375 – 163g – 91u – 121v

Vor ein paar Tagen sagte ich Herrn nedfuller, dass es mich keineswegs überraschen würde, wenn der VfB “wieder einmal” den Aufbauhelfer gäbe und einem Tabellenletzten den Weg zurück in die Tabelle ebnete. Und es ward.

Wieder einmal. Wieder einmal? Wenn man ehrlich ist, trifft das nur sehr bedingt zu. Seit der Saison 2000/01 traf der VfB 23 mal auf einen Tabellenletzten und ging in 11 Fällen als Sieger vom Platz. Sieben Unentschieden sind kein Ruhmesblatt, fünf Niederlagen ok: im Schnitt holte der VfB 1,74 Punkte pro Spiel, wenn man beim oder gegen das Schlusslicht antrat.  Deutlich besser als die gefühlte Bilanz, oder?

Gefühlt dürfte sie ohnehin bei allen schlecht sein, wie oft hört man jenes “das ist doch mal wieder typisch für [meinen Verein]!”, wenn die Mannschaft des Vertrauens gegen ein Kellerkind Punkte abgegeben hat. Klar, die Negativerlebnisse bleiben stärker im Gedächtnis haften, und doch bin ich wild entschlossen, jedem Schalker, der künftig dergleichen von sich gibt, ein feuriges “Unsinn” entgegen zu schleudern. 15 von 25 Spielen haben sie gewonnen, nur deren fünf verloren, zwei Punkte pro Spiel errungen – ein Wert, der nur von drei Vereinen getoppt wird, deren Resultate von geringem statistischen Wert sind: Mainz hat immerhin sieben Spiele gegen den Letzten absolviert und bemerkenswerte fünf gewonnen, keines verloren, 2,43 Punkte geholt; Aachen und Unterhaching mit jeweils drei Punkten aus nur einem Spiel darf man indes komplett vernachlässigen.

Interessant noch Gladbach, das von seinen 15 Spielen nur vier verlor. Weil man gar nur drei gewann, hat die Borussia als Unentschiedenkönig mit 1,13 Punkten pro Spiel den schlechtesten Wert aller aktuellen Erstligisten. Der Zweitletzte aus Köln liegt mit durchschnittlich 1,33 Punkten aus ebenfalls 15 Spielen bereits deutlich besser, gefolgt von der Hertha, die in 20 Spielen1,50 Punkte pro Spiel erreichte. Letztlich auch nicht gerade brillant, wenn man bedenkt, dass es 20 mal gegen den jeweils schwächstmöglichen Gegner ging und nur acht mal ein Sieg heraussprang. Den absolut niedrigsten Wert erreicht der KSC, dem in drei Spielen gegen das Schlusslicht kein einziges Pünktchen vergönnt war. Die 0,75 Punkte, die Cottbus durchschnittlich in acht Partien erzielte, wirken im Vergleich dazu geradezu großartig.

Dass das alles mit sehr viel Skepsis zu betrachten ist, steht außer Frage. Möglicherweise wäre es aussagekräftiger gewesen, wenn man statt des Tabellenletzten die drei Vereine auf den Abstiegsrängen betrachtet hätte, und vielleicht auch erst ab dem fünften oder gar zehnten Spieltag, weil davor die Aussagekraft der Tabelle zu gering ist, was man auch mittels einer Gewichtung hätte berücksichtigen können, von Heim- bzw. Auswärtsspielen gar nicht zu reden, und so weiter und so fort. Ungeachtet dessen:

Spiele gegen den Tabellenletzten, 08/2001 - 09/2011

Aktuelle Bundesligisten sind gelb hervorgehoben, grün und rot drücken eine mehr oder weniger willkürlich vorgenommene Kategorisierung in besonders gute oder schlechte Werte aus.

Und da die Daten nun schon einmal vorlagen, habe ich mir noch kurz die Ergebnisse der Tabellenletzten angesehen. Der 1. FC Köln, der im betrachteten Zeitraum am häufigsten mit der Laterne in der Hand antreten musste, errang in 48 Spielen im Schnitt genau einen Punkt, die Hertha lag in ihren 31 Partien sogar knapp darunter. Unter der Einpunktgrenze lagen zudem, mit etwas weniger Versuchen, Bochum (23 Spiele / 5 Siege), Sankt Pauli (18/3) der SC Freiburg (14/2) und Aachen (1/0).

Gute Bilanzen haben hier ausschließlich Mannschaften vorzuweisen, die maximal 10 Auftritte als Schlusslicht hatten. Der HSV, Hannover und der VfB gewannen je sechs von zehn Spielen, Werder (2 Spiele), Bielefeld und Dortmund (je 1) tragen eine blütenweiße Weste. Überraschen kann das natürlich nicht: wer nur sehr wenige Spiele als Letzter bestritten hat, muss nun einmal erfolgreich gewesen sein, um die rote Laterne schnell wieder abzugeben.

