Zwei alte Männer.

Der eine, T, hat in seiner Vereinskarriere alles erreicht, hat aber immer noch so viel Spaß am Fußball, dass er sich durch eine elfmonatige Verletzungspause quält, um weiter im Niemandsland der Tabelle herumzudümpeln (wenn’s gut läuft). Der andere, L, hat auch manches erreicht, sieht das aber nicht immer genügend gewürdigt, und hat wenig Lust, sich ein weiteres Jahr mit Mittelmaß abzugeben.

Wenn der alte Mann T vor einem Eckball dem alten Mann L fast schon liebevoll die Arme um die durchtrainierte Taille legt und L diese Geste sehr erbost zurückweist, kann man

a) sich wider besseres Wissen über Ls Verhalten wundern
b) “Ach ja, der L, so ist er halt” sagen
c) zufrieden sein, dass L wenigstens nicht den Norbert Meier gegeben hat
d) sich die Gegentore nochmals anschauen und seine Rückschlüsse ziehen.

Unabhängig von der persönlichen Einschätzung war Herr Lehmann in dieser Szene wie auch nach dem Spiel offensichtlich wieder einmal ganz er selbst.

Es mag eine unglückliche Fügung gewesen sein, dass ich bei einer meiner Stippvisiten bei der Übertragung des VfB-Spiels in Hannover [leider das dritte Spiel in Folge, das ich nur rudimentär verfolgen konnte… Kindergeburtstag] gerade diese Szene sehen musste, die so unglaublich gut zu meinem Lehmann-Bild passt; wie auch immer: wenn sich tatsächlich die gelegentlich diskutierte Möglichkeit bieten sollte, im Sommer Robert Enke zu verpflichten, ist meine Meinung eindeutig.

Das Spiel, von dem ich live nicht viel und in Ausschnitten nicht viel mehr gesehen habe, lässt mich sehr unschlüssig zurück. Reicht es dieses Jahr einfach nicht für ganz oben (d.h. den Kampf um die internationalen Plätze), oder haben wir tatsächlich nur eine nachlässige Mannschaft gesehen, die im Idealfall aus diesem Spiel lernt und ihr Potenzial künftig nicht nur aufflackern lässt, sondern es auch konsequent und ergebnisorientiert ausschöpft?

Ich hoffe auf Letzteres. Weil ich endlich mal einen guten Lanig und erneut einen engagierten Marica gesehen habe, weil Simak angedeutet hat, seine Lektion gelernt zu haben, und weil Hitzlsperger vielleicht doch willens ist, Bälle zu spielen, die gleichzeitig einfach und effektiv sind. Weil auf Gomez Verlass ist, weil Hilbert gezeigt hat, dass seine Dribblings noch immer zum Erfolg führen können, natürlich weil Khedira zurückkommt und weil, zugegeben, auf Lehmann Verlass ist. Bisschen viel “vielleicht”, “angedeutet” und “scheint”, aber so tickt er halt, der gemeine Fan.

Drum schießen die jungen Männer mit dem Brustring nächste Woche die Sinsheimer aus den Champions League-Rängen. Schade für Timo Hildebrand, aber da kann man nichts machen.