fünfzehn/zwanzigzwanzig

Die meisten zog es in die Gegenrichtung,
sie wollten einfach öfter an den Start.
Bei ihm lief’s andersrum. Man dachte hart:
In jenem Kopf herrscht niedere Belichtung.

Doch war’s die Sport-und-Politik-Gewichtung
im Kopf, durch die sein Wechsel fällig ward.
Der Anlass überzeugte durch Apart-
heit: eine schlecht gewählte Startverpflichtung.

Zuvor: die Zweitbestleistung aller Zeiten.
Dank neuen Schwerpunkts gar ein Weltrekord,
der nicht in den Annalen steht. (Kein Hohn!)

Olympisch aber fabriziert er Pleiten
und darf für seinen neuen Heimatort
noch nicht mal an den Start. Drum: Demission.

______________

Hintergründe zum Kalender.
Über Kommentare zu den Sportler*innen und ihren Sportarten würde ich mich freuen. Sie bleiben aber zunächst verborgen. Spannung und so.

Wer Probleme hat, überhaupt zu kommentieren (ja, das passiert gelegentlich), ist herzlich eingeladen, mir seinen oder ihren Kommentar per Mail an blog at heinzkamke.de oder auch per Twitter-DM zu schicken. 

26 Gedanken zu „fünfzehn/zwanzigzwanzig

  1. Ich wollte schon fast aufgeben. Disziplin und etwaigen Zeitpunkt hatte ich. Speerwurf und Mitte der 1980er Jahre. Uwe Höhn schleuderte den Speer 1984 auf 04,80 Meter, so stand es auf der Anzeige. Man müsste einfach nur 100 m drauf addieren. Danach wurde der Speer verändert, der Schwerpunkt veränderte die Flugkurve, so dass neue Weltrekorde galten.

    Jetzt kommt Tom Petranoff ins Spiel. Der behauptete doch tatsächlich Weltrekord geworfen zu haben, war aber eben doch nur der zweitweiteste. Merke, schon damals wurden in den USA einfach mal Siege und Rekorde „behauptet“ obwohl die Zahlen etwas anderes sagen.

    Petranoff wanderte dann 1989 nach Südafrika aus.

  2. Habe ja jetzt ein paar Tage nur passiv-sporadisch mitgemacht (mit wechselndem, nicht dokumentiertem Erfolg), jetzt mal wieder ein paar Worte:

    Land war schnell klar: es geht irgendwie um Südafrika, eine Sportart, in der wechselnde Schwerpunkte zu neuen Weltrekorden führen können und Hohn eine Rolle spielt, ganz klar Speerwurf. der weg führte schnell zu Tom Petranoff, in den USA geboren, in den frühen 80ern ziemlich erfolgreich, dann nach Südafrika gewechselt, was ihn erstmal aus der internationalen Wettkampfszene nahm. Seinen Weltrekord verlor er an Uwe Hohn aus GDR. Die Geschichte, dass er 86 meinte, er habe Weltrekord mit dem neuen, anders gewichteten Speer geworfen, obwohl Klaus Tafelmeier (kein Hohn) weiter kam, verstehe ich nicht.

  3. Gibt so Tage, da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Die Hinweise sind eigentlich überdeutlich. Die Sportart hätte der Herr Kamke auch direkt reinschreiben können (Schwerpunkt verlagert –> Speer). Wer aber zu der Zeit aktiv war? Keine Ahnung. Wenn man jetzt die anderen Hinweise (Apartheit, zweiter der alten Bestenliste, kein Hohn) richtig umgesetzt hätte, dann wäre man recht schnell bei Herrn Tom Petranoff, seines Zeichens von den USA nach Südafrika gewechselt, gelandet. Wenn man aber, wie ich, schon wieder auf die deutsch-deutschen Geschichte fixiert ist, dann sucht man sich einen Wolf, weil eben keiner der Athleten so recht passen will.