Spiele als Tabellenletzter, 08/2001 - 09/2011

Kommen wir zum praktischen Nutzen.

Am Sonntag empfängt das Schlusslicht aus Hamburg den FC Schalke 04. Schalke hat nur eine von jeweils fünf Partien gegen einen Tabellenletzten verloren und drei gewonnen, ist also klarer Favorit. Der HSV wiederum hat von den 10 Partien, die er als Laternenträger bestritt, 6 gewonnen, ist also ebenfalls klarer Favorit.

Na dann.

Datenquellen: fussballdaten.de, weltfussball.de
Fehlerquelle: ich 

0 Gedanken zu „375 – 163g – 91u – 121v

  1. Finde das insgesamt ganz großartig (auch wenn der 1. FC Köln in der zweiten Tabelle angeblich kein Bundesligist mehr ist, farblich).
    Bemerkenswert finde ich übrigens auch die Ausbeute von K’Lautern als Schlusslicht, mit 1,65 Punkten im Schnitt kann man bequem die Koffer fürs internationale Geschäft abstauben. Mit ein wenig Glück sogar packen.

    1. Wobei ich K’Lautern alleine deswegen bemerkenswerter als Hamburg, Hannover und Stuttgart finde, weil die wesentlich länger / öfter unten drin standen. Sähe wahrscheinlich extremer aus, wenn tatsächlich nur die Spiele nach dem jeweils 10. Spieltag beachtet worden wären.

  2. Finde generell, dass man sich seine Legenden schön zusammenbauen kann. Meine ist, dass der VfB immer Tore bekommt von irgendwelchen Typen, die ihr erstes Spiel für den Gegner machen. Van Nistelrooy ist so ein Beispiel, der hat doch sein erstes Spiel gegen VfB gemacht und natürlich gleich 2 mal getroffen. Dieser Däne in Mainz vor einem Jahr (oder zwei) hat danach auch nie wieder irgendwas getroffen. Dummerweise fallen mir gerade keine weiteren Beispiele ein, aber es reicht aus, um bei mir Panik zu erzeugen, wenn der Gegner den frisch eingekauften oder geliehenen Stürmer einwechselt… jedes Mal!!! Das Gute an der Transferperiode ist ja dann auch, dass dies eigentlich nur zweimal in der Saison passieren kann. ber Jugendspieler und lang Verletzte können ja jederzeit für Angst und Schrecken in einem Wohnzimmer sorgen.

  3. @Dominik:
    Danke. Ja, in der Tat ist die Lauterer Bilanz sehr ordentlich. Und ich ärgere mich, dass ich Deinen Hochrechnungsgedanken inkl. Abgleich mit dadurch möglichen Tabellenplätzen nicht hatte.

    @Horscht:
    Klar, an van Nistelrooy denken wir wohl alle, aber zur Legendenbildung hat’s bei mir da noch nicht gereicht.
    Anders sieht es mit den Ex-VfBlern aus, gerne mit solchen, die’s hier nicht ganz gepackt haben oder gar nur ausgeliehen sind. Die machen mir Angst.

    Tobias Rathgeb, der sein einziges Bundesligator gegen den VfB schoss, oder Marco Caligiuri: eine Woche, nachdem er an Duisburg verliehen worden war, schoss er sein erstes von bisher drei Bundesligatoren, gegen den VfB, es blieb beim 0:1. Natürlich traf Schieber letzte Saison zweimal und legte auch noch zwei Tore auf, von Tifferts drei Vorlagen beim unsäglichen 3:3 nicht zu reden (aber der war wenigstens schon länger aus Stuttgart weg).

    @nedfuller:
    Quatsch, Gefühl im Fuß ist das Allerwichtigste.

    @Trainer Baade:
    Reine Willkür.
    Nicht ganz: zum einen dachte ich, dass derlei Einschätzungen eine begrenzte Halbwertszeit haben (was vielleicht nicht stimmt) und man deswegen nicht bis in die 70er Jahre zurückzublicken braucht, zum anderen, und wohl auch vor allem, hatte es etwas mit dem Arbeitsaufwand zu tun. Das Jahr 2000 erschien mir dann als zumindest formal geeignete Zäsur.

    @tobitatze:
    Zumal der HSV zur Zeit ja gegen jeden verliert.

  4. […] Die Rothosen sind immer noch Schlusslicht der Tabelle. Das ist auf der einen Seite gut für uns, denn gegen die Vereine mit der roten Laterne sahen wir bisher immer ziemlich gut aus. Allerdings sind die Hamburger kein Punktelieferant. Vor allem nicht, wenn sie Tabellenletzter […]

  5. Die Legende lives on: Der Mainzer Kollege Ujah hat gegen den VfB sein erstes BuLi Tor überhaupt geschossen und dann gleich noch eins von Molinaro geschenkt bekommen… Und als Aufbaugegner waren wir natürlich auch am Start! Grrrrr

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