Natürlich habe ich darüber nachgedacht, ob ich über Fußball schreiben soll. Wie ich bereits zuvor darüber nachgedacht hatte, ob ich zum Fußball gehen soll. Wie ich darüber nachgedacht hatte, wie sehr ich mich über gute, wenn auch banale Neuigkeiten freuen darf. An so einem Tag. An dem Wochenende, an dem sich eine Katastrophe ereignet hat, die mein Vorstellungsvermögen weit überstieg und noch immer übersteigt.
Natürlich? Nein, nicht natürlich. Das klingt so normativ, oder auch nur einer für alle gültigen Norm gehorchend, so als wollte ich anderen vorschreiben, wie sie mit Unfassbarem umzugehen haben. Das will ich nicht.
Ich selbst ging letztlich zum Fußball, habe mich häufig geärgert und letztlich über den Ausgang gefreut. Was das über meine Empfindungen zu den Geschehnissen in Japan aussagt? Nichts.
Es würde nichts ändern, wenn wir uns momentan nicht mehr über gute Neuigkeiten freuen sollten. Wir sollen uns sogar viel mehr über die kleinen Dinge des Lebens erfreuen, die wir vielleicht bis dato als selbstverständlich abgetan haben. Vielleicht auch darüber nachdenken, ob es sich wirklich lohnt, sich über diese und jene Kleinigkeit aufzuregen. Ich bin aber völlig bei Dir, was die Gedanken betrifft, gerade am vergangenen Wochenende zum Fußball aufzubrechen, anstatt vielleicht fassungslos und traurig die Nachrichten zu verfolgen. Auch ich bin gefahren, nicht ohne mir vorher auch kurz etwas von der Seele zu tippen. Gefahren auch in der Gewissheit, nicht helfen zu können. Das allein ist schon traurig genug. Traurig aber auch darüber, das sich vielleicht auch nach dieser Katastrophe nicht viel verändern wird. Ja, und auch beschämenderweise dankbar darüber, das eine mögliche Srahlung nicht bis zu uns reichen wird. Fühle mich dabei egoistisch und schlecht. Das wir hier selbst in Sichtweite eines AKW`s (Emsland) leben, macht es dabei nicht besser. Schlußendlich taten die 90 Minuten Fußball und die Gespräche gut. Um Japan ging es dabei nicht.
Ich habe das Spiel am Samstag als Ablenkung von den heftigen Eindrücken in den Stunden zuvor angesehen.
Jeder hat seinen Weg, mit so etwas umzugehen.
@Uwe:
Ja, ich hab’s gelesen bei Dir. Deutlich inhaltsreicher und poetischer als hier.
Und natürlich hast Du, genau wie der Stadtneurotiker, recht, dass wir uns über erfreuliche Sachen freuen sollen, dass jeder auf seine Art damit umgehen soll, dass es ok ist, zum Fußball zu gehen und auch darüber zu diskutieren und zu schreiben.
Weshalb ich dennoch eine Art Rechtfertigungsdrang verspürte, weiß ich nicht. Zum Teil mag’s an entsprechenden Kommentaren gelegen haben, zum Teil bestimmt auch an dieser Hilflosigkeit, die mich im Griff hat.