  4. Speerwerfen war mein erster Gedanke. Der Zweite war dann Südafrika. Und jemand, der nicht raus aus dem Land, sondern rein in das Land das unter Apartheid litt, wollte.
    Da war der Name Tom Petranoff, gebürtiger US Amerikaner schnell gefunden. Und auch der Rest scheint mehr als zu stimmen.
    Also werfe ich heute mal den Speer und sage: Tom Petranoff. Der in der 80/90ern einer der weltbesten Speerwerfer war. Solange es nicht um Olympiagold ging.
    Auch heute:
    Danke Kamke

  5. Lässt sich erschliessen, Speerwurf, zweitbeste Weite hinter Uwe Hohn, ins Apartheid-Südafrika gewechselt und stetig bei Olympia unter seinen Möglichkeiten: Tom Petranoff

  6. Tom Petranoff.

    Beim Nachlesen kamen Erinnerungen an die “Länderkämpfe” DDR-USA hoch.
    Wird kein extrem sauberer Sport gewesen sein, aber herrlich war’s.

  7. Es war mal ein Mann aus Aurora,
    der gern dicke Bretter tat bohren.
    Apartheid – egal,
    das war seine Wahl:
    Kapstadt! Dort hat er – verloren.

    Den guten Tom Petranoff hatte ich gar nicht mehr im Gedächtnis, obwohl ich die Leichtathletik-WM 83 ziemlich ausführlich verfolgt habe (Gedächtnisbild: Patriz Ilg jubelnd auf der Tartanbahn knieend, nachdem er Henry Marsh im Endspurt distanziert hatte…) Aber Speerwerfen (anderer Schwerpunkt…), Südafrika (Apartheit), Weltrekord (fast) machen das googeln zu einfach. Und wer könnte der Google-Verführung widerstehen, wenn nicht mal Oscar Wilde das schafft?
    Dabei liest sich die Vita von Petranoff gar nicht so unsympathisch: erfolgreicher Betreuer des Paralympic-Teams, Entwickler eines Speers, mit dem man auch unter schlechteren Bedingungen trainieren kann (aus seinen Erfahrungen mit der sozialen Umgebung Südafrikas), ein Teil des Umsatzes seiner Firma geht in den Behindertensport… Das lässt Zeile 4 ggflls. zu unfreundlich wirken.

  8. Werter Herr Kamke,

    hab heute wie der Ochs vorm Tafel(meier)-Berg gestanden. Speerwurf als Disziplin war klar. Und dann habe ich mich auf die Suche nach südafrikanischen Speerwerfern gemacht. Und da brauchte ich dann mehrere Anläufe. Tom Petranoff ist der gesuchte Sportler. Von dessen Geschichte wusste ich bislang auch nicht. Hab mich lieber über Seppo Räty oder Steve Backley gefreut.

  9. Welch Hohn: Gestern noch schreibt der Hausherr, es sei keine reine Google-Schalcht (was mich in diesem Jahr auch sehr erfreut) – und heute dieses Rätsel…

    Die Geschichte kannte ich nicht – trotz 1984! Muss wohl bei den nächtlichen Übertragungen – das erste Mal durfte ich in meinem Schlafzimmer den Fernseher aus dem Keller aufstellen – doch mal geschlafen haben…

    Der neue Schwerpunkt brachte mich immerhin auf den Speerwurf, der Hohnsche Weltrekord zeigte mir, dass ich auf der richtigen Spur bin – und freundlicherweise hat Wikipedia dann Tom Petranoff verlinkt, den es nach Südafrika zog…

  10. Erneut eine Person von der ich noch nie gehört habe, aber über die Apartheid Südafrikas war sie schnell zu googlen. Das ist Zola Budd.

  11. Den neuen Schwerpunkt gab es im Speerwurf. Das war mein entscheidender Hinweis. Der Rest der Recherche ergibt Tom Petranoff. Interessante Karriere, vor allem auch nach der sportlichen Karriere.

  12. Geht um Speerwurf, das war ja ersichtlich. Uwe Hohn grüßt von jenseits der 100-Meter-Marke … Dann geht´s auch noch um Südafrika (und einen erstaunlichen Wechsel dorthin). Auch das war ziemlich klar, dazu geht´s um einen unangepassten Typen, der ebenso Streit wie das Weite sucht. Den konnte ich dann dank der vielen Hinweise sehr einfach ergooglen. Eine weitere wirklich interessante Geschichte, von der ich nicht weiß, warum ich sie noch nicht kannte: Die von US-Speerwerfer Tom Petranoff.

