht ist, wohl aber nun, da die geneigte Leserin ihn vor Augen hat, und sie mag etwas sagen in der Art von: “Stimmt. Mindestens zwei Pokal- und ein Divisionsfinale.” Leider konnte ich nur das eine Pokalfinale sehen, und auch das nur in Abschnitten aus Gründen, die hier und jetzt nicht so sehr von Belang sind. Was ich indes davon sah, hat mich begeistert, Sie wissen schon, Intensität und so, hat der Mehmet ja alles schon erzählt.

Toni Kroos, dem ich nicht immer positiv gegenüberstehe, hat mich ziemlich beeindruckt, seine Souveränität am Ball ist unfassbar (ja, ich habe den Fehlpass ins Aus gesehen), auch das ist hinlänglich bekannt, und nebenbei sei bemerkt, dass seine Stutzenwickeltechnik, die den blauen Streifen, den insbesondere die Herren Götze und Boateng schmerzlich zur Schau trugen, klammheimlich verschwinden ließ, in der Tat eine Augenweide war.

Jürgen Klopp stimme ich ausdrücklich zu, wenn er den Umgang der Schiedsrichter im Allgemeinen und heute im Besonderen den von Florian Meyer mit taktischen Fouls kritisiert, zur Torlinientechnik braucht man an Tagen wie diesem nicht viel zu sagen, Philipp Lahm lobe ich aus Wortschatzgründen über den Schellenkönig, vor allem aber befürchte ich, dass dieses Finale noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird: wann immer künftig irgendwo ein junger Fußballspieler oder eine junge Fußballspielerin mit verschiedenfarbigen Schuhen aufläuft, werde ich – und es steht zu befürchten, dass sich diese Gelegenheit sehr oft ergeben wird – kopfschüttelnd des heutigen Spiels und der Dortmunder Gecken gedenken.

Aber eigentlich hatte ich ja den vorigen Samstag gemeint. Da war nämlich noch ein Fußballspiel, hörte ich. Sogar mehrere, um genau zu sein. Gesehen habe ich nichts davon, weil ich einen ungleich wichtigeren Termin hatte: einen Wiesenkick mit meinem Sohn und dessen Freund. Nicht ganz unerwartet verlor ich durch ein Tor in letzter Sekunde. Was allerdings in der Natur der Sache solcher Spiele liegt: schließlich singt die mitunter kräftig gebaute Dame bei Wiesen-, Beton- und sonstigen Freizeitkicks häufig nicht zu einem vorab festgelegten Zeitpunkt, sondern in Abhängigkeit von den erzielten Toren.

Dass es beim VfB in der abgelaufenen Saison etwas anders lief und der Gesang auch ohne diese regelseitige Besonderheit häufig in unmittelbarem Zusammenhang zu einem Gegentor stand, ist hinreichend besprochen worden, gelegentlich auch hier. Die letzten beiden Spiele deuten darauf hin, dass es auch Huub Stevens nicht gelungen ist, seinen Spielern die übliche Dauer einer Partie Fußball hinreichend zu vermitteln.

Doch auch wenn er an den ganz großen Aufgaben gescheitert ist: zumindest hat er den Klassenerhalt geschafft. Ja, ein paar Spieler, bestimmt auch weitere Akteure, waren ebenfalls daran beteiligt; ich neige gleichwohl zu der nicht sehr originellen Sichtweise, Stevens den Löwenanteil daran zuzuschreiben. Womit ich ihn, das möge nun beurteilen, wer will, und wie sie es will, oder er, in eine Reihe mit Bruno Labbadia im Jahr 2011 stelle.

Anders als bei Labbadia ist Stevens’ Mission beendet, mein Dank ist ihm gewiss. Für die Rettung, und auch dafür, dass er die Entscheidung selbst getroffen zu haben scheint, anstatt sie möglicherweise Fredi Bobic zu überlassen.

Zwischenzeitlich hat der VfB einen neuen Trainer verpflichtet. Und wie das so ist bei neuen Trainern, fragt man einen persönlich oder virtuell bekannten Blogger, der sich in seiner Freizeit des Öfteren mit einem früheren Arbeitgeber des neuen Übungsleiters befasst, und sich damit fast zwangsläufig auch mit besagtem Trainer beschäftigt hat, nach seiner Meinung.

So geschehen im Jahr 2011, als der einzigartige Kid aus der Klappergass, zum damaligen Zeitpunkt Betreiber eines der besten Blogs der Welt, das leider nicht mehr öffentlich zugänglich ist, Erkundigungen über den neuen Trainer der Frankfurter Eintracht, Armin Veh, einholte.

Und so geschehen in diesen Tagen, als ich mir erlaubte, jenen nicht mehr ganz taufrischen Text, der an der einen oder anderen Stelle von der Realität überholt worden sein mag, auszugraben und hier zu veröffentlichen. Ich bin guter Dinge, dass sowohl der Verfasser als auch der damalige Auftraggeber und Veröffentlichende keine Einwände geltend machen werden, nicht einmal ob einzelner korrigierender Eingriffe.

__________________________

Eigentlich ist es eine ziemlich gute Geschichte. Von einem jungen Trainer, der so frei war, einen der begehrten Trainerstühle in der Bundesliga aufzugeben, bevor die übliche Maschinerie anlief. Was ihm, um es vorsichtig auszudrücken, nicht nur Lob einbrachte. Vielen galt er als zu weich für die erste Liga, so wie er einst nicht hart genug gewesen war, sein großes fußballerisches Talent in eine ebensolche Karriere münden zu lassen. Und die Trainerkarriere schien beendet, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Für ein bisschen dritte Liga im heimischen Biotop hatte es noch gereicht, aber auch nicht sehr lange.

Anderthalb Jahre war er komplett aus dem Geschäft, bis sich ein junger Manager, der wenige Wochen nach seinem Amtsantritt, beinahe noch in kurzen Hosen, einen der erfolgreichsten Vereinstrainer aller Zeiten vor die Tür gesetzt hatte, seiner erinnerte. Armin Veh erhielt seine letzte Bewährungschance. Ein gutes Jahr später war er Deutscher Meister, mit einer Mannschaft, der nur wenige, sehr wenige, einen solchen Erfolg zugetraut hatten.

