Gelbe Stutzen.

Das Verhältnis zwischen Fußballfans und der Polizei ist bekanntlich nicht immer frei von Irritationen. Die einen bezichtigen die anderen der Brutalität, die anderen die einen der Provokation – wer die einen und wer die anderen sind, ist dabei nicht eindeutig festgelegt. Dabei handelt es sich um ein sehr komplexes Thema, in dessen zahlreiche Aspekte ich viel zu wenig Einblick habe, um mich fundiert äußern zu können.

Gestern allerdings war die Provokation zu offensichtlich, um sie unkommentiert zu lassen: die berittene Stuttgarter Polizei hatte gelbe Stutzen angezogen. Am Tag des Dortmund-Spiels.

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Symbolbild: hue-hott.de

Glücklicherweise nutzte den Gästen auch diese ungewöhnliche Unterstützung nicht viel, und die VfB-Anhänger sahen angesichts des 2:1-Sieges keinen Anlass, auf die Provokation einzugehen.

Etwas ernsthafter zum Spiel: der VfB hat gegen den BVB verdient gewonnen, hat zumindest mich aber unnötig viele Nerven gekostet. In der ersten Hälfte waren die Stuttgarter zwar die klar bessere und auch torgefährlichere Mannschaft; gleichwohl muss man wohl von einer glücklichen Fügung sprechen, dass immer dann, wenn die Dortmunder hätten gefährlich werden können, der Ball bei Florian Kringe war. Egal ob er per Kopf oder Fuß den Abschluss suchte, oder ob er zum vermeintlich letzten Pass ansetzte: das Ergebnis war stets eher kläglich, sodass die Freiheiten, die die Stuttgarter Abwehr den Gästen gestattete, nicht ins Gewicht fielen.

Der VfB hatte seinerseits ein paar klare Gelegenheiten (Hitzlsperger!), traf aber auch nur einmal. Elsons zweiter Treffer innerhab einer Woche war der Höhepunkt einer ungewöhnlichen Häufung guter Standards. Vielleicht liegt es doch daran, dass der Ausführende mittlerweile wieder gelegentlich vor der Ausführung die Hand hebt, wie weiland Hleb und Heldt.

Die Dortmunder Angriffsbemühungen der zweiten Hälfte waren zwar nur bedingt geeignet, den gemeinen VfB-Anhänger in allzu große Sorge zu versetzen; angesichts der zahlreichen Gegentore, die in den vergangenen Wochen und Monaten aus nichts entstanden waren, taugte der Verlauf indes auch nicht zur Beruhigung. Zurecht: natürlich fiel der Gegentreffer, natürlich war es wieder einmal Hajnal, der gegen den VfB entscheidenden Anteil an einem Treffer hatte, und leider sah der starke Georg Niedermeier dabei nicht ganz glücklich aus.

Nun könnte man relativ leicht sagen, dass dann halt wieder der Herr Gomez den Unterschied gemacht hat. Stimmt natürlich auch. Gleichwohl: das 2:1 war ein perfekt vorgetragener Angriff – möglicherweise der beste der gesamten Saison -, an dem im Übrigen auch die von den Fans erneut sehr kritisch beurteilten Simak und Hilbert beteiligt waren. Dass Gomez ihn letztlich perfekt vollendet hat, steht außer Frage.

Bitter dann der Rest der Partie: ein gutes halbes Dutzend bester Kontergelegenheiten vergaben die Stuttgarter teilweise so kläglich, dass sie nicht einmal zum Abschluss kamen, sondern jeweils den Dortmundern die Gelegenheit zum Gegenangriff eröffneten. Paradebeispiel auch hier wieder Roberto Hilbert, der unglaubliche Bälle erlief und unermüdlich in die Nähe des Dortmunder Tores schleppte, um dann aber nicht die Konzentration für ein sauberes Abspiel aufzubringen. Er war jedoch bei weitem nicht der einzige: Hitzlsperger, Osorio, Cacau, um nur einige zu nennen, spielten ähnliche Fehlpässe, auch Gomez, der zudem in der einen oder anderen Situation rascher hätte abschließen müssen.

Wie auch immer: es reichte. Auch dank einer kompromisslosen Defensivleistung, in der für mich der souveräne Tasci und der hochmotivierte Träsch herausragten. Thomas Hitzlsperger machte zudem den Eindruck, sich einen Kommentar von Tobi K. zu Herzen genommen zu haben: von Beginn an bewarb er sich um eine gelbe Karte, und relativ rasch konnte er Vollzug melden. Zwar bin ich gewiss kein Verfechter rohen Spiels; der VfB, und nicht zuletzt sein Kapitän, machte aber gegen Dortmund deutlich, dass er das Spiel gewinnen wollte.

Was er dann ja auch tat. Und damit eine Tabellensituation ermöglichte, die viele Spekulationen zulässt, aus denen ich mich heute raushalte.

0 Gedanken zu „Gelbe Stutzen.

  1. Hallo Heinz,

    einmal mehr ein sehr schöner Bericht.

    Leider hab ich dieses Wochenende nur die Zusammenfassung gesehen. Bei VfB.tv ist die Qualität leider zu schlecht um sich diese 90 Minuten anzutun.

    Ausgerechnet in diesem Spiel zeigt zumindest unser Käptn, das von mir geforderte Engagement!^^

    Die aktuelle Tabellensituation lässt allerdings reichlich Raum für Spekulationen.

    Drei Punkte Rückstand auf Rang 2 – zwei Punkte Vorsprung auf Rang 8. Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Kurios auch die Konstellation mit Bayern und der TSG: Punkt- und Torgleich auf Platz 2

    So sehr ich es mir auch wünsche, einen internationalen Wettbewerb zu erreichen wird dieses Jahr verdammt schwer. Da müsste Herr Babbel die schon jetzt beeindruckende Serie, noch erweitern.

  2. @Tobi:
    Nach wie vor bin ich ganz Deiner Meinung, was den internationalen Platz anbelangt.

    Irgendwann werde ich dazu auch mal ausführlicher spekulieren 😉

  3. Natürlich wird das schwer werden mit dem internationalen Geschäft (ist es ja immer), aber ich denke wir haben mittlerweile definitiv eine realistische Chance.

    Positiv ist beispielsweise, dass wir gleich drei direkte Konkurrenten (Berlin, HSV, Wolfsburg) zu Hause empfangen werden. Wenn wir da mindestens 4 Punkte rausholen wäre das schon mal ein sehr guter Schritt.

    Und wenn wir insgesamt aus den übrigen 8 Spielen 5 Siege holen, dann könnten wir mindestens UEFA-Cup buchen. Nicht so unrealistisch, dass man gegen Frankfurt und Cottbus, sowie in Bochum, Köln und Bielefeld diese Siege holt.

    Dann hätte man 58 Punkte und wäre, basierend auf den letzten 12 Saisons, definitiv mindestens im UEFA-Cup.
    Allerdings erwarte ich diese Saison ohnehin einen Ausgang ähnlich wie 2001 (also Meister knapp über 60, Platz 5 Mitte 50er).

    Aber das nur mal so als kleine Spielerei in den Raum geworfen. (und um heinz zur ausführlicheren Spekulation zu provozieren)

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