Der VfB Stuttgart hat gestern letztlich souverän das Achtelfinale im Uefa-Cup erreicht, wo er gemäß der heutigen Auslosung auf Titelverteidiger Zenit St. Petersburg trifft. Zweifellos gab es aus sportlicher Sicht angenehmere Gegner im Lostopf, und ob die Einschätzung von Teammanager Horst Heldt zutrifft, dass “das Stadion voll sein wird und wir wieder richtige Europapokal-Atmosphäre in der Mercedes-Benz Arena haben werden”, ist auch sehr ungewiss. Schließlich handelte es sich auch gestern um ein enorm wichtiges Spiel gegen einen Gegner mit nennenswerter Vergangenheit und einer -im Grundatz- auch aktuell stark aufspielenden Mannschaft – interessiert hat’s keinen.
Das gestrige Spiel stand zwar im Zeichen eines starken VfB, der -erneut durch Khedira- bereits nach wenigen Minuten mit dem 1-0 die Richtung vorgab; gleichzeitig muss man aber einräumen, dass ihre bereits feststehende Qualifikation die Belgier sicher nicht zur Höchstleistung animiert hat, womit sie sich in ein unschönes -wenngleich menschlich nachvollziehbares- Bild halbmotivierter Gijon-Veteranen einfügten, das bei Saffti sehr treffend dargestellt ist. Seine wehmütige Forderung nach dem klassischen Europapokalmodus unterstütze ich sofort; daran glauben kann er vermutlich genauso wenig wie ich.
Wie auch immer: der VfB zeigte bis zur Pause ein paar Unsicherheiten und konnte in einigen wenigen Situationen froh sein, dass die Liégois wenig Lust hatten, Lehmann in Bedrängnis zu bringen. So ging man mit dem 1-0 in die Kabine, erzielte kurz darauf das zweite und wenig später auch das dritte Tor. Weitere Treffer wären möglich gewesen. Die Korrelation zwischen der Leistung auf dem Platz und auf den Rängen war wieder einmal verblüffend.
Verblüffend auch die Tatsache, dass der wiederholt seltsame Fehlpässe und Stockfehler produzierende Roberto Hilbert bei genauer Betrachtung nicht nur das 2-0 erzielte, sondern bereits nach einer gelungenen Kombination den entscheidenden Pass vor Khediras Führungstreffer gespielt hatte. Nehmt dies, Ihr Hilbertkritiker!
Schließlich möchte ich noch kurz etwas zum Schiedsrichter sagen. Ich weiß nicht, ob Herr Rasmussen so gepfiffen hat, wie sich die Uefa das vorstellt. Wenn dem aber so gewesen sein sollte, dann braucht man sich über die Diskussion um den Unterschied zwischen internationaler Härte und kleinlichem Gepfeife in der Bundesliga nicht zu wundern – ich bin überzeugt, dass ein willkürlich zugeteilter Bundesligaschiedsrichter gestern ein halbes Dutzend (Rasmussen: eine) gelber Karten verteilt und Boka mit gelb-rot vom Platz gestellt hätte. Hat mir gefallen.
Was mir heute beim ersten Hinsehen nicht so gefallen hat, und damit mache ich dann wirklich Schluss, ist die Trennung von Mittelfeldtalent José-Alex Ikeng. Allerdings habe ich, wie bereits zuvor im Fall von Manuel Fischer angedeutet, keinerlei Einblick in das Verhalten der Nachwuchsspieler im und abseits des Trainingsbetriebs. Ich gehe zunächst davon aus, dass sich die Vereinsführung das genau überlegt hat, und spare mir den Hinweis auf andere abgewanderte Talente.