  13. Ich tippe auf Speerwerfen. Zumindest fällt mir keine andere Sportart ein, in der der Schwerpunkt einen Einfluss auf die Ergebnisse haben könnte. Und es gab meines Wissens einen Fabelrekord, woraufhin die Regeln verändert wurden.

    Beim gesuchten Sportler muss ich dagegen wieder passen. Ich verstehe schon nicht, ob der gesuchte Sportler vom Westen in den Osten ging oder z.B. aus einem einem Rechtsstaat nach Südafrika wechselte? Und keiner der Speerwerfer, die sehr weit werfen (oder warfen) und mir in den Sinn kommen, starteten für ein anderes Land oder waren bei Olympia eben doch erfolgreich.

  14. Heute wieder googeln (googlen?) müssen: die Sportart ist Speerwurf, der Hohn heißt mit Vornamen Uwe und schmiss den Speer mit 104,80 m einmal durchs ganze Stadion.

    Danach wurden neue Speere vorgeschrieben, mit neuem Schwerpunkt.

    Die zweitbeste Leistung mit dem alten Speer (und die inoffiziell erste mit dem Neuen) erzielte Tom Petranoff, der als US-Athlet Ende der 80er nach Südafrika auswanderte. Stichwort Apartheid.

    Interessante Story und ein typischer Kamke: an die ersten erinnern sich alle, an die Zweitbesten fast keiner.

    Trotz Leichtathletikaffinität war.mir der Name kein Begriff (mehr)

  15. Nun, Speerwurf (neuer Schwerpunkt und Hohn) und Südafrika (Apartheid) liegen auf der Hand. Aber für den Namen, nie von ihm gehört, braucht es Hilfe: Tom Petranoff

  16. Von dem hatte ich tatsächlich schon Gehör und mich dunkel dran erinnert… südafrikanischer Speerwerfer. Sport und Politik trennen und so…
    den Namen musste ich dann aber per DuckDuckGo finden.
    -> Tom Petranoff ist gesucht

  17. Klingt nach einem Wechsel von West nach Ost…

    Sportart, erkenne ich nicht…
    Vielleicht was, wo der Wind einen Weltrekord “ungültig” machte?

    Ach, heute weiß ich es nicht…

  18. Speerwurf war heute dank Schwerpunkt und Hohn nicht schwer. Wer sich jedoch hinter dem Nationenwechsler – gar ins Apartheid-Südafrika? – verbarg, verbarg sich auch in meinem Gedächtnis: Tom Petranoff – musste Wikipedia helfen.

  19. Das ist sehr ähnlich wie gestern. Ohne Hilfe vermute ich einen südafrikanischen Speerwerfer aus den 80ern, als die Änderung am Gerät stattfand. Mit Hilfe lerne ich, dass er den TurboJav erfunden hat. Und bei seinem Weltrekord bei den World Games denke ich natürlich an den Oktathlon aus Gewichtheben, Slalom, Baumstamm rollen, Klippenspringen, Baumstammwerfen, Bullenreiten, Fässerspringen, Sumoringen. (Speerwurf war Summer Games 2.)

  20. In den “Hintergrund” zum diesjährigen Adventskalender schrieb ich Folgendes: “Und so behaupte ich einfach mal, dass ein großer Teil der erfahrungsgemäß hoch kompetenten Ratefüchs*innen hier die gesuchten Personen hinter geschätzten 20 Türchen kennt und dem Grunde nach suchmaschinenlos herausfinden kann.”

    Und ich gebe zu, dass ich den heutigen Sportler ganz eindeutig in die Gruppe der 20 namentlich bekannten eingeordnet hatte. Die Rückmeldungen sprechen eine deutliche Sprache: Da lag ich falsch.

