Draco Malfoys Cousine

Im Grunde kann ich mir nur vorstellen, dass Heike Makatsch eine Wette laufen hatte. Vielleicht sogar mit Mathilde Bonnefoy selbst:

Heike, ich wette, dass Du es nicht wagst, meinen Namen vor einem Millionenpublikum total deutsch auszusprechen.

“Du meinst, ich soll so tun, als ob ich Deinen Namen noch nie gehört und mich als Laudatorin überhaupt nicht vorbereitet hätte? Und ihn dann so aussprechen, wie er geschrieben wird?”

Ja, genau so. Wenn Du willst, kannst Du ja noch das e weglassen, sonst wär’s vielleicht etwas dick aufgetragen.

“Das e? Das von Mathilde? Nee, das bleibt natürlich. Ich lass vielleicht das bei Bonnefoy weg, dann klingt der Name irgendwie nach der freundlichen Cousine von Draco Malfoy.”

Das traust Du Dich doch im Leben nicht!

“Wetten?”

Sollte es sich indes nicht so zugetragen haben, früge ich mich dann doch ein wenig, ob es zuviel verlangt ist, dass Menschen, die den Deutschen Filmpreis verleihen dürfen, sich wenigstens zwei Minuten mit den Namen der potenziell Auszuzeichnenden auseinander setzen? Mathilde Bonnefoy, Ueli Christen, Hansjörg Weißbrich – drei Namen, zwei davon relativ unproblematisch, einen wird man als Gewinner in der Kategorie Schnitt nennen dürfen, und der- oder diejenige wird diese Szenen möglicherweise noch in Jahrzehnten den eigenen Enkeln vorführen wollen. Sollen die dann stets fragen, wieso die blonde Frau den Namen falsch ausgesprochen hat?

Irgendwie erscheint mir das nicht sehr respektvoll. Sowohl gegenüber den Handelnden als auch mit Blick auf ihre Leistung. Gleichzeitig sehe ich ein, dass es wohl gang und gäbe ist. Schließlich hat ja auch Frau Berben bei der Verleihung der bronzenen Lola Regisseur “Andreas Veiel” genannt. Sicher, Andres ist in Deutschland kein allzu weit verbreiteter Name, da kann man schon mal an einen Tippfehler glauben. Ging mir auch so, damals, vor vielen Wochen, als ich erstmals etwas über “Wer wenn nicht wir” las. Bei der zehnten Nennung wurde ich dann allerdings ein wenig hellhörig.

Nun mag es sein, dass Frau Berben zu viel zu tun hat, um Artikel über noch nicht so etablierte Regisseure und deren Filme zu lesen. Wenn man allerdings einen Preis verleihen darf… ach, das hatten wir ja schon.

Die Stuttgarter Zeitung fiel übrigens auf Frau Berbens Fehlinformation nicht herein:

Bronzene Lola:
„Wer wenn nicht wir” von Regisseur Andrea Veiel

Aber die mussten auch keinen Preis verleihen.

Vielleicht aber bin ich nur ein vermeintlicher Besserwisser, der sich nicht zu Dingen äußern sollte, von denen er keine Ahnung hat. Denn auch bei der Bekanntgabe der Nominierungen las Christiane Paul den Namen “Mathilde Bonnefoy” ohne jegliche Anlehnung an die französische Sprache vor. Zweimal mit “e”. Möglicherweise stellt sich Frau Bonnefoy gar selbst so vor? Weiß jemand mehr?