Fragen, wahllos aneinandergereiht

Worauf gründet Sami Khediras Sichtweise, der VfB sei im Camp Nou weder ängstlich noch mit zu großem Respekt aufgetreten?

Wann konnte bzw. musste ich Matthias Sammer zuletzt so vorbehaltlos zustimmen?

Ist es doch nur ein Mythos, dass in der Bundesliga kleinlicher gepfiffen werde als bei internationalen Spielen?

Und wie ist das in Luxemburg?

Hat es sich nach dem Spiel des VfB in Gelsenkirchen aufgedrängt, das Sechser-Duo Khedira/Kuzmanovic gegen Barcelona einer Belastungsprobe zu unterziehen?

Wieso Celozzi?

Darf man gegen Barcelona nach einem Ballverlust gerne mal vorne stehen bleiben oder gemächlich zurück kommen?

Darf man das gegen irgendwen?

Wird es gelingen, Cristian Molinaro zu halten?

Was hat Horst Heldt gesagt? Kann man Hleb nicht länger finanzieren oder will man nicht?

Kann man es sich als Bundesliga-Manager erlauben, Reportern ehrlich zu antworten?

Wer hat eigentlich Messis Trikot bekommen?

Hat Patrick Wasserziehr (ja, Patrick Wasserziehr) Matthias Sammers schütteres Haar kommentiert?

Ist es möglich, mit insgesamt vier Stürmertoren ein europäisches Viertelfinale zu erreichen?

Wer geht voran?

Nachtrag, ganz vergessen:
Ist ein nur so halb harter Schuss, der aus 18 Metern nur so halb in die Ecke geht, vielleicht so halb haltbar?

Wie lange wäre Christian Träsch neben Messi her gelaufen, ohne ihn zu stellen?

Sind die UEFA-Regularien so streng, dass man als Reporter verpflichtet ist, auch dann spitze Schreie ein begeistertes “Whow!” auszustoßen, wenn Lionel Messi den Ball mit der Brust für den Gegenspieler stoppt? Herr Dittmann?

Wann wird Sami Khediras Wechsel bekanntgegeben?

Beginnt jetzt die Experimentierphase für die nächste Saison?

Wie konnte Jens Lehmann trotz offensichtlichen Bemühens an der vergleichsweise leichten Aufgabe scheitern, sich mit einem Platzverweis aus der Champions League zu verabschieden?

Ist die Bilanz der Spiele mit Khedira und Kuzmanovic in der Startformation (5 Spiele, 0 Punkte, 3:13 Tore) Zufall?

Was hat Ricardo Osorio verbrochen?

Ist ein Ausscheiden in Barcelona ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken?

Wer erinnert sich, wann Barcelona zuletzt von einem Geringeren als dem angehenden Sieger aus der CL geworfen wurde?

Kann es der VfB besser?

Gibt es einen Grund, nicht erhobenen Hauptes auf diese Europapokalsaison zurückzublicken?

Riesch? Majdič? Pärson? Cacau!

In diesen Tagen wird je gerne einmal von Wiederauferstehungen, Comebacks und ähnlichen schönen Geschichten geschrieben, und das nicht zu unrecht. Petra Majdičs Kampf um eine olympische Medaille mag an der Grenze zur Verantwortungslosigkeit gewesen sein (auf welcher Seite der Grenze, mag jeder selbst entscheiden) – eine gute Geschichte bietet er auf jeden Fall, genau wie Anja Pärsons Hommage an Hermann Maiers Nagano-Episode.

Doch auch ohne den Verletzungsaspekt, der das Ganze nicht zuletzt für den Boulevard noch ein wenig attraktiver macht, hatte Vancouver bereits die eine oder andere beeindruckende Rückkehr zu bieten. Maria Riesch zeigte einen Tag nach ihrer bitteren Niederlage in der Abfahrt allen Skeptikern, dass sie sowohl sportlich als auch mental gerüstet war, ihren vermeintlichen olympischen Fluch Fluch sein zu lassen und statt dessen ihre Fähigkeiten als Comebackerin zu untermauern – aber die waren ja schon lange bekannt, wie wir nach ihrem Kombinationssieg lesen und hören durften.

