Wieso denn dann nicht Niedermeier?

“Von der ersten Minute an zeigte er sich engagiert, forderte den Ball, beschwerte sich, wenn er ihn nicht bekam, und so kam es nicht einmal unerwartet, dass gerade er derjenige war, der bereits mit seinem dritten oder vierten Ballkontakt und feinem Füßchen Cacau in Szene setzte und so einen Treffer für den VfB einleitete.”

Hätte man sich durchaus vorstellen können, so einen Text, oder auch so einen TV-Kommentar, über den Stuttgarter Debütanten Raphael Holzhauser. Zum einen, weil er den Tatsachen entsprochen hätte, zum anderen, weil eine solche Kommentierung wohl impliziert hätte, dass es noch um etwas gegangen wäre.

Tat es aber nicht. Das Spiel war längst zu Schalker Gunsten entschieden. Und so redete kaum jemand über den jungen Mann. Was vielleicht auch ganz gut ist, sonst würden nicht nur wir unentwegten Nachwuchsforderer, die wir ohnehin jeden seiner Schritte von der Einwechslung bis zum Schlusspfiff mit Argusaugen verfolgten und sehr zufrieden waren, sondern gleich wieder halb Fußballdeutschland und vor allem ganz Fußballösterreich Wunderdinge von ihm erwarten. Also belassen wir es unsererseits bei einem knappen Lob, wohl wissend, dass es nun wahrlich keine allzu große Kunst war, angesichts der Leistungen der Kollegen positiv aufzufallen.

Schön, dass sich der Trainer dem Niveau anpasste und sich nicht entblödete, in Beantwortung der Frage, woran es gelegen habe, auf die offensichtlichste, aber auch billigste aller Antworten hinzuweisen: an den Standards. Da kann die eigene Unfähigkeit, den Ball strukturiert und nach Möglichkeit gar gefährlich nach vorne zu tragen, gerne mal außen vor bleiben, oder die noch eigenere Unfähigkeit, in so einem Spiel den richtigen Impuls von außen zu setzen.

Leider, nein: zum Glück steigt die Torgefahr nicht proportional zur Anzahl der Stürmer, die sich auf dem Platz tummeln. Ganz abgesehen davon, dass weder Cacau noch Pogrebnyak noch Schieber noch Okazaki per se furchteinflößend auf die gegnerische Abwehr wirken, hülfe es möglicherweise, wenn man auch noch jemanden auf dem Feld hätte, der den Ball in Tornähe bringen kann. Zumal dann, wenn mit Tamas Hajnal derjenige, der vor dem Spiel dazu auserkoren worden war, diesem Anspruch ganz offensichtlich nicht gerecht werden konnte. Anstatt nach einer desillusionierenden Leistung (Oder darf man das nicht sagen, wenn man aus Sicht des Trainers im Grunde mehr vom Spiel hatte?) den einzigen auf der Bank verbliebenen Offensivspieler zu bringen, der Ideen hat und sie über kurz oder lang auch umsetzen kann, setzt man nach einer Stunde auf die Brechstange, ohne aber jemanden zu haben, der sie zum Einsatz bringen kann? Da wäre es ja noch kreativer gewesen, wiederum Niedermeier in die Spitze zu stellen und Langholz zu fahren.

Ach, lassen wir’s. Und freuen uns auf Holzhausers nächsten Auftritt. Vielleicht schon bald, wenn wieder einmal mindestens sechs etablierte Spieler nicht zur Verfügung stehen, vielleicht schon am 34. Spieltag, so der Klassenerhalt bis dahin gesichert ist.

Die Haare hat er übrigens auch schön. Privileg der Jugend.

0 Gedanken zu „Wieso denn dann nicht Niedermeier?

  1. Als allererstes erwarte ich eine Entschuldigung beim Niederstrecker! So ein Tor macht keiner unseren “Stürmer”!:
    http://www.youtube.com/watch?v=xg804NtqM6A

    Ansonsten habe ich immer Geduld mit den Nicht-Einsätzen der Jongen gezeigt, aber die ist so langsam aufgebraucht. Spielerisch ist es eine Offenbarung, leider eine der schlechten Art! Schlage gegen Gladbach folgendes vor:

    Schieber
    XXX Harnik
    Holzhauser

    Für XXX kannste Dir einen aussuchen, egal wer da spielt, er passt eh nicht dahin. Vielleicht Cacau, der sich mit Schieber abwechselt… Oder der japanische Dolmetscher wegen mir!

  2. @Thor:
    Mies, ganz mies. 😉

    @Horscht:
    Wieso Entschuldigung? Ich hab doch quasi seinen Einsatz gefordert (und huldige ihm in regelmäßigen Abständen wegen des Wolfsburg-Tores).

    Mit dem japanischen Dolmetscher habe ich schon vor Jahren regelmäßig zusammen gekickt. Ist in der Tat genau seine Position, und einen starken linken Fuß hat er auch. Auf der Außenposition würde ich ihn Cacau allemal vorziehen.