Und auch als es danach wieder ein wenig bergab ging, war der “Meistertrainer” weiterhin gefragt, heuerte nacheinander bei zwei der ambitioniertesten (und gewiss auch solventen) Vereine im deutschen Fußball an. Er ließ sich zu der Aussage hinreißen, der HSV sei seine letzte Trainerstation, alles ging schief, der Meisternimbus verblasste, dann nahm er doch wieder ein Angebot an, galt manchen als wortbrüchig, und ging in die zweite Liga – zu einem Verein, der traditionell als Diva gegolten und zuletzt wieder einmal den Eindruck vermittelt hatte, die zwischenzeitliche Kontinuität als langweiligen Fehler im System zu begreifen.

Wie die Geschichte weitergeht? Nun, entweder darf er, und mit ihm der Verein, wieder einmal den Phoenix geben, oder er wird, dann vermutlich ohne Verein, dann doch ziemlich endgültig zum Traumhüter der deutschen Trainerzunft. Von der Diva in die relative Bedeutungslosigkeit, wie sein Vorgänger.

Ähm, eigentlich war das ja nicht das, was ich schreiben sollte. Der Gastgeber wollte eine Einschätzung der Arbeit von Armin Veh in Stuttgart. Eben dort, wo er aus einer talentierten jungen Mannschaft einen deutschen Meister formte. So er denn formte. Es ist nicht ganz klar, wie stark er das zur Saison 2006/07 etwas veränderte Gesicht des VfB zu verantworten hatte.

So hieß es bei zwei der wichtigsten Neuverpflichtungen, Pavel Pardo und Ricardo Osorio, sie hätten schon lange auf der Liste des VfB gestanden. Mehr als nur Ergänzungen waren auch Hilbert, da Silva und Boka, denen indes mit Farnerud oder Benjamin Lauth auch eher unglückliche Transfers gegenüber standen – egal ob sie nun auf Vehs oder Heldts Initiative zurück gingen.

Aber da waren ja noch die Jungen. Serdar Tasci bestritt, aus der Jugend bzw. von den Amateuren kommend, 26 Spiele und seine bis heute wohl beste Saison. Sami Khedira kam auch von unten und bewies rasch, weshalb er als eines der größten Talente des deutschen Fußballs galt – nicht von ungefähr war er es, der die Meisterschaft mit seinem Siegtor gegen Cottbus besiegelte.

Und Mario Gomez hatte zwar schon seit 2 Jahren versucht, in der Bundesliga anzukommen; erst in der Stuttgarter Meistersaison blühte er indes so richtig auf, und es scheint nicht ganz abwegig, dass ihm Giovanni Trapattoni ein wenig half, den rechten sportlichen Weg zu finden. Gewiss, es spricht für Armin Veh, auf seine Youngsters gesetzt zu haben. Aber mal ehrlich: muss ich von einem Fußballlehrer nicht auch erwarten, dass er die überragenden Begabungen speziell von Khedira und Gomez erkennt und gewinnbringend einsetzt?

Klingt fast, als schätze ich Armin Veh nicht. Dem ist keineswegs so. Er war nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort, sondern konnte mich durchaus von seiner Arbeit überzeugen. Er war angenehm unaufgeregt, wusste vielleicht – jetzt wird’s küchenpsychologisch – auch sein Glück einzuordnen, wieder in der Bundesliga arbeiten zu dürfen, und ließ sich nur sehr bedingt vereinnahmen – was man nach Spielschluss in der Kurve gelegentlich bedauert, was ihn aber nicht zu einem schlechteren Trainer oder auch Typen macht.

Dass mit seiner Unabhängigkeit, die wir in ziemlich eindrucksvoller Weise einige Jahre später in Hamburg wieder erleben sollten (“So kann man nicht arbeiten. Es geht hier nicht mehr um Fußball“) eine gewisse Sturheit einher ging, wurde in den anderthalb Jahren nach der Meisterschaft immer wieder deutlich, die FAZ griff das Thema bereits wenige Monate nach dem Titelgewinn auf:

Wann ist ein Fußballtrainer ein Trotzkopf, der stur nie das tut, was andere ihm raten, und wann ist er ein Sportlicher Leiter, der Gelassenheit ausstrahlt, damit Rückgrat zeigt und seine Sache aus Überzeugung durchzieht?”,

die Stuttgarter Zeitung sah darin letztlich auch einen Grund für seine Entlassung im Herbst 2008:

“Zu oft hatten sie ihm schon Aufschub gewährt, und zu häufig hatte der Trainer schon auf stur geschaltet und mit dem Verweis auf seine Meriten intern mit einem Rauswurf kokettiert.”

Nahezu unbeschadet ging Horst Heldt aus der Geschichte hervor. Dabei waren die beiden speziell in der ersten Phase nach Vehs Verpflichtung, als der unsägliche Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hundt wenig Zweifel daran ließ, dass er Veh nur als Übergangslösung sah, mitunter als Schicksalsgemeinschaft inszeniert worden, taten es anfänglich vielleicht sogar selbst. Diese Gemeinschaft bröckelte in der nachmeisterlichen Saison relativ rasch. Die Bilanz der Neueinkäufe war verheerend, die Verantwortung dafür wollte keiner so recht übernehmen, Veh selbst tat es erst im Herbst 2008, kurz vor seiner Entlassung.

Zumindest im Fall von Yildiray Bastürk, dem Inbegriff des Fehleinkaufs nach der Meisterschaft (obwohl er sich in einem harten Wettbewerb mit Schäfer, Gledson und Ewerthon, vielleicht auch Radu und Marica, befand), ist es ein offenes Geheimnis, dass Veh die treibende Kraft war, seinen “absoluten Wunschspieler” zu verpflichten. Sicher, Fehleinkäufe unterlaufen auch den Besten, aber die Häufung war beim VfB nach der Meisterschaft augenscheinlich.