Cacau kann das auch. Das mit den Comebacks, wenn ihn keiner mehr auf der Rechnung hat. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird er beim VfB Stuttgart als Auslaufmodell kategorisiert, gilt er mal als zu eigensinnig, mal als nicht torgefährlich genug, mal als der falsche Stürmertyp. Gelegentlich lässt seine Reaktion ein wenig auf sich warten, doch gekommen ist sie bisher noch immer. Gerne erinnere ich mich an das Jahr 2006, als er im Frühjahr unter dem neuen Trainer Armin Veh nicht mehr als ein Ergänzungsspieler war, der kein einziges mal in der Startelf stand und bei seinen 10 Rückrundeneinsätzen nur in drei Fällen länger als 25 Minuten auf dem Platz stand. Die neue Saison begann er ebenfalls als Ersatzspieler, um im zweiten Saisonspiel in Bielefeld bei zwei Mann Unterzahl das Spiel mit zwei Toren zu drehen, darunter einer dieser Fernschüsse, bei denen man sich an den Kopf greift, weil es doch nicht sein kann, dass ein Profi wie ein Kreisligaspieler glaubt, den Torwart mit einem Schuss aus 35 Metern überwinden zu können. Er konnte und spielte anschließend seine sowohl persönlich als auch im Team erfolgreichste Bundesligasaison, an deren Ende er mit 13 Treffern maßgeblich zur Meisterschaft beigetragen hatte.

Seit Christian Gross den VfB übernommen hatte, steuerte man wieder auf die Debatte zu, ob Cacau für den VfB noch ein wichtiger Spieler sei. Nicht von ungefähr wurden im Dezember Bemühungen des HSV kolportiert, ihn zu verpflichten, und die Informationspolitik von Horst Heldt hinsichtlich einer möglichen Vertragsverlängerung deuteten auf eine erkaltete Liebe hin, was bei den Fans nur bedingt lautes Wehklagen verursachte. Einmal wurde Cacau in der 60. Minute eingewechselt, einmal in der 90., zuletzt war er vier Wochen verletzt – eben eine typische Cacau-Situation. Da passte es dann auch ins Bild, dass Trainer Gross vor dem Spiel in Köln angesichts des Ausfalls von Marica über eine Abkehr vom bisher erfolgreichen 4-4-2 nachdachte, was für Cacau erneut nur einen Platz auf der Bank bedeutet hätte. Aber Gross ist halt ein Meister seines Fachs und wusste wohl, dass sich Cacau an Tagen wie diesem auch nicht davon beirren lässt, dass er wie beim zweiten Tor erst einmal den Ball vergisst: dann dreht er halt um, holt ihn sich noch einmal, ignoriert vermeintlich besser postierte Mitspieler und macht das Ding im Stile eines großartigen Stürmers rein.

Und irgendwie lässt er mich gelegentlich, die Älteren werden sich an ihn erinnern, an Roland Wohlfarth zurückdenken, der in den späten 80ern in München im Grunde jedes Jahr abgeschrieben wurde, um dann doch wieder zu den erfolgreichsten Bundesligastürmern zu zählen. Natürlich war Wohlfarth insgesamt weitaus treffsicherer als Cacau, und erst recht war er ein völlig anderer Stürmertyp, und deutlich ausgeprägter als bei Cacau wurden ihm Jahr für Jahr vermeintlich hochkarätige Neuzugänge vor die Nase gesetzt. Beide aber schafften es immer wieder, dem jeweiligen Trainer ihren Wert für die Mannschaft zu verdeutlichen – nicht in jeder Phase, aber man konnte bzw. kann mit einer gewissen Ruhe darauf warten.

Ja, ich ärgere mich manchmal über Cacau. Ich habe ihn jahrelang verflucht, weil er nicht in der Lage war, Schuhe anzuziehen, in denen er in wichtigen Situationen auf den Beinen bleibt. Ich werde wahnsinnig, wenn er wieder einmal mit dem Kopf durch die Wand will. Aber ich weiß auch, dass er für viel mehr Überraschungen sorgen kann als alle anderen Stuttgarter Stürmer. Dass er aus unmöglichen Situationen schießt und dabei immer wieder für ein Tor gut ist. Dass er durch seine Beweglichkeit, seine Aktivität, die manchmal durchaus Aktionismus sein kann, Unruhe auslöst, Verwirrung stiftet, und Freund wie Feind irritiert. Gerade in Phasen, in denen das Spiel des VfB zu statisch zu werden droht, wie es in den vergangenen Jahren immer wieder der Fall war, ist so ein Stürmer Gold wert. Wie eben auch ein Spieler wie Roberto Hilbert, dessen technischen Defizite unbestritten sind, durch seine Dynamik, seinen Willen und sein Engagement einer manchmal zu starren Mannschaft gut tut. Und nein, ich sehe weder Cacau noch Hilbert in Joachim Löws Kader für Südafrika.