  3. Ich fand Thors Kommentar ziemlich gut und gar nicht mies, Herr Kamke
    🙂

    Aber ihr habt,m wie so viele Mannschaften vor Euch, das Labbadia-Syndrom im Anmarsch.
    Am Ende waren es immer die anderen.
    Notfalls der Wind oder der Rasen.
    Aber nie der Trainer bzw. dessen taktik und Einstellungen der Spieler.
    NIE!MALS!
    Dafür hat er die Haare viel zu schön, als dass er Schuld sein könnte.
    Aber Fredi hat ja ohnehin die schönere Frisur. Viel schöner.
    Und was die Position im Sturm angeht:
    Vedad wird das schon machen.
    Den Schieber kann man jetzt dann endgültig verkaufen.
    So viel zum Thema:
    Dem Nachwuchs eine Chance.
    Dabei müsste gerade Stuttgart doch genau da drauf stehen.
    Wurde man so doch Vize- und Meister. Mit jungen, hungrigen Spielern… Aber was zerbreche ich mir euren Kopf. Habe doch selber genügend Themen in meinem Klub.
    Falls ihr es nicht wisst, mein Herz schlägt für den letzten Arbeitgeber des Problembären Brüno

  4. @Thomas:
    Ich hab im Moment kaum Argumente, um Dir zu widersprechen. Weder mit Blick auf Thor noch auf die aktuellen Erfolge des Trainers, von seinen Aussagennicht zu reden, noch auf den Nachwuchs. Noch auf den Hinweis, dass NURDERHSV (TM) selbst as eine oder andere Thema zu bieten hat …

  5. Sag ich doch.
    Ich zerbreche mir quasi den falschen Kopf. Also Verein.
    Aber da sind dennoch einige Parallelen.
    Grade auch im Umgang mit den jungen Spielern. Leider.
    Ich halte das ganze teure Einkaufen für reine Feigheit der Manager und Trainer.
    Nach dem Motto:
    Ich habe dem Bruno jetzt auch noch Ibisevic geholt.
    Wenn das nicht klappt, muss er gehen…
    Das finde ich halt Mist!
    Sorry.
    Egal ob Stuttgart oder Hamburg.
    Oder Köln oder Bremen..

  6. Ach ja, die guten alten Zeiten. In denen nur kleine, junge Fussballspieler dem VfB Meisterschaften am Fliessband bescherten. Diese Balakovs, Bordons, Meiras, Meissners, Ganeas, Soldos, Pardos und wie die jungen Dinger alle hiessen.

  7. Das ist doch der Trick. 😉
    Von den jungen Dingern sind ja nur Meira und Pardo Meister geworden, mit etwas Wohlwollen auch noch Meißner. So kann es nicht weitergehen.

  8. Wird aber leider so weitergehen, wenigstens für ne Weile! Ob Anhänger des unseres Vereins oder noch schlimmer eines anderen, die Schlaumeier, die den Jugendwahn als Lösung für alle Probleme anhimmeln vergessen halt immer eins: Die meisten dieser jungen Spieler haben nicht gespielt, weil sie jung waren, sondern weil sie gut waren:

    – Hleb, Kuranyi, Hinkel –> Alle in einem Team gespielt, dass den Bundesligisten Eintracht Frankfurt 7-1? besiegt hat. Hleb schon als Supertalent geholt.
    – Gomez –> 43 Spiele für den VfB 2, 21 Tore
    – Khedira –> Schon seit früheren Jahren als nächster Geheimtipp gehandelt

    Das sind die eindeutigsten Beispiele

  9. Horscht, wir vertreten da ganz offensichtlich eine ähnliche Position. Jugendwahn liegt mir fern, und wenn Armin Veh, wenn ich mich recht entsinne, sagte, dass man mit einer A-Jugend nicht in der Bundesliga bestehen könne (oder sprach er von der deutschen Meisterschaft?), dann gab ich ihm damals recht und habe meine Meinung nicht geändert.

    Gleichzeitig wurde der VfB vor einiger Zeit nicht müde, uns allen zu sagen, wie großartig dieser A-Jugend-Jahrgang um Holzhauser doch sei, der beste seit langer Zeit und so weiter, und dann ist man nicht gewillt, in einer “Übergangssaison”, zu deren Beginn man 9 junge Spieler mit Profiverträgen ausgestattet hat, hin und wieder etwas zu versuchen? Da kann man schon mal nachfragen oder kritisieren – wie ja auch in Deinem ersten Kommentar geschehen.

    Der Einsatz junger Spieler ist kein durchaus ein Wert an sich, aber er ist nicht per se sportlich zielführend. Ich habe kein Problem damit, dass der Verein einen 28-Jährigen verpflichtet. Aber man sollte die Jungen auch mal springen lassen, wenn sie gut sind. Oder voraussichtlich richtig gut werden.

    [Klugscheißmodus: Waren übrigens nur 6 gegen Frankfurt.]

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