Ja, fast gerettet, so tönt es aus allen Ecken. Per Twitter erreichen die VfB-Sympathisanten Glückwünsche zum Klassenerhalt, die Zeitungen schlagen in die gleiche Kerbe, in irgendeinem Zeitungsbericht wurde der Abstand zu Eintracht Frankfurt auch gleich einmal auf 6 Punkte erhöht. Wäre schön, dann bräuchte man sich wirklich keine Sorgen mehr zu machen.
Tatsächlich sind es aber bekanntlich nur 5 Punkte. Sicher, die Frankfurter erwecken nicht den Eindruck, noch zweimal gewinnen zu können, aber wir wissen ja alle, wie das in dieser Saison so ist mit den Tendenzen. Und dann gewinnt die Eintracht gegen Köln, der Noch-immer-Champions-League-Kandidat Hannover gewinnt beim Noch-immer-Abstiegskandidaten Stuttgart, der dann beim Auch-dann-noch-Champions-League-Kandidaten in München die Saison beschließt, während die Eintracht zu den Längst-Meistern fährt.
Weshalb ich mir mal angesehen habe, wie sich Längst-Meister in der Regel so schlagen. Demnach könnte der VfB von Glück reden, dass es sich bei besagtem Längst-Meister nicht um die Bremer handelt, die von ihren insgesamt sechs Spielen, die sie als feststehender Titelträger bestritten, sage und schreibe vier verloren: zwei im Jahr 1988, zwei weitere 2004. Nur der HSV ist, rein prozentual, noch schlechter, hat er doch seine einzige Partie als bereits sicherer Deutscher Meister im Jahr 1979 gegen die Bayern verloren. Besagte Bayern haben mit weitem Abstand die meisten dieser eher lästigen Spiele bestritten, nämlich 29. 20 Siege, 5 Unentschieden und 4 Niederlagen sind eine sehr respektable Bilanz. Eine hundertprozentige Siegquote haben Gladbach (3/3), Nürnberg (1/1) und, tada!, Dortmund: der Meister 2011 durfte am 34. Spieltag der Saison 1995/96 zum Schaulaufen antreten und schlug Freiburg 3:2. Folglich ziehe ich meine Bedenken zurück, auf Dortmund ist Verlass.
Es liegt mir fern, hier einen falschen Eindruck zu erwecken: ich bin sehr zuversichtlich, dass der VfB die Klasse hält. Dass Bruno Labbadias Mannschaft ein Rückrundenergebnis erzielt, das hochgerechnet… ach, lieber nicht.
Am Samstag in Hoffenheim zeigte die Mannschaft eimal mehr, dass sie nicht nur weiß, worum es geht, sondern sich auch von Rückschlägen der eher deprimierenden Art nicht aus der Bahn werfen lässt. Tasci fing sich nach einer sehr durchwachsenen Anfangsphase, Ulreich fing sich zum Glück noch etwas früher (ja, ich kreide das 1:0 beiden gleichermaßen an), zu Beginn der zweiten Hälfte kam das nötige Glück hinzu, und dann war erneut Verlass auf Cacau, Kuzmanovic und vor allem Harnik. Spätestens nach diesem Spiel wäre wohl die Frage nach meinem Spieler der Saison geklärt, wenn sie sich denn stellte. Trotz Träsch, trotz Kuzmanovic und Hajnal, trotz – hört, hört! – Ulreich.
Das haben wir gern, Herr Kamke. Den Abstiegskampf noch nicht als beendet ansehen, aber schon über die Spieler der Saison sinnieren.
Auf Pogrebnyak war übrigens eher weniger Verlass, vor dem Tor. Dennoch bin ich der Ansicht, dass seine Hereinnahme nicht nur richtig war, sondern sich auch gelohnt hat. Das Spiel des VfB war im 4-4-2 ein anderes, zwingenderes, Pogrebnyak band Abwehrspieler, Cacau hatte mehr Freiräume, Harnik war links weitaus agiler als Okazaki und ließ Andreas Beck nicht immer gut aussehen.
Was fehlt: eine Statistik darüber, wie erfolgreich Mannschaften, die drei Spieltage vor Schluss völlig unerwartet bereits sicher für den Uefa-Cup qualifiziert waren, die restlichen Spiele bestritten. Aber ich bin guter Dinge, dass Hannover die zweite Niederlage kassieren wird. Dann freue ich mich über jede Rettungsschlagzeile.