Zum gestrigen Spiel kann ich ansonsten nicht viel sagen. 90elf, ARD-Sportschau und DSF reichen nicht aus für eine fundierte Bewertung der Leistung. Interessant ist für mich daher, dass drüben im Brustring Delpierres Leistung sehr gelobt wird, während ich speziell bei Novakovic’ zweiter Großchance (bei der ersten lag ein Foul vor, klar) meinte, eine Kopie von Delpierres Geleitschutz für Marcus Berg in der Vorwoche zu sehen, nur ohne Begleitung von Tasci. Also glaube ich gerne dem geschätzten Kollegen Hirngabel und gehe davon aus, dass Delpierre auf dem Weg zu alter Stärke ist.

Abschließend ist es irgendwie beruhigend, dass Christian Gross hinsichtlich der Einsatzzeiten von Aliaksandr Hleb nicht nur für Kontinuität steht, sondern sich auch und vor allem von dem medialen Tamtam nicht irritieren ließ, das im Lauf der Woche um und die mangelnde Liebe für Hleb, der doch nur spielen will, und seine regelmäßigen Auswechslungen gemacht wurde.

Ach, und wie sagte ein Freund gestern:

“Nie zuvor ist mir die Bedeutung des Begriffes ‘Sechs-Punkte-Spiel’ so deutlich bewusst geworden wie heute im Rückblick auf das HSV-Spiel.”

Rückrunde!

In den vergangenen Jahren war es ja gerne mal so, dass man trotz großartig besetzter Hallenturniere, hochklassiger Freundschaftsspiele in Belek und einem wunderbaren Potpourri an Wechselgerüchten, das man nur unter großen Mühen in die eigens erstellte Excel-Tabelle einpflegen konnte, irgendwann ein erleichtertes “Endlich!” ausstieß, wenn das Ende der Winterpause nahte.

Dieses Jahr bin ich noch nicht mal zum Erstellen des Spreadsheets gekommen, und schon steht das heutige Aufwärmspiel zur Rückrunde vor der Tür. Wahrscheinlich hätte ich den Auftakt sogar vergessen, wenn mir nicht kurzfristig Ehre, Freude und Vergnügen zuteil geworden wären, an @dogfoods kollaborativer Rückrundenvorschau bei allesaussersport mitzuwirken.

Gemeinsam mit einigen geschätzten Bloggern und auch Nicht-Bloggern, die bei dogfood im einzelnen genannt werden, durfte ich zu einem recht umfangreichen Dokument beitragen, das ebendort in gut verdaubaren Häppchen präsentiert wird und in dem die Perspektiven jedes einzelnen Bundesligisten für die Rückrunde auf Basis von dogfood formulierter Fragen andiskutiert werden.

Die Einschätzungen zum VfB, auf die ich erwartungsgemäß mein Haupt- (wenn auch nicht einziges) Augenmerk richtete, finden sich sowohl drüben bei dogfood als auch hier. Alles weitere steht bei allesaussersport und auszugsweise in den beteiligten Blogs.

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VfB StuttgartDie Hinrunde sah nicht nur eine Entlassung von Markus Babbel, sondern auch Veränderungen in der Machtbalance. Horst Heldt wird auf einmal für seine im Sommer gefeierte Einkaufspolitik zum Problem gemacht und konnte sich bei Babbels Entlassung nicht gegen Hundt durchsetzen. Aufsichtsratschef Hundt hat durch sein Festhalten an Babbel die Leidenszeit verlängert und nun ist mit Christian Gross nicht nur ein autoritärer sondern auch machtbewusster Trainer gekommen. Ist das jetzt schon alles ausgestanden oder wird sich da noch etwas tun?

heinzkamke: In der Tat wurde Heldt im Sommer allenthalben gefeiert – zum einen, weil er Hleb geholt hat, zum anderen, weil er sich nicht von Huntelaar auf der Nase herum tanzen ließ. (Wobei diejenigen, die über Letzteres jubelten, nicht unbedingt leiser gejubelt hätten, wenn die Verpflichtung von Huntelaar gelungen wäre, aber das nur am Rande.)
Auch in den Vorjahren war durchaus Kritik an Heldts Einkaufspolitik laut geworden, insbesondere mit Blick auf die Verpflichtungen unmittelbar nach der Meisterschaft 2007: Bastürk, Gledson, Schäfer, Marica, Ewerthon. Vor der laufenden Saison hatten viele eine Nachbesserung auf der Schwachstelle links hinten erwartet, und der gesuchte torgefährliche Mittelfeldspieler wurde auch nicht verpflichtet.

