Bei “Du gehst niemals allein” hat sich nolookpass kürzlich ein paar Gedanken zur Twitternutzung in der Bundesliga gemacht. Zwar scheint er bei ein paar Gedanken zur Hert(h)a ein wenig voreilig gewesen zu sein; dass der Umgang der Vereine mit dem Medium noch etwas, wie soll ich sagen, hüftsteif ist, kann indes niemand ernsthaft bestreiten – was, wie in dem Artikel ebenfalls festgestellt und mit einer schönen Liste dokumentiert wird, zu einer Reihe von Fake Accounts geführt hat.
So stellt sich die Frage, was passiert, wenn die Vereine in ihrer grenzenlosen Weisheit sich dereinst ernsthaft mit Twitter auseinandersetzen und es nicht nur als Linkschleudern nutzen. Aus diesem Kommentar von Robert Burkhardt, Presse- und Internetverantwortlicher bei der Hertha, und nolookpass’ verlinkter Liste von sportswire.de wird schon einmal deutlich, dass die meisten Vereine in punkto Logonutzung recht restriktiv vorgehen, wenngleich man für die private Nutzung und -einmal explizit genannt- bei Avataren in der Regel nachsichtig sei.
Wie gesagt: viele Vereine haben klare Regeln bzgl. der Logonutzung, und ob die Nachsicht bei der Avatarnutzung letztlich über Onlineforen hinaus auch für Twitter gilt, wo die Vereine vermutlich mittelfristig die Kommunikationsherrschaft über ihren Club ( ihre AG) haben wollen, bleibt abzuwarten. Analog dazu schließe ich nicht aus, dass die Vereine auch bei den Twitternamen irgendwann einzugreifen versuchen. Derzeit kann, wem sage ich das, nur schwer nachvollzogen werden, ob -ein willkürlich gewähltes Beispiel- der Nutzer @1FCNuernberg tatsächlich aus der Pressetelle des Clubs twittert, oder ob er irgendein Fan ist. Die Vereine werden diesen Zustand, daran habe ich wenig Zweifel, zeitnah ändern wollen.
So bin ich auch gespannt, ob der geschätzte @vfbstuttgart, der regelmäßig den VfB-Fanpod erstellt, irgendwann diesbezüglich vom “echten” VfB angesprochen wird. Überraschen würde es mich nicht.
Vielleicht hält man ihm auch zugute, dass
- er in seinem Twitterprofil deutlich macht, wer er ist
- er zumindest das Wappen nicht verwendet
- seine Twitteraktivitäten denen des VfB weit voraus sind
und lässt ihn unbehelligt.
Ob der VfB übrigens selbst twittert, kann ich nicht sagen. Es gibt einen Account @vfb_stuttgart, der zum VfB verlinkt und dessen bis dato einziger Tweet im Link zu einer Twittersuche nach dem VfB besteht. Eine heute getwitterte Anfrage, ob man mehr erwarten dürfe und ob der Account echt sei, hat bisher keine Reaktion hervor gerufen (angesichts von nur 4 “following”-Nutzern, von denen ich einer bin, dürfte mein Tweet nicht im Stream untergehen).
Mal schauen, ob da was kommt.
Kurze Stellungnahme: Ich finde es schade, dass der VfB sich eigentlich gar nicht auf Fans stützt, die im Netz solche Themen angehen. Mein Ziel mit dem Twitter-Account @vfbstuttgart ist eigentlich aktiv, kritisch und doch emotional über den VfB zu zwitschern. Und andere Fans auf aktuelles rund um den VfB aufmerksam zu machen. Besonders spannend war das während des Trainerwechsels. Der VfB könnte, wenn er Fans wie mich oder den Autor hier oder andere web-affine Fans einbezieht sicherlich relativ einfach und effektiv die Mittel des Web2.0 für sich nutzen. Meine Anfragen diesbezüglich wurden bisher alle ignoriert oder abgelehnt. Schade.
@Dusan:
These: die Vereine sind sich noch nicht ganz im Klaren darüber, wie sie besagte Mittel des Web2.0 gewinnbringend (und das meine ich durchaus monetär) einsetzen können.
Wenn sie in dieser Phase irgendwelche Fans einbeziehen, könnte es irgendwann (bspw. wenn das Monetarisierungskonzept gefunden ist) sein, dass sie die Geister, die sie riefen, nicht mehr loswerden.
Irre mich gerne.
@heinzkamke:
ich denke, wenn die Vereine es nicht schaffen ein Monetarisierungskonzept zu entwickeln, dass die Fans – und damit die User – einbezieht, dann ist das eh zum scheitern verurteilt. Über kurz oder lang jedenfalls. Das Web2.0 zu monetarisieren fällt nicht nur Vereinen schwer: http://netzwertig.com/2008/12/18/werbung-das-komplexitaetsproblem-von-social-media-marketing/
@Dusan:
Da bin ich bei Dir.
Die Frage ist: (inwieweit) sind es die Vereine auch?
[Vielleicht tun wir ihnen ja auch unrecht und sie wollen gar nicht monetarisieren, wissen aber dennoch nicht, wie sie damit umgehen sollen.]
Das Problem mit der Monetarisierung des Social Webs ist tatsächlich ein grundsätzliches. Bisher gibt es doch (aus meiner Laiensicht heraus betrachtet) keinen einzigen Ansatz aus Marketingsicht, der flächendeckend das “Social Web” wirklich abschöpfen kann.
Daher kann es aus meiner Sicht eigentlich ausschließlich einen Dienstleistungsansatz geben, den man bei der “Beackerung” dieses Teil des Netzes verfolgt. Und wenn man einen solchen Ansatz verfolgt, dann sollte man schnell auf den Trichter kommen, dass es eigentlich nur von Vorteil sein kann, die Fans (wie auch immer geartet) einzubinden, um so die Streuung einerseits und die Bindung andererseits zu erhöhen.
Das hat zwar keine klaren Monetarisierungseffekte, aber erzielt dennoch eine indirekte Wertschöpfungsstufe – zumindest wenn man dem Motto folgt, emotional stärker involvierte Kunden/Fans, sind kauffreudigere Kunden/Fans.
Hmm, macht dieses Blabla irgendeinen Sinn? Ich hoffe schon…
@hirngabel:
Ich denke schon, dass “dieses Blabla” Sinn macht. 😉
Seine Umsetzung setzt voraus, dass die Vereine den von mir oben verwendeten Begriff “gewinnbringend” eben nicht, wie ich befürchtete, nur monetär interpretieren (v.a. kurzfristig) – aber selbst dann stellt sich noch die Frage nach der Kommunikationsherrschaft..