Nicht schlecht für so einen unkreativen Onkel. 😉
So oder so haben wir
scheinbaranscheinend wieder einmal sehr ähnliche Gedankengänge gehabt, wie z.B. Harnik (verfrüht) hervorzuheben.Etwas irritierend war lediglich, dass ich gerade drei Mal über meinen Bildschirm wischen musste…
…und das Bild trotzdem nicht schärfer wurde, ne?
Korrekt kombiniert, Sherlock.
Eine Längst-Meister-verliert-am-letzten-Spieltag-Statistik ohne den VfB — Sie scheinen mir doch noch recht jung zu sein, Herr Kamke. Ich sage nur: Jürgen Milewski…
Sie irren, Herr, äh, Dahl. Oder anders: Sie wissen genauso gut wie ich, dass, hätte Herr Milewski vier weitere Tore erzielt, der HSV Meister gewesen wäre. Also kein Längst-Meister-Fall.
“”ja, ich kreide das 1:0 beiden gleichermaßen an””
ich weder…noch. das tor geht für mich zu 80% auf gefahrenmeier, der zum xten male diese saison sein miserables stellungsspiel den massen vorführte und sich danach sogar noch erdreistete, tasci/mlapa trabend (gestreckter galopp wäre imho das mindeste)hinterher zu gaffen.
Traben wäre eigentlich kein Problem gewesen, hätte Tasci den Ball vernünftig verarbeitet. Kann man ja auch mal erwarten von einem Mitspieler.
Ungedachtet dessen widerspreche ich nicht, dass Niedermeier sehr schlecht aussah.
Insbesondere diese eine Bremer Niederlage am 33. Spieltag der Saison 2003-2004 werde ich wohl nie so richtig verarbeiten. Das war reine Wettbewerbsverzerrung. Und 2 Jahre vorher haben wir ihnen noch den Einzug in den UEFA-Cup ermöglicht, auch wenn uns das Spiel gg. Kaiserslautern am 34. Spieltag hätte egal sein können.
Seufz.
Nun, ich wuerde dem zustimmen, wenn sich die Eintracht und der Effzeh am kommenden Spieltag nicht gegenseitig die Punkte wegnehmen wuerden…!!! ;))) Beide zusammen koennen den VfB nicht mehr einholen, weshalb der Nicht-Abstieg des Nicht-Mehr-Abstiegsbedrohten VfB m.E. fest steht!
@jens1893:
Aber so ein 2:6 ist doch immer mal drin…
@Rob:
Ich halte ihn auch für sehr wahrscheinlich aber fix ist er eben nicht. Wie gesagt: wenn Frankfurt 6 Punkte holt, der VfB keinen und Köln am letzten Spieltag 3, dann sind beide vor dem VfB. Dann kommt’s immer noch auf Wolfsburg und Werder an, keine Frage, aber ich hab das Nürnberger Beispiel von 1999 noch zu präsent, um völlig entspannt zu sein.
Oh… ich musste erst den Kicker-Tabellenrechner ersuchen. Sorry, dass ich widersprochen habe… Tatsaechlich kann, wenn alles schieflauft, der VfB noch auf dem Relegationsplatz landen… :((((( So kann auch ich nur hoffen, dass den VfB die eigene Kraft, aus der sie es immerhin noch schaffen koennen, nicht verloren geht oder zumindest die anderen – Frankfurt oder Wolfsburg wenigstens ein Mal bzw. Bremen oder Koeln zweimal – patzen…
Gut gerechnet!
Köln, Wolfsburg und Bremen haben allerdings jeweils noch mindestens 1 dankbares Spiel.
Bremen am Wochenende gg. Dortmund und am 34. in Kaiserslautern, WOB daheim gg. Kaiserslautern und am letzten Spieltag in Hoffenheim und Köln am letzten Spieltag zu Hause gg. das bereits vom Spielbetrieb abgemeldete Schalke.
Kein Grund, Dich zu entschuldigen – Widerspruch ist gut, in dem Fall hatte ich halt zufällig recht.
Und es steht zu befürchten, dass jens1893 mit den dankbaren Spielen auch recht behält.
[…] 6. Das Problem des vorzeitigen Meisters […]