Will sagen: die Kritik an Heldt kam nicht plötzlich, sondern war eine Folge der letzten Jahre. Manch einer hatte sich vor bzw. bei Babbels Entlassung gewünscht, dass Horst Heldt auch gehen müsse, anstatt erneut einen Trainer seiner Wahl installieren zu dürfen. Nun ist also Christian Gross da, und bis dato hat man wenig über das Verhältnis zwischen dem Vorstandsmitglied Sport und dem Trainer gehört. Bisweilen hört man die Meinung, Gross sei stark genug, um Heldts Kompetenzen im sportlichen Bereich zunehmend zu beschneiden und in eine Managerrolle englischer Prägung hineinzuwachsen. Wenn dann der HSV noch einmal bei Heldt anriefe…

VfB Stuttgart – Wo sind die Probleme des VfBs zu suchen? Liegt es an der Einkaufspolitik von Heldt oder an dem verunsicherten Trainer Babbel, dass die Mannschaft keine Struktur, keine Achse zu haben scheint?

heinzkamke: Die angesprochene Achse wäre im Grunde mit Lehmann – Delpierre/Tasci – Khedira/Kuzmanovic – Stürmer X vorgegeben. Im Grunde. Tatsächlich aber schwankt Tasci in seinen Leistungen und wurde dann auch noch in der Kapitänsfrage brüskiert, war die Systemfrage im Mittelfeld lange ungeklärt (möglicherweise ist sie es noch?), wurde Hleb wieder – wie schon vor seinem Ausflug in die große weite Fußballwelt – auf die 10 gehievt, und war man im Sturm nicht ansatzweise in der Lage, den Abgang von Mario Gomez zu kompensieren.

An der Defensivarbeit soll Gross intensiv gearbeitet haben, sodass die Innenverteidigung Stabilität gewinnen könnte, und im Mittelfeld ist man zumindest defensiv hervorragend besetzt. Die zentrale Frage wird weiterhin lauten, ob man in der Lage ist, sowohl aus dem Mittelfeld heraus als auch im Sturm mehr Torgefahr zu entwickeln.
Ob dieses Problem in erster Linie mit Struktur und vielleicht auch Selbstvertrauen der Mannschaft zu tun hat, oder ob man letztlich einfach die falschen Leute hat, kann man vielfältig diskutieren.

dogfood: Ein Name der bei deiner Achse fehlt, ist Hitzlsperger. Hat theoretisch jene internationale Erfahrung um sich innerhalb der Mannschaft ein Standing zu erarbeiten, aber die Hinrunde war für ihn eine Seuchensaison – auf dem Platz und außerhalb des Platzes von Babbel demoralisiert und demontiert, nicht zuletzt durch die Wegnahme der Kapitänsbinde. Ist nicht nur Lehmann in Stuttgart ein Auslaufmodell, sondern auch “The Hammer“?

heinzkamke: Meines Erachtens wird sich Hitzlsperger sehr schwer tun, im WM-Kader zu bleiben, weil er auch in der Rückrunde beim VfB einen schweren Stand hat. Ich wäre nicht gänzlich überrascht, wenn sich da auf dem Transfermarkt noch etwas täte.
Kürzlich wurde Christian Gross von der Stuttgarter Zeitung auch zu Hitzlsperger befragt:

StZ: Fragt sich nur, wo er spielen soll. Im zentralen Mittelfeld scheinen Zdravko Kuzmanovic und Sami Khedira gesetzt.
Gross: Und Christian Träsch haben wir auch noch. Er ist unheimlich wertvoll.
StZ: Für Hitzlsperger könnte es also eng werden.
Gross: Jeder bringt sich so ein, wie er will und wie er kann. Ich bin mit offenen Augen bei jedem Training dabei und versuche, mich bei der Aufstellung richtig zu entscheiden.

Wenn ich im Kaffeesatz lesen müsste, würde ich daraus eher keine Stammplatzgarantie für Hitzlsperger ableiten.

kurtspaeter: Ich gehe jede Wette ein, dass Hitzlsperger im WM-Kader steht, ob er in Stuttgart vornewegmarschiert oder nur noch die Pilonen beim Training aufstellen darf. Aber das wäre jetzt eine Diskussion über Löw und nicht über den VfB.