Umso überraschender, dass der VfL Wolfsburg Veh wenige Monate nach seiner Entlassung in Stuttgart als “starken Mann” verpflichtete, als Manager englischer Prägung, der die Alleinverantwortung im sportlichen Bereich tragen sollte. Angesichts der Stuttgarter Erfahrungen hätte es mich sehr gewundert, wenn das gut gegangen wäre. Aus der Ferne hatte ich zudem den Eindruck, dass Veh sich in Wolfsburg unbedingt von Magath abheben wollte, und damit beim Spielsystem begann. Er krempelte ein funktionierendes System um und war (Stichwort Sturheit?) lange nicht zu einer Kehrtwende bereit.

Dennoch bleibe ich dabei: Armin Veh ist zwar kein Manager, aber ein guter Trainer, der klare Vorstellungen davon hat, wie seine Mannschaften Fußball spielen sollen. Und ja, er schätzt klassische Spielmacher – eine Rolle, die, wenn auch etwas anders interpretiert, mit dem Trend zum 4-2-3-1 wieder eher gefragt ist als zuvor beim Standard-4-4-2 mit flacher Vier. Sicher, in Wolfsburg und in Hamburg lief manches schief, was zum Teil an ihm lag. Doch es ist nicht nur auf meine, wie soll ich sagen, Loyalität zum letzten Stuttgarter Meistertrainer* zurückzuführen, dass ich die Gründe dort in höherem Maße an anderer Stelle suche.

In Wolfsburg hatte man den Gipfel erreicht. Völlig unerwartet erreicht. Veh übernahm eine Mannschaft, die das System Magath inhaliert hatte, in einem Verein, für den das ebenso zutraf. Und er hatte eine Rolle inne, die nicht seinen Stärken entspricht. Selbst schuld? Vielleicht. In Hamburg stimmte allem Anschein nach nichts. Der Verein war nicht handlungsfähig, kam nie zur Ruhe. Und Veh gefiel sich zunehmend in der Rolle desjenigen, der wie ein Außenstehender den Kopf schüttelte. Der nicht zum ersten Mal deutlich machen sollte, dass er selbst entscheiden kann, ob er bei so etwas mitmachen will.

Was noch in Erinnerung bleibt aus Vehs Stuttgarter Zeit? Dass er ein langsames, wenig dynamisches Mittelfeld zusammenstellte bzw. zusammenstellen ließ (nach Bastürk kam auch noch Simak) und eben diese mangelnde Schnelligkeit später beklagte. Dass er den 19-jährigen Sven Ulreich ziemlich verbrannte, als er ihn 10 Spiele lang zur Nummer 1 machte und ihn dann wieder degradierte. Dass er Markus Babbel nach dessen Karriereende zwar als zweiten Assistenten aufnahm, in ihm aber dem Vernehmen nach kaum mehr als einen Hütchenaufsteller sah – Babbels Freude über seine Beförderung zum Cheftrainer nach Vehs Entlassung soll dieser ihm dann auch ziemlich übel genommen haben.

Am Rande sei darauf verwiesen, dass Veh auch zwei Jahre später und aus der Hamburger Distanz Jens Keller scharf kritisierte, der sich auf Kosten seines Vorgängers Christian Gross zu profilieren suchte. Man kann darüber streiten, vielleicht nicht einmal das, ob der Vorgang Armin Veh etwas anging. Aber ich kann mir auch durchaus vorstellen, dass es ihm ein prinzipielles Anliegen ist.

Und immer wieder: dass Armin Veh der Mann war, der den VfB nach 15 Jahren wieder zur Deutschen Meisterschaft führte.

Nun gehe ich nicht davon aus, dass er die Frankfurter Eintracht binnen zwei Jahren zur Meisterschaft führt, zumindest nicht in der ersten Liga. Aber ich glaube schon, dass sie einen guten Trainer verpflichtet und vielleicht auch eine gute Konstellation geschaffen hat mit einem talentierten Sportdirektor, einem Vorstandsvorsitzenden, dem es gut tun könnte, sich nicht mehr um die sportlichen Belange, sondern etwas mehr um das Drumherum kümmern zu müssen, und eben einem Trainer mit klaren Vorstellungen. Wenn das Zusammenspiel der drei Herren passt, sehe ich eine auch auf Sicht durchaus tragfähige Struktur. Vom Wiederaufstieg gehe ich ohnehin aus.

*Das gilt nicht in jedem Fall. Der vorletzte Stuttgarter Meistertrainer kann mir zum Beispiel gestohlen bleiben. Aber das dürfte dem einen oder anderen Frankfurter angesichts der vergangenen Monate ja ähnlich gehen.

__________________________

Eine Aktualisierung des Textes unter dem Motto “Drei Jahre später” liegt meines Wissens nicht vor, was vielleicht ganz gut ist, weil der Verfasser Vehs Wirken in Frankfurt auch nicht intensiver verfolgt hat als jenes in Wolfsburg oder Hamburg. Dass er in ihm nach wie vor einen guten Trainer sieht, steht indes außer Frage, dass er seinen Humor und insbesondere seine Art, meist über den Dingen zu stehen und auch mal einen Schritt zurück treten zu können, um den Blick zu weiten, über alle Maßen schätzt, ebenso. Vermutlich wird er irgendwann auch darüber hinweg kommen, dass er Veh nicht mehr nur als den Meistertrainer verklären wird können.

So wie er heute damit umgehen kann, dass die Werbung, die er in seiner Jugend für eine der besten der Welt (wiewohl nicht zu vergleichen mit Kid Klappergass’ Blog) hielt, bei dieser Bewertung wohl doch ein wenig von jugendlichem Überschwang und rückblickender Verklärung profitiert hatte.

Wie auch immer: was muss, das muss. Jetzt. Wer weiß, ob es nicht irgendwann wieder ruck, zuck zu spät ist für vehrchterliche Namensverunglimpfungen, wie sie nur Twitter in jener Fülle und qualitativen Vielfalt hervorbringen kann, die wir im Lauf der vergangenen Woche beobachten durften.

In diesem Sinne:

He who must not be named

Was hätte ich alles andenken wollen in den letzten 10 Tagen. Hat sich ja doch so einiges angeboten.

