Irgendwas Defätistisches …

… sollte ursprünglich hier stehen. Nur ein Satz, und es wäre wohl genug gesagt gewesen. Aber man muss sich ja auch noch was für das Pokalspiel aufbewahren.

Es war schon schön, am Samstag zu sehen, dass sich der VfB offensichtlich auf den Gegner vorbereitet, dessen Schwächen analysiert und sein Angriffsspiel daraus ausgerichtet hatte. Es war bedauerlich, und ja, ärgerlich, dass man in den ersten 25 Minuten nichts daraus machte. Und es war schwer zu ertragen, dass man nicht in der Lage war, irgendetwas zu verändern, nachdem sich der Gegner besser sortiert und auf die Stuttgarter Angriffe eingestellt hatte.

Wenn William Kvist derjenige ist, der den Ball in der zweiten Halbzeit nicht nur durch das Mittelfeld, sondern auch bis an den gegnerischen Strafraum schleppen – ja: schleppen – muss, dann läuft meines Erachtens nicht nur ein bisschen was verkehrt. Oder aber es ist gelungen, nicht nur den Gegner, sondern auch die eigenen Anhänger komplett zu überraschen. Ob es wohl der Spieler selbst vorher wusste? Oder wenn mit Timo Gebhart einer der individuell begabtesten Stuttgarter auf der rechten Außenbahn spielt, aber keinen einzigen wirklichen Offensivzweikampf führen kann – was gewiss nicht nur an Tascis verheerenden anfänglichen Versuchen lag, ihn chippend einzusetzen.

Aber ich will das jetzt nicht alles noch einmal durchgehen – zu miserabel war das Spiel von beiden Seiten, in dem Wolfsburg, betrachtet man die gesamte Partie, die etwas weniger schlechte Mannschaft und damit der verdiente Sieger war, zu ernüchternd die Erkenntnisse aus Stuttgarter Sicht, zu desillusionierend die Hilflosigkeit auf und wohl auch neben dem Platz.

Desillusionierend? Nein: es gibt Hoffnung. Immer wieder hört man ja heutzutage, der moderne Fußball bedürfe eingeübter, choreographierter Routinen, die der Mannschaft in Fleisch und Blut übergehen und die sie auch in Drucksituationen jederzeit reproduzieren kann. Als Paradebeispiel darf der lange, hohe, drucklose Ball auf Mittelstürmer Niedermeier gelten, den der VfB von verschiedenen Positionen aus gleichermaßen erfolglos einzusetzen weiß. Und im Vorbeigehen hat man auch gleich noch mit der Mär aufgeräumt, der Trainer sei nicht in der Lage, ein System, ein Konzept, eine Spielphilosophie auf den Rasen zaubern zu lassen.

Vom früheren “Hoffen auf Harnik und Hajnal” ist er zwar aus gutem Grund abgerückt – bei Harnik war der gute Grund vor allem am Samstag gegeben, bei Hajnal nicht nur -, doch in besagtem Niedermeier hat der Trainer bereits einen neuen Hoffnungs- und Konzeptträger gefunden, dessen erneute Einwechslung der sich wahrlich nicht immer auf der Höhe des Geschehens (was angesichts des nicht allzu beeindruckenden Geschehens dann doch eine gar nicht so positive Bewertung ist) befindende Kommentator Marc Hindelang treffend mit der Bemerkung kommentierte, dass Bruno Labbadia seinen Werkzeugkasten durchsucht und eine Brechstange gefunden habe.

Mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass Niedermeier kein van Buyten ist, ungeachtet seines für den Klassenerhalt in der Vorsaison kaum in Gold aufzuwiegenden magischen Moments gegen Wolfsburg, und dem großen Schönheitsfehler, dass es nach der 30. Minute nie mehr gelang, den Ball überhaupt in die Nähe des Wolfsburger Tores zu bringen.  Auf den Laien wirkt es daher leider so, als sei das System Brechstange tendenziell fehl am Platze, zumindest aber noch nicht ausgereift. Kann ja noch werden, man sollte es halt mal von Anfang an so versuchen.

In Wolfsburg wäre es ja grundsätzlich auch denkbar gewesen, eher dort etwas zu ändern, wo der Ball nach vorne gebracht wird, dort, wo Zdravko Kuzmanovic – und es war mir in dieser Phase des Spiels sehr egal, ob er bereits einen Vertrag in wo auch immer unterzeichnet hat – in der Lage ist, das Spiel auch einmal schnell zu machen, anstatt es wie Tamas Hajnal mit hübsch anzusehenden Pirouetten zu verlangsamen. So aus Fansicht.

Ja, ich weiß, dass Niedermeier fast noch den Ausgleich erzielt hätte. Nach einer Standardsituation, die Timo Gebhart mit einem Dribbling erzwungen hatte. Auf Flanke von Traoré, dem ich zuvor – nicht zuletzt nach 5 Standards auf Brusthöhe – jede Teilnahmeberechtigung abgesprochen hatte. Womit alles, was ich schrieb und dachte, ad absurdum geführt wäre. Das wäre mal ein Schönheitsfehler gewesen.

0 Gedanken zu „Irgendwas Defätistisches …

  1. Ich habe ja leider (oder zum Glück) nur sehr wenig Möglichkeiten, ein Spiel des VfB in voller Länge anzusehen. Von dem her hat es mich sehr, sehr erschreckt, wie schwach die Mannschaft tatsächlich war, die auf dem Platz stand, insbesondere nach Minute 30. Bis dahin hatte ich eher das Gefühl, dass ich darauf warten kann, dass der VfB mal ein Tor macht. Was danach kam, ließ mich in der zugigen Kälte der Volkswagenarena einfrieren, physisch und mental. Ich habe außer mit den Schultern nicht mal mehr gezuckt nach dem Abpfiff. Beeindruckt war ich von Ulle, der wieder sehr gut gehalten hat und bei knapp 0 Grad in kurzem Trikot/kurzer Hose gespielt hat. Ansonsten war es mutlos, hilflos, konzeptlos, orientierungslos und vor vieles mehr…Ach ja, die wenigen VfB-Fans waren lauter als der ganze Rest des Stadions und damit immerhin auf diesem Gebiet überlegen gewesen.

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