VfB Stuttgart – Der VfB hat bereits einen großen Kader, aber es ist von zahlreichen Neuverpflichtungen die Rede. Wo muss derart nachgebessert werden, dass man es mit dem bereits vorhandenen Kader nicht kompensieren kann?

heinzkamke: Im Wesentlichen sind fünf Problembereiche auszumachen:

  • Im Tor steht die Nachfolgeregelung von Jens Lehmann ins Haus. Ob Ulreich und Stolz die nötige Klasse haben, wird kontrovers diskutiert.
  • Links hinten ist man für die Rückrunde zumindest aktiv geworden, hat Cristian Molinaro ausgeliehen und sich anders als bei Lahm und leider auch Niedermeier (nein, der ist kein Linksverteidiger) immerhin ein Vorkaufsrecht für den Sommer sichern können.
  • In der DefensivAbwehrzentrale ist nicht abzusehen, wie es mit Tasci weitergeht. Einerseits bleibt abzuwarten, ob er seine Leistungen wieder stabilisiert, andererseits war er emotional vermutlich schon einmal stärker an den Verein gebunden als derzeit. Niedermeier ist nach wie vor nur ausgeliehen, und Boulahrouz hat sich nur selten von seiner Schokoladenseite gezeigt. Kurzfristig ist man hier zwar versorgt; zur neuen Saison ergeben sich aber viele Fragezeichen.
  • Im offensiven Mittelfeld hat man bis zum Sommer Hleb sowie Gebhart und Rudy, d.h. drei Spieler, die bisher alle nicht sonderlich torgefährlich waren. Nicht von ungefähr wollte man schon vor der Saison Milan Jovanovic und diskutiert jetzt über dynamische Spieler für die Außenpositionen (Christian Gentner sieht sich vermutlich eher nicht dort, ob Ashkan Dejagah passen würde, weiß ich nicht). Bastürk und Simak sowie Elson dürfen gehen, Hilbert und Lanig dürften ggf. auch als entbehrlich gelten.
  • Der Sturm spielt in der Rückrunde vermutlich auf Bewährung und muss sich gegenüber der Vorrunde gewaltig steigern.

medispolis: Weil ja heute mit Fromlowitz von 96 die erste “Sau” durch die Presselandschaft gejagt wird bezüglich Nachfolge von Lehmann. Gibt es irgendeinen Favoriten bei den VfB-Fans? Vorzugsweise ein junger, eher unbekannter Torwart oder sollte es schon eine größere Hausnummer mit der nötigen internationalen Erfahrung sein? (Gut, hängt vielleicht auch vom Saisonverlauf ab).

heinzkamke: Im Moment habe ich das Gefühl, dass die Fraktion derer, die in schöner Stuttgarter Tradition (“Junge Wilde”) gerne auf einen eigenen Nachwuchstorwart setzen würden, deutlicher vernehmbar ist – eine Sichtweise, die vermutlich auch mir leichter fiele, wenn ich die erste Ulreich-Phase nicht mehr so deutlich in Erinnerung hätte. Wobei man einem 19-Jährigen, zumal in der damaligen Situation, einen Mangel an Souveränität nur sehr bedingt zum Vorwurf machen kann.
Sofern man sich entscheidet, eine neue Nr. 1 (und nicht nur einen erfahrenen Ersatztorwart) zu verpflichten, würde Timo Hildebrand vermutlich auf recht viel Gegenliebe stoßen. Ich persönlich hielte den von medispolis angesprochenen Fromlowitz für eine gute Lösung, wobei dann sicher recht laut zum Ausdruck gebracht würde, dass “der doch auch nicht besser” sei als Ulreich und Stolz.

Enno: Was ist den mit Drobny? Der wird doch auch schon seit Wochen für das Stuttgarter Tor gehandelt? Er käme ablösefrei und war in der vergangenen Saison einer der besten Keeper der Liga.

heinzkamke: Ganz ehrlich: ich kann Drobny nicht einschätzen. Seine Leistungen schon, so halbwegs, aber in Stuttgart ist man ein wenig vorsichtig geworden, nachdem Raphael Schäfer vor und nach seiner Zeit großartig hielt, hier aber nie zurecht kam. Zumindest diese Gefahr dürfte bei Hildebrand geringer sein. (Gilt natürlich analog für Fromlowitz, den ich indes gerade in der Zeit von Enkes Verletzung als guten Teamplayer empfunden habe)