Eines der großartigsten Wochenenden in der Geschichte der Frauenfußball-Weltmeisterschaften, zum Beispiel. Vier Viertelfinalspiele, drei Verlängerungen, zwei Elfmeterschießen, und ich hab grade mal ein Spiel gesehen. Im Wachkoma, wenn ich ehrlich bin, genau wie die Schiedsrichterin. Machte nichts, Frau Wambach war ja da. Auf die Gründe werde ich später mal eingehen. Von den Halbfinals konnte ich nicht viel mehr sehen. Den einen großen Pass (besser: Pässchen) von Louisa Necib natürlich schon.

Vor allem aber hätte es verdammt viel zu sagen gegeben über den VfB Stuttgart. Über eine Medienoffensive, die auch einem Wahlkampf zur Ehre gereicht hätte, in dem es mehr als nur einen Kandidaten gibt. Über Medien, die bereitwillig mitspielten.

https://twitter.com/#!/heinzkamke/status/90427869599240192

Über sprachliche und juristische Spitzfindigkeiten, eine diskutable Tagesordnung des VfB und indiskutables Gebaren der DFL, über einen dünnhäutigen Kandidaten und mindestens einen selbstbewussten Nichtkandidaten, über die Stuttgarter Zeitung, die sich nicht entblödet, ihre VfB-Clique der Lächerlichkeit preiszugeben, und einen Redakteur, der eben darauf nach meinem Eindruck allzu gerne verzichtet hätte.

Über zwei diametral entgegengesetzte Aussagen zu ein und demselben Telefonat. Von den zwei Gesprächspartnern selbst. Einer lügt, könnte man meinen, wenn Karl Allgöwer sagt, Dieter Hundt habe seine, Allgöwers, Einbindung beim VfB verhindert, während Erwin Staudt, der am anderen Leitung gewesen war, darauf besteht, dass der Name Hundt in jenem Telefonat, korrekter: “in dem Zusammenhang”, definitiv nicht gefallen sei. Nun, ich habe keinen Grund, an den Worten Karl Allgöwers zu zweifeln. Bei Herrn Staudt stellt sich das seit damals ein wenig anders dar; dennoch werde ich mich hüten, ihn der Lüge zu bezichtigen. Auf die wohl wahrscheinlichste Variante hat mich heute ein Freund gebracht:

“Karle, alter Genosse, unter uns Sozen:
ich hätte Dich echt gern dabei, aber ich habe mich mit verschiedenen Leuten im Verein ausgetauscht, und es geht leider nicht.
He who must not be named ist dagegen.”

Das war jetzt der ernsten Situation nicht ganz angemessen. Und vielleicht ein wenig respektlos Herrn Staudt gegenüber, dessen für den VfB geleistete Arbeit ich sehr schätze. Er ist es ja mittlerweile gewohnt, “dass jeder, der einen Kugelschreiber in der Hand hat”, und ich vermute, darunter sind auch Menschen mit einer Tastatur auf dem Schoß zu subsumieren, “seine Expertisen über Menschen abgeben darf, deren Erfahrungen die eigenen bei Weitem übersteigen.” Touché, Monsieur le Président, ich bekenne mich schuldig.

Aber wie gesagt: all das hat sich bereits im Lauf der letzten Tage abgespielt, und erfreulicherweise wurde vieles aufgegriffen und in angemessener Form kommentiert, kritisiert und bewertet. Die geschätzten Damen und Herren von Kick-S haben das meiste davon zusammengetragen und verlinkt, kann ich nur jedem ans Herz legen.

Mein Lieblingsinterview, das bereits im oben zitierten Tweet angeklungen ist, haben sie leider nicht erwähnt, deshalb muss ich doch noch einmal kurz darauf zurückkommen. Es geht um ein Interview der Stuttgarter Nachrichten vom 9.7., das Gunter Barner mir Dieter Hundt führte in dem Gunter Barner als Stichwortgeber für Prof. Dr. Dieter Hundt fungierte. Möglicherweise ist meine Lesart ein wenig gefärbt durch die Eindrücke der vergangenen Woche, vielleicht kommt die geneigte Leserin zu einem ganz anderen Eindruck als ich. Dennoch möchte ich nicht darauf verzichten, kurz meine Lieblingsstelle zu zitieren, in der der Journalist sein Gegenüber scharf angeht:

Ihre öffentlichen Äußerungen werden als Einmischung verstanden. “
“Nennen Sie mir einen Fall, in dem ich ein Vorstandsmitglied korrigiert oder kritisiert habe.”

Herr Barner hat ihn also ganz schön in die Ecke gedrängt. Mir persönlich würde es zwar an dieser Stelle schwer fallen, auf Herrn Professor Hundts Aufforderung hin konkret zu werden, da geht es mir wie den Herren von der VfB-Clique: “Das kriegen wir ja alles so nicht mit“. Ich würde bestenfalls stotternd auf den unsäglichen Versuch der Demontage des damaligen neuen Übungsleiters Armin Veh hinweisen, der vom Aufsichtsratsvorsitzenden als Übergangslösung tituliert worden war – ein Vorgang, den man nur mit viel Phantasie als Rückendeckung für den verantwortlichen Manager Horst Heldt auslegen kann. Der damals allerdings noch kein Vorstandsmitglied war, also alles im Lot. Möglicherweise würde ich sogar noch die Feststellung zustande bringen, dass der Vorwurf der Einmischung sich nicht zwingend auf die Kritik an einem Vorstandsmitglied beziehe, die Korinthe muss man ja auch mal kacken dürfen. An einem besonders mutigen Tag würde ich dann gar noch auf den Abschied von Herrn Gross zu sprechen kommen, aber da weiß man ja, dass ich eher befangen bin. Letztlich würde ich also den Schwanz einziehen, aus Feigheit und mangels Hintergrundwissen.

Aber der Herr Barner, der ist ja aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Er ist lange dabei, kennt das Geschäft, hat gewiss ein breites Kreuz und ein weit verzweigtes Netzwerk, das auch solche Geschichten wie die wenige Tage später von Karl Allgöwer erzählte kennt. Und sowieso hat er sich gewiss mit denjenigen ausgetauscht, die Herrn Professor Hundt der Einmischung bezichtigen, und kann ihre Argumente herunterbeten, egal ob mit oder ohne Überzeugung. Er wird dem Aufsichtsratsvorsitzenden eine ganze Liste von Fällen präsentieren und ihn damit so richtig unter Druck setzen. Hier also seine Replik:

Warum halten Sie sich öffentlich nicht mehr zurück?”

