Meine erstes Punktspiel fand an einem Freitagabend statt, im September 1980. Ich debütierte mit 8 Jahren und drei Schulfreunden. Natürlich hätten wir gerne schon viel früher aktiv gespielt, aber das war auf dem Land nicht ganz so einfach. Der Begriff Bambini hatte noch keinen Eingang in den Jugendfußball gefunden, E- und F-Jugenden kannte man bei uns in der Gegend nur vom Hörensagen, und die Jungs (und Mädels) in der D-Jugend waren eigentlich noch ganz schön groß.
So hatten wir in den Jahren zuvor vornehmlich auf dem Bolzplatz (wo die Gegner häufig noch älter waren als in der D-Jugend) und ein paar Straßen gekickt, letzteres meist mit Tennisbällen, auf dem Schulhof durfte es auch mal eine leere Getränkedose sein, für die wir damals ja noch kein Pfand bezahlten. Ich selbst hatte das Glück, dass mein Vater die B-Jugend trainierte und ich recht regelmäßig mit zum Training durfte. Ich bewunderte deren Torwart, auch wenn ich ihn wochenlang mit dem falschen Vornamen ansprach, weil ich ihn mit dem Torwart der Reserve verwechselte – für einen Erst- oder Zweitklässler ist es wohl egal, ob sein Gegenüber 16 oder 20 Jahre alt ist.
Da mein Vater in der Regel direkt nach dem Jugendtraining noch an dem der Aktiven teilnahm, holte mich meine Mutter, wenn ich nicht mit dem Rad unterwegs war, irgendwann im Lauf des Jugendtranings ab, was ich so weit wie möglich nach hinten zu schieben suchte. Durch Ignorieren, beispielsweise, was angesichts der funktionierenden Hupe keine sehr wirkungsvolle Strategie war. Immer noch wirkungsvoller als der Ansatz, sie beim Einsteigen in den Wagen zu beleidigen, der meine Trainingsfrequenz zunächst deutlich reduzierte.
Im Sommer 1980 durften wir dann doch am regelmäßigen D-Jugend-Training im Nachbarort teilnehmen. Alle anderen waren zwei bis vier Jahre älter, aber in uns brannte das Feuer der Jugend. Die Trainer hießen Harry und Wilfried, sie holten uns abwechselnd mit einem silbernen Renault 15 oder einem roten Käfer ab. Letzterer kam insbesondere dann zum Einsatz, wenn die C-Jugend parallel trainierte, vermutlich weil der R15 einfach nicht für neun Passagiere gemacht ist, und seien sie noch so jung.
Der beste Spieler hieß Tschocki. Oder Jockey. Tschoggy? Wie auch immer. Er durfte gerade noch in der D-Jugend spielen, weil er nach dem Stichtag geboren war, damals noch dem 1. August. Meist spielte er aber in der C-Jugend, weil er einfach zu gut war. Er war, ganz objektiv, ein sehr großes Talent, das später möglicherweise nicht all seine Energie dem Fußball widmete und es daher meines Wissens nie über die Verbandsliga hinaus brachte.
All das wusste ich allerdings noch nicht, als besagtes erstes Punktspiel anstand. Ich hatte schon ziemliches Herzrasen, aber es war ein wunderbarer Tag für die, die ihr Debüt gegeben haben. Es war wichtig, dass wir zu Null gespielt haben, die 60 Minuten waren sehr hilfreich für mich (Streichung wegen Nichtmehrverfügbarkeit des ursprünglich verlinkten Inhalts). Tschoggi war auch dabei. Bis zum 5:0 gab er den Alleinunterhalter, am Ende kam er auf 9 Treffer. Ernie und Oli, zwei alte Hasen, trafen auch doppelt. Ich selbst war als Rechtsaußen aufgestellt worden, erzielte das 9:0 und setzte mit dem 15:0 letztlich auch den Schlusspunkt – mit einer Lässigkeit beim Abschluss, die ich mir leider nicht allzu lange bewahren konnte.
Beim Rückspiel war Dschockey nicht dabei. Wir verloren 1:2.
“Ich debütierte mit 8 Jahren und drei Schulfreunden.” made my day.
Schön war die Kindheit auf dem Bolzplatz.
Habe auch die ein oder andere Anekdote.
http://kunthstuecke.wordpress.com/2009/06/23/cristiano-„holzhacker“-ronaldo/
http://kunthstuecke.wordpress.com/2009/05/07/von-adolf-lernen/
Damals schon so leer auf dem Land? Ich dachte, man hatte damals nix Anderes?
Doch, man hatte schon was Anderes. Bäume zum Klettern, einen See zum Baden, Räder zum Fahren,…
Es war klar, dass man irgendwann für den Verein kicken würde, aber das langte auch noch mit 12 oder so, es gab ja einen Platz zum Bolzen.
[…] ich zumindest in dieser Hinsicht zunächst noch einen kleinen Vorsprung hatte und auch bei meinen ersten Schritten im Vereinsfußball gerne mal dem diesbezüglich zunächst zurückhaltenden Hüter vormachte, wie er sich in den Dreck […]