Babbel – die Ausnahme [Blogwichtel]

Frau Bhuti hat zum Blogwichteln geladen, viele Menschen haben mitgemacht, so auch ich. Mein Blogwichtel hat die Schwerpunkte meines Blogs rasch erkannt und sich mit Fußball im Allgemeinen, dem VfB Stuttgart im Spezielleren und Markus Babbels Trainerschein im ganz Konkreten befasst – dabei kommt er oder sie zu einem Schluss, den ich gerne teile. Film Blogwichtel ab:


Von einem Ausnahmespieler hat man bei Markus Babbel nie gesprochen. Ein Ausnahmetrainer war er bis zu letzt. Zunächst genoss er eine Sondergenehmigung des DFB und durfte damit den VfB bis zum Saisonende 2008/2009 trainieren. Andere Trainer bekamen keine solche Extraregeln, wieder andere bekamen noch viel bessere. Doch zu den Europa- und Welt-meistern, die die Scheine fast automatisch per Post bekamen gehörte er nicht.

Die nächste Unterstützung vom Verband war die Reform des Lehrgangs, die es Babbel ermöglichte den Lehrgang zu besuchen und doch weiterhin Trainer zu sein, was Matthias Sammer eigentlich zum Ehren-SPD-Mitglied in Hessen oder FDPler des Jahres machen sollte, denn das hatte er im Jahr zuvor ausgeschlossen.

Es scheint Babbel sportlich auch nicht weiter gebracht zu haben. So etwas vermutete Spieler Jens Lehmann auch, als er forderte, dass nicht jeder einen Schein machen müsste. Vielleicht hat Schlussmann Lehmann da auch schon an sich selbst gedacht, entsprechende Ambitionen hat er bereits geäußert. Nur sollte man nicht vergessen, dass man auch bei einer Lehre zum Bäcker oder Bankkaufmann durchaus auf die theoretische Ausbildung an der Berufsschule verzichten kann, wenn man z.B. durch 12 Jahre Gymnasium die Schulpflicht erfüllt hat, aber am Ende steht die Prüfung, die entscheidet, ob man die entsprechende Berechtigung erhält.

Bayern München zahlt lieber im Voraus für Mehmet Scholl als Übungsleiter der II. Mannschaft und ist ganz optimistisch, dass er demnächst auch darf, was er laut Verein schon kann. Horst Heldt brachte damals noch die freie Berufswahl ins Spiel, vergass aber trotz seines Ausbildungsberufs, dass nur einen Meisterbetrieb führen darf, wer einen Schein hat.

Den wird Babbel nun in Ruhe machen und sich ärgern. Denn wirkliches Fehlverhalten oder schlechte Leistung kann man ihm von der Fernsehcouch aus gar nicht nachsagen.

In ein oder zwei Jahren wird Markus Babbel bei einem ambitionierten Zweitligisten Verantwortung übernehmen und dann wird die Biografie im Kapitel Karriere weitergeschrieben.

Vielen Dank, lieber Blogwichtel – ich hoffe, Du hast einen ähnlich gelungenen Artikel erhalten. Und vielen Dank, Frau Bhuti, für Organisation, Aufwand und Mühe!

Ach, eines noch:  Wenn ich keine Bemühungen anstelle, den Verfasser oder die Verfasserin zu identifizieren, hat das nichts mit einem Mangel an Interesse, Wertschätzung oder Begeisterung zu tun. Mir gefällt einfach die Idee des anonymen Wichtelns.

Stuttgarter Schlagzeilen

VfB verlässt die Abstiegsränge
Retter Gross erreicht Zwischenziel – Stammformation gefunden?

Heldt greift brutal durch
Lehmann soll 33 Tage vom Trainingsbetrieb suspendiert werden – pünktlich zum Rückrundenauftakt wäre der VfB-Torwart wieder dabei

Endlich: Gomez-Nachfolger gefunden
Auch Pogrebnyak trifft mit dem Bimmelchen

Bad Boy Bancé
Mainzer Stürmer legt sich erneut mit Sympathieträger an – nächste Woche trifft er auf Rafinha

Hleb hält 75 Minuten durch
Weißrusse teilt sich die Kräfte diesmal besser ein

Kamke: Ich will ihn nicht mehr sehen!
Blogger hat den Glauben an Lehmanns Professionalität verloren

Die Ruhe vor dem Sturm?
Trainer wahrt ob Lehmanns Abreise den Anschein von Gelassenheit