Gebhart gefällt.

Das hat doch ganz gut geklappt gestern: 2-1 in Bochum, was will man mehr? Ok, man könnte sich noch ein paar Punktverluste bei der Konkurrenz wünschen. Ach so, das hat ja auch geklappt.

Mit Konkurrenz meine ich natürlich primär Hoffenheim, und wohl auch Schalke (Nachtrag: da hab ich doch glatt Leverkusen vergessen), die uns allerdings den Gefallen nicht getan haben. Wenn jedoch Hertha und die Bayern die gestrige Leistung konservieren, dürften sie ebenfalls noch Konkurrenz für den VfB werden. Könnte ich mich mit anfreunden.

Zum Spiel an sich und der späten Entscheidung habe ich nicht allzu viel zu sagen. Zu sicher war ich mir während der gesamten Dauer – Minute 85 bis 88 einmal ausgenommen, da kam dann doch etwas Nervosität auf -, dass der VfB den Platz als Sieger verlassen würde, um hier und jetzt auf Spannung, Zittern und Erlösung zu machen. Sicher, die nackten Zahlen sprechen eine andere Sprache, und Dabrowskis Chancen in Halbzeit zwei hätten mich durchaus vom hohen Ross herunter holen können; dennoch, es gibt einfach diese Tage, an denen man weiß zu wissen glaubt, dass alles gut gehen muss, und an denen das dann auch zutrifft.

Lehmanns Patzer ließ mich daher auch recht kalt – zumal so etwas wohl das ewige Leid der Torhüter ist, die im illustren Kreis der Nationalmannschaft gehandelt werden (von wem auch immer). Wir werden ihn also ein weiteres Jahr im Neckarstadion für starke Paraden bewundern, sein Stellungsspiel und seine Professionalität preisen, einige wenige dicke Patzer belächeln oder verfluchen, über sein Verhalten gegenüber Spielern, Schiedsrichtern und Fans den Kopf schütteln, und uns doch immer wieder überraschen lassen – so wie gestern, als dem Gegentreffer eine Fehlentscheidung des Schiedsrichters vorausging, die er erstaunlich souverän abtat:  “Dass das Tor nach einer unberechtigten Ecke fiel ist ärgerlich, aber der Schiedsrichter konnte das Handspiel zuvor nicht sehen, da ihm zwei Spieler im Weg standen.” Ich freu mich drauf, ungeachtet früherer Hinweise, dass ich ihm nicht allzu viele Tränen nachweinen würde.

Die zwei positivsten Erscheinungen im gestrigen Spiel waren für mich Martin Lanig und Timo Gebhart. Lanig machte sehr deutlich, dass er, wie schon verschiedentlich angeklungen, eben kein Spieler für die Außenbahn ist, sondern einer für die Zentrale. Natürlich spielt er ganz anders als Khedira, an dessen Potenzial er wohl kaum heranreicht, und sicherlich haben die Bochumer die Stuttgarter Doppelsechs nicht über die Maßen gefordert; gerade in der Vorwärtsbewegung zeigte er jedoch einige schöne Aktionen, die ich ihm in dieser Zielstrebigkeit nicht zugetraut hatte. Dass er zudem, seiner Frisur zum Trotz, sehr kopfballstark ist, hatte er schon verschiedentlich unter Beweis gestellt; gestern war diese Kopfballstärke dank seiner beiden Vorlagen letztlich spielentscheidend.

Timo Gebhart verlor zwar auch in Bochum wieder den einen oder anderen Ball in vermeintlich unnötigen Dribblings. Gerade diese teilweise überraschenden Einzelaktionen sind es aber, die dem VfB ein Element und eine Qualität verleihen, die in den vergangenen Jahren oftmals schmerzlich vermisst wurden. Vielversprechende Dribblings in hohem Tempo bringen in der Bundesliga nur sehr wenige Spieler zustande, und auch wenn ich jetzt nicht schreiben will, an wen mich seine Aktionen erinnert haben, kann ich doch sagen, dass er in meiner Wertschätzung in den letzten Wochen enorm gestiegen ist. Ganz besonders habe ich mich zudem über seine beiden schnell ausgeführten Freistöße in der zweiten Halbzeit gefreut, auch wenn die anschließenden Aktionen von Gomez und Magnin nicht zum Ziel führten. Der junge Mann legte eine Gedanken- und Handlungsschnelligkeit an den Tag, die dem mitunter zu statischen Offensivspiel unserer Mannschaft nur gut tun kann. Natürlich lässt sich im Nachhinein darüber streiten, ob eine Freistoßsituation in zentraler Position und guter Distanz mit Ruhe und Bedacht besser gelöst werden könnte; der Gedanke, Hitzlsperger bei einem weiteren Schlenzversuch zusehen zu müssen, der in der Mauer sein jähes Ende gefunden hätte, lässt diese Zweifel jedoch rasch verblassen.