    Kurz zum Text, verbunden mit dem Hinweis, dass hier in den nächsten Tagen alles noch ein bisschen kürzer werden könnte. Die Lohnarbeit nimmt gerade viel Zeit in Anspruch.

    Erstes Quartett, klar, es gab viele, die in die andere Richtung die Nationalität wechselten, weil sie sonst nicht hätten starten dürfen. Eine der bekannteren, die wir vor Jahren schon einmal hier hatten hat @Mahqz in seinem Kommentar genannt. Boykott gegen ein Land, quasi, was dann schon mal ein recht deutliches Indiz ist, wohin wir schauen. Insofern kann ich es niemandem verdenken, der den in Zeile vier zugespitzt formulierten Gedanken hatte. Wieso begeht der Kerl so eine Dummheit? Also in ein sportlich boykottiertes Land zu wechseln.

    Der Grund lag irgendwo zwischen idealistisch und naiv, im zweiten Quartett klingt es an: Er fand, dass man Sport und Politik nicht vermischen solle und nahm daher anscheinend recht bedenkenlos an einer Wettkampftour (schlecht gewählte Startverpflichtung) nach, genau, Südafrika teil, was spätestens in Zeile 7 und 8 mit dem kaum verhohlenen Apartheid-Bezug klar wird. In meinem Kopf singt jemand “I … ain’t gonna play Sun City”. Als Teilnehmer an Wettkämpfen in Südafrika durfte man hernach in weiten Teilen der Welt nicht mehr starten, mit der Konsequenz, dass unser Mann das in irgendeiner kruden Form beste daraus machte, indem er vor Ort blieb und nur noch dort Wettkämpfe bestritt. Um dann relativ bald die Staatsangehörigkeit anzunehmen.

    Er hatte einige Jahre zuvor die zweitbeste Leistung aller Zeiten aufgestellt, und ich verwende die häufig kritisierte Formulierung “aller Zeiten” sehr bewusst und mit nennenswerter Überzeugung, weil das Sportgerät in seiner damaligen Form kurz darauf abgeschafft wurde. (Ja, natürlich könnte man es wieder einführen etc. etc.). Es änderte sich, genau, der Schwerpunkt. Mit dem neuen Speer (!) stellte er nach eigenen Angaben einen Weltrekord auf, der aber nicht in den offiziellen Listen geführt wird.

    Wenn ich die verfügbaren Informationen recht geordnet habe, warf er bei einem recht frühen Bewerb mit dem neuen Speer, im Juli 1986 in Helsinki, eine Bestweite, die zum Beispiel in der Los Angeles Times als “world-best mark”, nicht aber als Weltrekord bezeichnet wurde. Irgendwo las ich von einer Übereinkunft, dass erst am Ende jenes Jahres (1986) wieder ein offizieller Weltrekord geführt werden sollte, gehalten dann also vom Weltjahresbesten. Und der war eben, dank eines Wurfes im September, Klaus Tafelmeier aus Singen, wie mein Vater früher häufig betonte. Was unseren Mann nicht davon abhielt, sich selbst als den einzigen Menschen zu bezeichnen, der sowohl mit dem alten als auch mit dem neuen Speer Weltrekord geworfen hatte. Den alten hatte ihn, viele hatten es gesehen, Uwe Hohn abgenommen, bis heute (noch) der einzige Mensch, der über 100 Meter warf.
    Zurück zu Tom Petranoff. Der olympisch kein glückliches Händchen hatte. 80 nicht qualifiziert, was nach dem Boykott egal war, 84 als Favorit auf Platz 10 gelandet, 88 in der Quali ausgeschieden und 92 trotz neuer Staatsbürgerschaft ausgebootet. Kurz darauf beendete er die Karriere.

    Und ja, gerne greife ich den Kommentar von @JP auf, dass er als Typ nicht so doof ist wie im ersten Quartett angedeutet. Sein paralympisches Engagement gefällt mir, das Projekt mit dem TurboJav war nicht schlecht, und überhaupt.

    Vielen Dank, wie immer, schönen Abend, und ich schau mal, ob ich für morgen noch was hinter dem Türchen verstecken kann. Oder jemanden.

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