Furchtbar altmodische Gedanken

Manchmal bin ich verdammt altmodisch. Oder auch nur ein Slow Adopter, wenn man so will. Dabei hätte ich es ja kommen sehen müssen. Jean-Marc Bosman hat den Spielern alle Macht gegenüber den Vereinen an die Hand gegeben. Nein, natürlich nicht Bosman selbst, sondern die Richter des EuGH. Die Spieler haben das seither weidlich ausgenutzt verhalten sich rational und tanzen dem Großteil der Clubs auf der Nase herum.

Einige Jahre später haben die Trainer nachgezogen. Nachdem sie im Machtgeflecht der Profiligen jahrzehntelang auf die Rolle  als “schwächstes Glied in der Kette” reduziert worden waren, traten sie zunehmend selbst- und vor allem machtbewusst auf. So ist zumindest mein Eindruck. Felix Magath war über viele Jahre hinweg ein phasenweise überaus erfolgreicher Trainer, dem letztlich dennoch immer wieder der Stuhl vor die Tür gestellt wurde. Diesem scheinbar unvermeidlichen Los ging er erstmals (?) in Nürnberg aus dem Weg, als er aus einer Position der Stärke heraus kurz vor Saisonbeginn den Verein verließ, weil der Verein seinen Forderungen nicht entsprach. In Stuttgart machte er sich mit seinem Abgang später keine Freunde, in Wolfsburg ging er als Meisterheld und dürfte dennoch nicht nur Freunde hinterlassen haben. Ähnliches gilt für Bruno Labbadia in Leverkusen, bloß ohne Heldenstatus. Dieter Hecking wechselte in der laufenden Bundesligasaison von Aachen nach Hannover, und über Jose Mourinhos medienwirksam inszenierten Abgang aus Mailand ist wohl auch alles gesagt – zumindest kennt er seinen (Markt-)Wert und geht seinen Weg.

Die nächste Runde dürfte den Vorstandsmitgliedern vorbehalten sein. Genau wie bei den Trainern gibt es selbstverständlich auch hier bereits Beispiele aus der nicht mehr ganz so jungen Vergangenheit. Michael Meier ging bereits in den Achtzigern von Köln nach Leverkusen, Peter Kenyon (von dem ich nicht weiß, ob er einen Vorstandsposten inne hatte) ließ sich im September 2003 von Roman Abramowitsch aus Manchester zu Chelsea locken. Klar, so ist der Markt. Andreas Rettig ging damals auch von Freiburg nach Köln, beim Sportclub legte man ihm keine Steine in den Weg, beide Seiten hatten – soweit ich weiß – immer mit offenen Karten gespielt, Rettigs Ambitionen waren bekannt.

Bei Horst Heldt liegt die Sache für mich etwas anders. Das hat natürlich zum einen damit zu tun, dass mir die Situation beim VfB deutlich näher geht als jene damals in Freiburg. Zum anderen empfinde ich den Zeitpunkt als unanständig. Ja, auch ein verdammt altmodisches Wort. Und möglicherweise völlig unangebracht, weil ich mich zu wenig mit den Abläufen in einem Profiverein auskenne. Vielleicht ist die Sommerpause tatsächlich gar nicht so wichtig für die Kaderzusammensetzung in der neuen Saison. Vielleicht hat der VfB längst alle angestrebten Transfers in trockene Tücher gepackt und will sie erst nach der Weltmeisterschaft verkünden. Vielleicht ist die Kaderplanung auch gar nicht Teil der Jobbeschreibung des Vorstands Sport, sondern wird ohnehin von der Herren Gross, Schneider und Staudt erledigt.

In meinem möglicherweise naiven Weltbild indes ist es Horst Heldts Aufgabe, im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten die Vorstellungen umzusetzen, die er gemeinsam mit dem Trainer in Sachen Spielerkader diskutiert und entwickelt hat. Und da ich mir kaum vorstellen kann, dass man mit dem aktuellen Kader in die Saison gehen will, ging ich bisher davon aus, dass der Sportdirektor gerade in diesen Wochen in besonders hohem Maße gefordert ist. Gerne will ich Horst Heldt unterstellen, dass er bereits seit Monaten mit der Anbahnung großartiger Transfers befasst ist. Er hat sicherlich Kontakte geknüpft, Gespräche geführt, über Zahlen verhandelt, Perspektiven aufgezeigt, persönliche Beziehungen zu Spielern und Beratern aufgebaut, den VfB in schillernden Farben dargestellt und keinen Zweifel daran gelassen, dass der jeweilige Spieler und der Verein, vertreten in erster Linie durch ihn selbst, eine grandiose gemeinsame Zukunft vor sich haben.

Jetzt sieht das etwas anders aus. Wenn ich mich recht entsinne, verwies Heldt bereits Mitte Juni darauf, dass sich während der Weltmeisterschaft – kein schlechter Zeitpunkt übrigens, um einen Paukenschlag pianissimo vonstatten gehen zu lassen – am Transfermarkt ohnehin nichts tue und danach alles reibungslos von seinem Nachfolger fortgeführt werden könne. Logisch. Wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen. Horst Heldt hinterlässt ein bestelltes Feld, die ausstehenden Transfers sind nur noch Formsache, und Heldt wird im Juni 2011 nicht ohne Stolz betonen, dass die Meisterschaft des VfB, über die er sich sehr freue, in Teilen auch seiner Arbeit im WM-Frühsommer zu verdanken sei.

Im Ernst: ich finde, es gehört sich nicht, sich in dieser Phase der Saison Knall auf Fall zu verabschieden. Nicht nur, weil es um den VfB geht. Aber “gehört sich nicht” ist wohl keine relevante Kategorie.

