Bis zum gestrigen Sonntag war mir der Name Johan Audel gänzlich unbekannt. Heute wurde er als Neuzugang des VfB bestätigt. Versucht man, diese Fakten irgendwie in einen Zusammenhang zu bringen, ergeben sich verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, von denen ich einige wenige kurz anreißen möchte.
Es spricht nicht für mich
Es ist alles andere als ein Geheimnis, dass der VfB Stuttgart auf den offensiven Außenpositionen Verstärkung(en) braucht und der Trainer sie fordert. Da könnte man doch von einem halbwegs engagierten Blogger erwarten, dass er sich zum einen intensiv mit der Gerüchteküche befasst (schließlich wurde der Name vor einigen Wochen schon einmal kurz genannt) und dass er zum anderen für seinen Verein die relevanten europäischen Ligen scannt, um möglicherweise den einen entscheidenden Hinweis geben zu können.
Statt dessen: Blanke Ahnungslosigkeit. Und das bei jemandem, der für sich in Anspruch nimmt, die Ligue 1, zumindest selektiv, interessiert zu verfolgen.
Es spricht nicht für Johan Audel
Wenn die einschlägigen Quellen einen Namen nach dem anderen präsentieren, der dem VfB auf einer der beiden offensiven Planstellen helfen könne, kommt irgendwann der Punkt, an dem man davon ausgehen muss, dass jeder halbwegs als Verstärkung in Frage kommende Spieler aus den 10 wichtigsten europäischen Ligen genannt, gewogen und ins entsprechende Töpfchen geworfen wurde. Zu Audel gab es lediglich Ende Juni ein paar vorsichtige Spekulationen, dann hatte sich das, soweit ich es verfolgen konnte, erledigt.
Als “heiß” wurde er nicht gehandelt, zahlreiche andere Interessenten scheint es auch nicht gegeben zu haben.
Es spricht nicht für Fredi Bobic (und Jochen Schneider)
André Ayew, Balázs Dzsudzsák, Vladimir Weiss – das sind Namen, die einen gewissen Klang haben, bei denen wenigstens auch ein paar Millionen an Ablösesumme aufgerufen werden. Oder eine große Zukunft prophezeit, wie bei Ibrahima Traoré. Aber Johan Audel? Ein nicht mehr ganz junger Spieler von einem französischen Hinterbänklerverein, dem die eigenen Fans noch nach drei Jahren in erster Linie für sein großartiges Debüt dankbar sind und dem sie neben viel Glück vor allem eines wünschen:
dass er endlich mal von Verletzungen verschont bleiben möge?
Es spricht für Fredi Bobic (und Jochen Schneider)
Man fühlt sich fast an Werder Bremen erinnert, so geräuschlos und schnell ging dieser Transfer über die Bühne. Wenn man die Transferperiode der Vorsaison (Huntelaar!) noch vor Augen hat, fühlt sich das großartig an. Sicher, Audel ist in puncto öffentlichesInteresse mindestens zwei Hausnummern kleiner, und doch hat der vermeintliche Lautsprecher Bobic möglicherweise einen ersten Vorgeschmack seiner Arbeitsweise vermittelt.
Man stelle sich vor, der unbekannte Audel schlägt dann auch noch tatsächlich ein. Schöner Gedanke, in vielerlei Hinsicht.
On verra…
Natürlich würde ich gerne der letztgenannten Interpretation folgen, meinetwegen in Kombination mit der ersten. In der Tat sind die nackten Zahlen ja ziemlich gut, und wenn man sich in einschlägigen Foren umsieht, scheinen die VA-Anhänger ihn sehr wohl zu schätzen.
Wenn nur nicht diese häufig geäußerten Zweifel an seiner körperlichen Robustheit wären – aber ich will den Bastürk Teufel nicht an die Wand malen…
Bienvenue et bonne chance, Johan Audel!