Die 11Freunde, die ich sehr schätze, haben in diesen Tagen einen kleinen Artikel veröffentlicht, der mitten aus dem Sommerloch stammt sich unter der Überschrift “Früher war alles kleiner” mit der Durchschnittsgröße der Bundesligatorhüter befasst und feststellt, dass die Torleute in der Saison 1970/71 “im Schnitt ganze zehn Zentimeter” kleiner gewesen seien als in der Saison 2009/10.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich daraus schließen soll. Möglicherweise könnte man das Ergebnis so deuten, dass die Vereine bei ihrer Sichtungsarbeit (“Scouting” ist als Begriff möglicherweise nicht präzise genug) professioneller geworden sind und nur noch großen Jungs eine Chance geben.
Da diese These etwas weit gehen könnte, will ich zunächst nochmals die Fakten sichern. Der 11Freunde-Text vergleicht explizit die Daten der Torhüter jener 11 Vereine, die sowohl 1970/71 als auch 2009/10 in der Bundesliga vertreten waren bzw. sind. Rechnet man anhand der dort genannten Zahlen nach, war der durchschnittliche Bundesligatorwart vor 39 Jahren 182,9 cm groß, während er heute 190,6 cm misst. Womit der Unterschied zwar nicht die genannten 10 cm beträgt, aber immerhin 7,7 cm. Eine Studie des Professional Football Players Observatory (PFPO) kam, allerdings für die Saison 2008/09, gar nur auf 189,3 cm als Durchschnittswert aller Bundesligahüter.
Bleibt die Frage, ob möglicherweise auch der gemeine Spieler gewachsen ist. In der Saison 2008/09, so die oben genannte und jedem nach einer kostenlosen Registrierung zugängliche Studie, sei der durchschnittliche Bundesligaspieler 183,0 cm groß gewesen. Für die Saison 70/71 kann fussballdaten.de zwar keinen vollständigen Überblick liefern; insgesamt 198 Daten sollten indes ein recht verlässliches Bild liefern, dem zufolge der gemeine Bundesligaspieler damals 177,1 cm maß – fast 6 cm weniger als heute.
Wenn man also unterstellt, dass die -ohne ersichtliches Muster- bei fussballdaten.de vorhandenen Maße repräsentativ sind, dass die Zahlen im 11Freunde-Artikel korrekt recherchiert sind, ich sie ebenso fehlerfrei übernommen habe wie jene aus der hoffentlich fundierten PFPO-Studie, und dass mir weder Denk- noch Rechenfehler unterlaufen sind, wenn also die Torhüter in den letzten 39 Jahren um 6,4 bis 7,7 cm gewachsen sind und alle Spieler im Schnitt um 5,9 cm,
dann möchte ich meine These lieber nicht aufrecht erhalten.
ganz großartig!
die menschen waren früher generell kleiner. versuchen sie mal einen durchschnittsmann von heute in eine ritterrüstung von damals zu stecken. da passt allenfalls ein durchschnittskind von heute rein.
@christian s.
Keine Frage. Zeitreihen zur Veränderung der Durchschnittsgröße in den letzten 40 Jahren habe ich indes nicht gefunden.
müssen sie auch gar nicht. ich bezog mich auf die ritterrüstungen von 1970. ^^
🙂
Zum Thema Rüstungen hat indes Cem Basman kürzlich was geschrieben
Der Griff unter die Gürtellinie sei mir verziehen, aber er bietet sich einfach an, wenn’s um Torhüter und Größe geht. Denn auch da haben die Bayern die Nase vorn, oder was auch immer, wenn man ihren eigenen Aussagen Glauben schenken darf; oder vielleicht haben andere Spieler ihre Schamgrenze einfach etwas weiter oben:
http://www.focus.de/sport/fussball/wm2006/oliver-kahn_aid_103223.html
Größe?
Größe, Länge — man hört ja oft beides.
Aber in dem verlinkten Artikel ist weder vom einen noch vom anderen die rede, oder?
Erster Abschnitt: “„Den Innen-Slip mache ich raus, der stört mich, weil er zu eng ist”, so Kahn weiter.”
Ob Olli Kahns Gemächt jetzt zu groß, zu lang, zu breit oder was auch immer für die durchschnittlichen Adidas-Shorts ist, muss von mir aus wirklich nicht näher behandelt werden; mir war nur obiger Artikel unter die Hände gekommen, kurz bevor ich deine “Früher waren alle kleiner”-Abhandlung entdeckt hatte.
Wäre sicher für den einen oder die andere eine spannende Diskussion, aber ich bin bei Dir, dass sie in detaillierterer Form nicht hier geführt werden muss.
Interessant finde ich indes, dass Du einfach so über Kahngeschichten von vor drei Jahren stolperst. Urlaub?
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hihi, “Abhandlung”. Danke, klingt nach was Großem.