Alles in allem bleibt ein in der Enstehung zwar glücklicher, vom Spielverlauf her jedoch klar verdienter Sieg (Chapeau für Marcel Maltritz’ Interview direkt nach dem Spiel!), der dafür gesorgt hat, dass der VfB es nun erstmals selbst in der Hand hat, den Platz im internationalen Geschäft zu sichern. Zu diesem Zweck wäre ein Erfolg gegen den HSV am Ostersonntag ganz hilfreich. Ich selbst werde leider nicht im Stadion sein können; dafür kam in der vergangenen Woche die Karte für das Saisonfinale in München, und meine Hoffnung, dass es dort etwas zu feiern gibt, ist am Wochenende zumindest nicht kleiner geworden.

0 Gedanken zu „Gebhart gefällt.

  1. @probek
    Dir ist aber schon die Uneindeutigkeit Deines Kommentars bewusst, die nun eine süffisante Antwort unsererseits sehr einfach machen würde, oder? 😉

    @heinz
    Wie üblich sehr schöne Analyse. Mir ging es übrigens auch so, dass ich bis auf die Phase kurz vor Schluss nie daran gezweifelt habe, dass das gut für uns ausgehen würde. Selbst als ich direkt nach dem Rückstand fiese SMS von einem befreundeten Bochum und Bayern-Fan (zu dem Zeitpunkt ja noch 1:1) bekam, hab ich das noch recht lässig hingenommen.

    Schön auch, dass Du Dich allmählich mit Lanig anfreunden kannst. Die Frage ist halt tatsächlich, wie und wo er bei unserem Mittelfeldpersonal am besten eingesetzt werden kann.
    Gebhart hat in der Tat auch einen ziemlich guten Eindruck hinterlassen und da bin ich dann auch gespannt, wie er sich weiter entwickeln wird. Ob es zu Hleb reicht -und den meintest Du vermutlich =)-, das wird die Zukunft zeigen…

  2. (note to self: nicht mehr auf Blogs kommentieren, die das Editieren der Kommentare nicht erlauben, da ich für die im mir wohnende Rechtschreibkorinthe zu schnell und nachlässig auf “Kommentar senden” klicke)

  3. @probek, @hirngabel:
    freut mich, dass Ihr miteinander träumt 😉

    @hirngabel:
    in diesem Fall meinte ich tatsächlich nicht Hleb (auch wenn das hier wohl nahe lag), sondern einen Nicht-Stuttgarter.

    (note to self: probeks letzten Kommentar löschen, damit er seine Selbstnotiz weder wiederfindet noch -vor allem- in die Tat umsetzt. Zudem nochmals prüfen, ob wordpress.com nicht doch eine Lösung zur Kommentarbearbeitung bzw. zumindest einen Preview anbietet. Andernfalls wieder mal über eigene WordPress-Installation nachdenken.)

  4. @Probek
    Gut, dann verweise ich einfach mal auf die Ergebnisse dieses Spieltags. =)

    @heinz
    Naja, Timo Gebharts Spiel weist doch nun wirklich keine Ähnlichkeiten zu Gerrard auf, oder? ^^

  5. By the way:
    Der kicker scheint sich sicher zu sein, dass Babbel bleiben wird und es als Teilzeit-Teamchef in der kommenden Saison probieren wird.

    Schauen wir mal ob das besser funktioniert als in dieser Saison bei den diversen Zweitligisten, die das gleiche versucht haben.

    Aber vermutlich hat Widmayer sich mannschaftsintern ohnehin schon ein sehr positives Profil erworben.

    1. die StZ (und vermutlich einige andere) hat’s mittlerweile bestätigt. Mo-Mi ist er weg, und im Fall der Europapokalqualifikation dürfte er jeweils früher zur Mannschaft. Klingt vernünftig, wie auch der Kommentar der StZ.

      1. Schön, dann ist diese Baustelle auch schon mal abgehandelt und wir brauchen uns nicht mal wieder auf eine lange Suche einstellen.
        Gerade im Sinne einer durchdachten Kaderzusammenstellung für die kommende Saison ist das schon mal extremst wichtig.
        Und diesbezüglich bin ich auch schon sehr gespannt, wie Babbel da vorgehen wird (also welche Leute er mit Hotte holt).

        Ansonsten klingt der Kompromiss tatsächlich ganz gut – vor allem mit der Ausnahmeregelung für die englischen Wochen. Schön, dass der DFB da einiges an Flexibilität zeigt.

        Ohnehin bin ich ja der Meinung, dass eine andere Personalie noch viel existenzieller für den VfB ist: Nämlich wer wird Nachfolger von Adrion und führt die großartige Nachwuchsarbeit weiter?

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