Zu Heldts Stuttgarter Bilanz und den Nachfolgekandidaten hat sich @hirngabel drüben im Brustring gewohnt fundiert geäußert. Mir persönlich würde eine Lösung mit Jan Schindelmeiser sehr zusagen; allerdings hat er bei seinem Rückzug in Hoffenheim gesundheitliche Gründe ins Feld geführt, von denen ich nicht weiß, wie gravierend sie sind. Unabhängig davon scheint er bei den Diskussionen in Cannstatt keine Rolle zu spielen. Was glücklicherweise auch für Guido Buchwald und einige andere Altinternationale gilt. Es fällt mir auch schwer, mir Fredi Bobic als Sportdirektor vorzustellen; aber da bin ich für eine positive Überraschung gerne zu haben.

Fußballclub Blau-Rot Stuttgart?

Als gestern Nachmittag Twitter-User @konni über eine für heute angekündigte Pressekonferenz des VfB informierte, schossen die Spekulationen ein wenig ins Kraut. Irgendwie klang es nicht so, als würde man “nur” den hoffentlich bevorstehenden Vertragsabschluss mit Theo Walcott Cristian Molinaro bekanntgeben wollen. Kurz ergriff mich Panik angesichts der zu meinem Bedauern auf den Spätherbst verschobenen Vertragsgespräche mit Christian Gross und des noch immer kolportierten Hamburger Bemühens um den Trainer des VfB. Allerdings würde dann wohl eher der HSV zu einer Pressekonferenz einladen, sagte ich mir, und erinnerte dann glücklicherweise die noch immer offene Frage nach dem künftigen Hauptsponsor, die wohl das Thema sein müsse.

Was sich dann insofern bestätigte, als spätestens um 19 Uhr ganz Twitter den Namen des neuen VfB-Hauptsponsors kannte: Gazi. Gazi? Ja, Gazi.

Beim abendlichen Sport, den ich mit wenig twitteraffinen Menschen betrieb, hatte ich die Info noch exklusiv; die Reaktionen reichten von bloßem ungläubigem Staunen über “Du machst Witze, oder?” bis hin zu “Ach Du Scheiße!”

Der Grund für die eher versteckte Freude liegt auf der Hand: Gazi ist seit Jahr und Tag Hauptsponsor des ehemaligen Lokalrivalen, der Stuttgarter Kickers; selbst deren Heimstatt, in dem die Reserve des VfB seit dem vergangenen Jahr aufgrund der DFB-Auflagen für die Dritte Liga ebenfalls ihre Heimspiele bestreitet, trägt den Namen “GAZi-Stadion”, die zugehörige Stadtbahnhaltestelle ebenso. Irgendwie passt das nicht, hat man den Eindruck.

Dabei sind die Kickers sind aus meiner Sicht tatsächlich nur noch, wie oben geschrieben, der _ehemalige_ Lokalrivale, dem man zuletzt Anfang der 90er Jahre auf Augenhöhe begegnete, als die Blauen ihre letzte von bislang zwei Bundesligasaisons bestritten. Einige Jahre zuvor, im Sommer 1987, hatte man gar im Finale des DFB-Pokals gestanden, doch ein früher Treffer von Dirk Kurtenbach reichte nicht – Manfred Kaltz’ Bananen taugten nicht nur als Flanken, sondern ließen sich auch recht billig um die Kickersmauer herumdrehen.* 1988/89 traf man dann erstmals in der Bundesliga auf den VfB, und ich hatte das Vergnügen, aus der Provinz in die große Stadt zu reisen, um beim 4:0 des VfB Asgeir Sigurvinsson huldigen zu dürfen. Doch das ist lange her, die Kickers haben danach stürmische Zeiten erlebt, über die es an anderer Stelle deutlich mehr und Kompetenteres zu lesen gibt. Heute nehme ich sie eher als kleinen Bruder Cousin des VfB wahr, der zuletzt noch ab und zu mit der Reserve der Roten raufen durfte, bis es auch dafür nicht mehr reichte.

Doch zurück zu Gazi. Für einen Teil der VfB-Anhänger stellt Firmenchef Garcia ein blaues Tuch dar, wie auch in dieser Umfrage der Stuttgarter Zeitung deutlich wird. Während die einen vor allem die Nähe zu den Kickers stört, sind die anderen ob der Wahl (hatte man denn noch eine?) eines nicht weit über die Stadtgrenze hinaus bekannten mittelständischen Unternehmens als Hauptsponsors entsetzt, die nicht so recht mit den eigenen Ansprüchen einher gehe.

Ich gebe zu, auch ich hege Sympathien für einen Daimler-Schriftzug im Brustring, oder Porsche, Bosch, you name it. Letztlich zählen aber die Namen auf der Rückseite der Trikots, und wenn Gazi gemeinsam mit dem nicht scheidenden ehemaligen Hauptsponsor EnBW und dem neuen Premiumpartner Fischer Dübel dafür sorgt, dass dort die richtigen stehen, kann ich gut damit leben. Andere offensichtlich auch.

Überhaupt denke ich, dass die Anhänger der Roten, wenn man nochmals auf die innerstädtische Komponente zurückkommt, das längere Ende des Seils in der Hand halten. Gazi ist jetzt halt der neue Hauptsponsor. Punkt. Er hat eine blaue Vergangenheit, nach eigenen Angaben auch eine ebensolche Gegenwart und Zukunft. Er wird zwei, drei oder auch viele Jahre die VfB-Trikots schmücken, und irgendwann wird da wieder ein anderer Name stehen. Vielleicht ein besserer, mondänerer, lukrativerer, vielleicht auch nicht. Als Anhänger der Blauen wäre meine Sorge vermutlich ungleich größer. In der Regionalliga dürfte die Schlange potenzieller Sponsoren noch ein Stückchen kürzer sein, und wenn der eigene Hauptsponsor nun bei den Großen mitspielen will, kann ich mir schon vorstellen, dass bei Fans und Verantwortlichen die eine oder andere Sorgenfalte entsteht.

Was mir allerdings wirklich Sorgen macht, ist Dr. Eduardo Garcias Nähe zu Christoph Daum. Herr Heldt, bitte verlängern sie rasch den Vertrag mit Herrn Gross!

