“Ich glaube nicht, dass der VfB Stuttgart in der Lage ist, sich aufzubäumen.”
Was Premiere-Moderator Patrick Wasserziehr nach dem Wolfsburger Tor zum 3-1 in Bezug auf das heutige Spiel sagte, gilt leider für die gesamte bisherige Saison, und wenig deutet darauf hin, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. Zu sehr ist der Erfolg des VfB von Mario Gomez, vom Prinzip Hoffnung und von eher zufällig entstehenden Treffern abhängig, um eine deutliche Verbesserung zu erhoffen. Wie schön wäre es, mal wieder ein VfB-Tor zu bejubeln, bei dem man seinem Nachbarn nicht ein ungläubiges “Oh, wie kam das jetzt?” oder “Einfach beeindruckend, dieser Gomez – aus dem Nichts macht er so ein Ding!” zuraunt, sondern bei dem man zufrieden feststellt, dass es “so langsam aber auch Zeit” wurde, weil das Tor einfach in der Luft lag, weil der VfB zielstrebig kombinierte, weil das Spiel auf den Außenbahnen schnell gemacht wurde, oder auch nur, weil man den Gegner mit Kampfkraft und Willen in dessen Strafraum zurückdrängte.
Statt dessen sah ich bei Lanigs Treffer meinen Mitseher überrascht an, und beide vergaßen wir darüber fast den Jubel. (Die Tatsache, dass wir nur zu zweit waren, spricht ohnehin Bände: “Frohes Leiden”, “Viel Spaß 😉” oder “Das bringt doch eh nichts” lauteten die Texte einiger Absagen.) Dessen ungeachtet ist festzuhalten, dass die Mannschaft in der ersten Spielhälfte eine nach aktuellen Standards gute Partie abgeliefert und in der Defensive deutlich disziplinierter als zuletzt agiert hat. Gleichwohl hatten die Wolfsburger -zugegebenermaßen ein offensivstarker Gegner- bereits vor der Pause einige Gelegenheiten, im oder am Strafraum derart frei abzuschließen, dass ich mich ausnahmsweise mit einem tobenden Jens Lehmann solidarisiert hätte. Er aber konzentrierte sich glücklicherweise auf seine eigentliche Tätigkeit.
Die zweite Hälfte erinnerte dann noch stärker an das England-Länderspiel vom Mittwoch. Erneut musste ich mitansehen, wie die von mir unterstützte Mannschaft nicht in der Lage war, den Ball mit fußballerischen Mitteln halbwegs aussichtsreich aus der eigenen Hälfte heraus vor das gegnerische Tor zu bringen. Vielmehr war man froh, wenn es gelang, dass einer oder zwei die Gefahrenzone kurzzeitig verließen, ehe sie von einer grünen Überzahl zur Strecke gebracht wurden, die sogleich den nächsten Angriff einleitete. Häufig aber gelang gar nicht erst die Befreiung. Man verlor den Ball so nahe am eigenen Tor, dass die Wolfsburger nur mit einem hohen Maß an Ungeschick in der Lage gewesen wären, hochkarätige Torchancen zu vermeiden.
Um es deutlich zu sagen: nach dem Ausgleich war klar, dass man nicht mehr gewinnen würde, weil es schlicht keinen Anhaltspunkt dafür gab, dass der VfB nochmals Gefahr entwickeln könnte. Gerne hätte ich mich bei Lanigs Kopfball eines Besseren belehren lassen; ob sich daraus jedoch ein bedeutend anderer Spielverlauf entwickelt hätte, weiß ich nicht. Dafür spricht zumindest die Art und Weise, wie man dem Gegner mitunter fast panisch den Ball in die Füße schob – bei einer eigenen Führung wäre der eine oder andere vielleicht etwas selbstbewusster aufgetreten. Wie dem auch sei: Wolfsburg erzielte nach individuellen Fehlern, aber auch durch gelungene eigene Aktionen, drei weitere Treffer und gewann verdient mit 4-1.
Somit hat der VfB mit 19:21 Treffern erstmals in dieser Saison ein negatives Torverhältnis, und wenn unten gelegentlich jemand punkten würde, wäre man bereits im Abstiegskampf.
Eigentlich ideale Voraussetzungen, um die Wende einzuleiten. Schalke ist in dieser Situation ein ganz angenehmer Gegner, gegen den es (ähnlich wie gegen Bremen) häufig gute, erfolgreiche Spiele zu feiern gibt; in Cottbus muss man ohnehin gewinnen, wenn man sich nicht als Abstiegskandidat empfehlen will, und gegen die Bayern gilt der alte Spruch, dass man nur gewinnen kann. Bleibt die Frage, ob so auch die Vereinsführung rechnet und von Herrn Veh 9 Punkte bis zur Winterpause verlangt, damit er selbige noch als VfB-Trainer genießen darf.
Nachtrag 23.11. 11:45 Uhr:
Die Vereinsführung hat sich doch nicht so viel Zeit gelassen.