* Mir war nicht mehr bewusst, dass Happel damals die später von Magath kultivierte Frisur trug, vgl. ca. 2:50.

Bestandsaufnahme

Man gibt ja so manchen Blödsinn von sich im Lauf einer langen Bundesligasaison. Als Spieler. Als Trainer. Als Manager oder Präsident. Aber auch als Blogger und Fan. Während die Erstgenannten gerne einmal von ihren Fehleinschätzungen eingeholt werden (von außergewöhnlich hell leuchtenden Ex-Spielern, Trainern, Präsidenten und WM-ins-Land-Holern soll hier nicht die Rede sein), kann sich der unscheinbare Beobachter gemeinhin darauf verlassen, dass ihm sein Geschwätz von gestern nicht um die Ohren fliegt. Wo kein Kläger und so, mangels Relevanz und Reichweite.

Das kann ich nicht akzeptieren. Ich stelle mich. Kurz vor Saisonende, in Erwartung der anstehenden Entscheidungen, lasse ich meine Torheiten Prognosen und Einschätzungen Paroli laufen und versuche zu überprüfen, ob die eine oder andere sich noch als richtig erweisen könnte und wo ich bereits heute einräumen muss, furchtbar daneben gelegen zu haben. Nach dem Ampelprinzip.

Teilweise handelt es sich dabei um die “großen” Fragen wie “wer wird Meister”, “Wo landet der VfB” oder ähnliches, teilweise aber auch um Kleinigkeiten. Sicherlich habe ich das eine oder andere übersehen, und an einigen Stellen kann man wohl auch über die Schriftfarbe diskutieren.

Genug der Vorrede. Hier die Übersicht, die ich nach Saisonende, vielleicht auch nach und nach, nochmals aktualisieren werde:

23. Juni 2009:

Klaas-Jan Huntelaar. No way.

14. Juli 2009:

Marica nicht explodiert, Julian Schieber noch ein paar Tage braucht und Cacau seinen Status als ganz guter Bundesligastürmer nicht entscheidend nach oben korrigieren wird

Irgendwann wird die erste Krise der Ära Babbel kommen, und wenn er dann nicht vor Ort ist, wird sich die Frage stellen, ob Neuvorstand Heldt ein weiteres mal so rasch und konsequent handelt wie bei Giovanni Trapattoni und Armin Veh.

habe den Eindruck, dass es [der Brustring] ein sehr schönes, ambitioniertes Projekt wird.

17. Juli 2009, rasenschachmagazin:

Wenn alles positiv verläuft, schätze ich, dass sich der VfB am Ende zwischen den Plätzen 3 und 5 befinden wird.

Für die Beiden [Träsch und Cacau] war es ein nettes Bonbon, aber ich sehe sie nicht zwingend auf Dauer als Nationalspieler.

Meine Geheimtipps sind Timo Gebhart und Georg Niedermeier, denen ich zutraue, einen Riesensprung zu machen.

7. August 2009, ballpodder:

So richtig kann das da vorne [im Sturm] noch nicht funktionieren. Den Abgang von Gomez kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Ich glaube, das Khedira eine absolute Führungsposition übernehmen wird.

Ich glaube nicht, dass Hitzlsperger noch einmal so eine schlechte Hinrunde spielen kann wie im Vorjahr.

bin überzeugt, dass Lehmann noch einmal eine sehr gute Saison spielt.

8. August:

[Hleb], der sich hinter der Mittellinie in halblinker Position anspielen lässt und von dort in Serie zu begeisternden Soli aufbricht, die nicht selten zumindest in Tornähe enden, entweder mit einem eigenen Abschluss oder, häufiger, dem Zuspiel auf einen Mitspieler. Ich glaube nicht, dass er dieser Spieler noch ist.

Timo Gebhart setzte ein paar schön Duftmarken, denen zufolge die gegnerischen Hintermannschaften diese Saison auf den Außenbahnen möglicherweise recht flink sein müssen, um gegen Hleb und Gebhart zu bestehen.

4. Oktober 2009:

Auf der Gegengerade war ein erstes “Babbel raus!”-Plakat zu sehen, und ich habe wenig Zweifel, dass eben diese Diskussion deutlich an Fahrt aufnehmen wird.

6. Oktober 2009:

Der Tag, an dem der erste VfB-Neuzugang in Lederhosen vorgestellt wird, ist auch der Tag, an dem ich meine Dauerkarte zurückgebe.

19. Oktober 2009:

Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich ihn [Elson] nicht für den Spieler halte, der das Offensivspiel des VfB auf Dauer bestimmen kann; Impulse als Einwechselspieler kann er gleichwohl setzen.

21. Oktober 2009:

in der Champions League scheinen die Chancen auf ein Weiterkommen eher theoretischer Natur

Meine Prognose? Babbel bleibt bis zur Winterpause. Und dann vermutlich auch darüber hinaus. Oder Heldt geht mit ihm.

17. November 2009, mylaola:

Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir eine Rückrunde wie in der Vorsaison derzeit nicht vorstellen.

Also: der VfB landet zwischen 7 und 9, wobei ich insgeheim noch auf Platz 5 oder 6 (dann mit einem „günstigen“ Pokalsieger) hoffe.

Meister wird wieder Wolfsburg.

30. November 2009:

…wenn er [Staudt] […] tatsächlich voll und ganz von Babbel überzeugt ist und keinen Deut von seinem Trainer abrücken will, ziehe ich meinen Hut. Ich kann nur nicht so recht daran glauben.

6. Dezember 2009:

Aliaksandr Hleb, dessen Verpflichtung sich zu einem gravierenden Fehlschlag entwickelt …  frage ich mich ernsthaft, ob er von Arsène Wenger wirklich so viel gelernt hat, wie man gemeinhin vermutet. Er wirkt wie ein egoistischer Fremdkörper…

10. Dezember 2009:

Der zurückgekehrte Khedira hat deutlich gemacht, dass es möglicherweise etwas voreilig war, Kuzmanovic zum neuen Platzhirsch auszurufen.

…dürfte es für Cacau und Schieber eng werden mit einem Startelfplatz.

Auf den äußeren Mittelfeldpositionen gehe ich davon aus, dass Hleb und Gebhart erst einmal vor Rudy stehen

Wird Hitzlsperger nach seiner Verletzung mehr als ein Ergänzungsspieler sein? Ich glaube nicht, und frage mich, ob der Verein ihn mit Blick auf die WM ziehen lässt.

Auch bezweifle ich, dass Elson bei Gross eine wichtige Rolle spielen wird.

13. Dezember 2009:

Kamke: Ich will ihn nicht mehr sehen!
Blogger hat den Glauben an Lehmanns Professionalität verloren

14. Januar 2010, allesaussersport:

[1] Grundsätzlich traue ich dem HSV und Werder [bzgl. Uefa-Cup] schon einiges zu […] Werder kommt ins Finale

Tatsächlich traue ich auch den Bayern in der CL einiges zu. Halbfinale, würde ich sagen.

Demel ist gerade auf dem Basar beim Afrika-Cup und wurde gestern bei Milan, heute eben bei Sunderland und morgen vielleicht bei Atlético gehandelt, das kann ich noch nicht so ernst nehmen.

[3] Meines Erachtens wird sich Hitzlsperger sehr schwer tun, im WM-Kader zu bleiben, weil er auch in der Rückrunde beim VfB einen schweren Stand hat. Ich wäre nicht gänzlich überrascht, wenn sich da auf dem Transfermarkt noch etwas täte.

In der Defensivzentrale ist nicht abzusehen, wie es mit Tasci weitergeht.

[4] Gerade bei Reus und Brouwers muss man damit rechnen, dass sie ihr Niveau bzw. ihre Effektivität nicht ganz halten können – dann wäre man wohl auf die Torausbeute der südländischen Spieler angewiesen.

Michael Frontzeck hat mich ein Stück weit positiv überrascht; dass es reicht, kann ich indes noch immer nicht glauben.

Ich denke, dass irgendwann eine Phase kommen wird, in der er [Tuchel] nicht mehr ausschließlich gefeiert, sondern auch mal als Besserwisser kritisiert wird, und bin gespannt, wie er damit umgeht.

[5] Andererseits halte ich es durchaus für möglich, dass sich Wolfsburg in der Rückrunde fängt, weil man hinten wieder stabiler wird, Grafite im ersten zweiten Spiel doppelt trifft und plötzlich wieder alles von selbst läuft. Ohne Zutun des Trainers [Veh], von dem man sich anschließend unter Krokodilstränen trennt.

Er [Veh] ist bestimmt kein schlechter Trainer; als Manager  scheint er nur bedingt geeignet, und in Summe ist er meines Erachtens einfach überfordert.

In der vergangenen Saison assozierte man mit Hoffenheim vielerorts Dietmar Hopp, die Traditionsfrage, Disziplinlosigkeiten und das offensive, attraktive Spiel. Ohne letzteres dürften die Sympathien nicht unbedingt zunehmen.

Vor der Saison war ich überzeugt, dass man mit Simunic einen ganz wichtigen Transfer getätigt habe

1. Februar 2010:

Der Trainer hat immer recht

Nun gilt es, auf dem Boden zu bleiben, wobei ich auch in dieser Hinsicht […] viel Vertrauen in Christian Gross setze.

13. Februar 2010, NedsBlog:

inzwischen habe ich aber das Gefühl, dass er [Gross] sehr genau weiß, was er tut und was er will, und das setzt er dann auch konsequent um.

…geht sowas halt auch einmal nach hinten los. Christian Gross und Horst Heldt werden sich in den nächsten Wochen sehr genau überlegen, ob sie sich bemühen, ihn [Hleb] über den Leihvertrag hinaus zu halten.

[Nachwuchsspieler:] …bin ich überzeugt, dass man vom Großteil der Genannten noch einiges erwarten darf. Über allen steht dabei Khedira, aber gerade in Sebastian Rudy […] setze ich große Hoffnungen, und Gebhart ist natürlich auch ein Riesentalent, von dem ich hoffe, dass es in Christian Gross den richtigen Trainer zur richtigen Zeit bekommen hat.

Heute halte ich 5-16 noch für möglich, 6-11 für realistisch, und 6-8 für gut. 5 für überragend.

19. Februar 2010, Spielfeldrand Magazin:

Als Torschützenkönig sehe ich beide [Marica, Pogrebnyak] auf absehbare Zeit nicht.

Aus deutscher Sicht “unbedingt mit” muss meines Erachtens Sami Khedira, zudem würde ich Serdar Tasci und, wenn er sein Niveau beibehält, Christian Träsch mitnehmen. Weitere Kandidaten sehe ich für Joachim Löw (noch) nicht.

[Barcelona:] ich wäre zufrieden, wenn das Hinspiel nicht verloren ginge und der VfB mindestens ein Tor erzielte.

Ich gehe davon aus, dass der VfB die Partie bestimmen wird, was Ballbesitz und Spielanteile anbelangt. Köln wird defensiv gut stehen, ohne zu mauern, und seine Chance nach vorne auf jeden Fall suchen […]. Mein Tipp: 0-2

21. Februar 2010:

Und nein, ich sehe weder Cacau noch Hilbert in Joachim Löws Kader für Südafrika

24. Februar 2010:

wenn der VfB im Camp Nou nur 3 Tore schießt, müsste Barcelona schon 4 machen. Das schaffen die nie.

1. März 2010:

Der Abstieg ist nur noch eine theoretische Option. Der Uefa-Cup meines Erachtens auch. Würde mich interessieren, wer daran glaubt, dass man an Ostern noch ernsthaft vom internationalen Geschäft redet, nach den Spielen in Bremen, Gelsenkirchen und München.

14. März 2010:

Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass Khedira in der nächsten Saison noch mit von der Partie ist, derzeit von Woche zu Woche sinken dürfte bzw. bereits jetzt ein all-time low erreicht haben könnte.

13. April 2010:

Mittlerweile bin ich sehr guter Dinge, dass der VfB den HSV noch überholt; Wolfsburg mit seinem künftigen Weltfußballer macht mir da deutlich mehr Sorgen.